Frankreichs Kämpfer gegen Todesstrafe: Robert Badinter mit 95 Jahren gestorben

Er hatte in Frankreich die Abschaffung der Todesstrafe erreicht: Der ehemalige französische Justizminister Robert Badinter ist in der Nacht zum Freitag im Alter von 95 Jahren verstorben, wie AFP von einer Mitarbeiterin erfuhr. „Ich habe versucht, die Justiz menschlicher zu machen“, hatte Badinter im vergangenen Jahr in einem Interview gesagt. „Ob es mir gelungen ist? Das müssen andere entscheiden“, sagte er. 

„Robert Badinter war eine Persönlichkeit des Jahrhunderts, ein republikanische Stimme des Gewissens“, schrieb Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im Onlinedienst X (vormals Twitter). 

Der in Paris geborene Badinter stammte aus einer jüdischen Familie, die aus dem heutigen Moldau eingewandert war. Während des Zweiten Weltkriegs erlebte er als 14-Jähriger in Lyon, wie sein Vater vor seinen Augen festgenommen wurde. Der Vater starb später im deutschen NS-Vernichtungslager in Sobibor in Polen.  

Badinter studierte unter anderem an der Columbia University in New York, wurde Anwalt und Hochschuldozent in Paris. Immer wieder setzte er sich dafür ein, Angeklagte vor der Todesstrafe zu bewahren – in einer Zeit, als die öffentliche Meinung in Frankreich von deren Angemessenheit mehrheitlich überzeugt war. 

„Wenn das Urteil fiel und das Leben des Angeklagten gerettet war, habe ich das Gericht häufig durch einen Seitenausgang verlassen“, erinnerte Badinter sich mit Blick auf die damaligen Proteste. 

Als Justizminister setzte er 1982 die Abschaffung der Todesstrafe in Frankreich durch. Er setzte sich auch für bessere Haftbedingungen und die Entkriminalisierung der Homosexualität ein. 1983 erreichte er die Auslieferung des ehemaligen Gestapo-Chefs in Lyon, Klaus Barbie, aus Bolivien. Dieser wurde in Frankreich 1987 zu lebenslanger Haft verurteilt. 

Nach seiner Ministerzeit leitete Badinter mehrere Jahre lang den französischen Verfassungsrat. Zeit seines Lebens setzte er sich weiterhin auf internationalem Niveau für die Abschaffung der Todesstrafe ein. Badinter war mit der Philosophin Elisabeth Badinter verheiratet, mit der er drei Kinder hat. 

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