Tinker Toy: Vollkommen unfahrbar, aber ein Rekordhalter: Motorrad mit 48 Zylindern soll verkauft werden

Der Ingenieur Simon Whitelock wollte mit einem Motorrad in das Guiness-Buch der Rekorde. Dafür hat er eine Kawasaki auf 48 Zylinder umgebaut – und den Eintrag sicher. Nun soll das Ungetüm verkauft werden. Aber Vorsicht: Eigentlich ist es vollkommen unnütz.

Vier Zylinder sind für ein Motorrad schon relativ viel – die meisten Zweiräder arbeiten mit einem, zwei oder drei Zylindern, alles über einem V4 oder Reihenvierer gilt als Kuriosität. In der Serienfertigung finden solche großen Motoren fast gar nicht statt: Eine Goldwing wird noch mit Sechszylinder verkauft, einen V8 findet man nur in alltagsuntauglichen Gefährten wie etwa einer Boss Hoss. Warum, ist klar: Der Platz bei einem Motorrad ist begrenzt und am besten wird so ein Bike nicht allzu schwer. Ein großer Motor konterkariert beides.

Das Motorrad ist fahrbar, aber nicht zum Fahren gebaut

Das sogenannte Tinker Toy des britischen Ingenieurs Simon Whitelock ist daher eigentlich absoluter Nonsens. Denn dabei handelt es sich um ein Motorrad mit 48 Zylindern. Jeweils drei Reihen mit acht Zylindern auf jeder Seite treiben das sehr lange Gefährt an. Vorab: Der Erbauer gibt selbst zu, dass es zwar fahrbar ist, aber nicht zum Fahren gebaut wurde.

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Aber was tut man nicht alles für einen Rekord. In einem älteren Video zu dem Motorrad erklärt Whitelock seine Motivation hinter dem Ungetüm. Schon seit den Achtzigern besucht er Motorradtreffen und immer wieder sind ihm die besonderen Bikes im Kopf geblieben. Er wollte mitspielen und schraubte immer wildere Motoren zusammen: So gehören unter anderem ein Neunzylinder „Dreier-Dreier“ und ein Reihensieber zu seinen Projekten. Das „Tinker Toy“ sollte dem Ganzen die Krone aufsetzen und den Wahnsinn beenden.

Deshalb ist die umgebaute Kawasaki mit einem 48-Zylinder-Motor mit 4.200 Kubikzentimetern ausgestattet, der aus insgesamt 16 Kawasaki KH250 Zweitakt-Dreizylindermotoren besteht. Dieser gigantische Motor sorgt nicht nur dafür, dass das Motorrad unglaublich lang geworden ist, sondern auch sehr schwer. Satte 600 Kilogramm bringt es auf die Waage. Noch ein Kuriosum: Als Anlasser dient ein Einzylindermotor aus einer 125er Kawasaki.

Viele andere Teile sind querbeet aus der Motorradwelt entnommen: Goldwing-Federung, BMW-Getriebe und viele maßgeschneiderte Rohrleitungen, Kabel und Schweißarbeiten halten das Tinker Toy auf den Rädern. Die Auspuffanlage ist Handarbeit.

Motorrad Batterie laden, einwintern, lagern Test 9.47

Für diese Leistung gab es einen Rekord: „Simon Whitelock (UK) hat ein Motorrad mit einem Motor, der von 48 Zylindern angetrieben wird, gebaut. Das sind die meisten, die jemals bei einem Landfahrzeug verbaut worden sind“, heißt es auf dem Zertifikat.

„Ich denke, es wird so zwischen 190 und 210 Kilometern pro Stunde fahren“

„Dafür wurde es gebaut. Es ist nicht wegen der Leistung oder zum Schnellfahren. Aber ich denke, es wird so zwischen 190 und 210 Kilometern pro Stunde fahren“, erklärt Whitelock im Video. Ob man das ausprobieren sollte, steht auf einem anderen Blatt.

Im gleichen Video sieht man den Versuch, das Tinker Toy zu bewegen. Aufgrund der enormen Länge sieht das nicht nur extrem ungelenk aus, sondern wirkt außerordentlich gefährlich. Zudem kommt ein ganz enormer Lärm aus den 48 Zylindern und nach wenigen Metern sieht es aus, als zerlege sich das Heck des Motorrads von selbst. Nicht auszudenken, wie furchterregend dieses Gefährt bei 190 km/h sein muss. 

Das Tinker Toy ist wegen seines Motors eigentlich viel zu lang. Sichere Fortbewegung sieht anders aus.
© Simon Whitelock / Youtube

Nach über fünf Jahren in einem Museum kommt es nun unter den Hammer. Damals sagte Whitelock noch: „Eigentlich möchte ich es nicht verkaufen. Aber wenn mir irgendwer ein ernsthaftes Angebot machen würde, sollte das schon eine halbe Million Pfund betragen.“

Es wäre überraschend, sollte es so viel in die Kasse spülen. Ende April wird es Teil der „Spring Stafford“-Auktion bei Bonhams sein, dort steht es aktuell mit einem Schätzpreis von 47.000 bis 70.000 Euro im Katalog. Selbst das wäre schon sehr viel für ein Motorrad, welches man wahrscheinlich nicht fahren können wird. Auch wenn „Motor1“ berichtet, dass Whitelock behaupte, sein Tinker Toy habe eine Straßenzulassung. So lange Arme hat einfach niemand.

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