81 Jahre: „God save the queen, man!“ – Joe Biden und seine Aussetzer

US-Präsident Joe Biden dürfte zu den Menschen gehören, die weltweit die beste medizinische Betreuung erfahren. Doch selbst die kann gewisse Alterserscheinungen kaum verhindern. Immer wieder fällt der 81-Jährige mit Verwechslungen und schiefen Aussagen auf.

Ein „wohlmeinender, älterer Herr mit schlechtem Gedächtnis“ soll der mächtigste Mann der Welt sein. So heißt es in einem 388-seitigen Bericht von Sonderermittler Robert Hur, der sich mit den bei Joe Biden gefundenen Geheimdokumenten befasst.

Die für den US-Präsidenten gute Nachricht: Die in seiner Garage und seinem Büro gefundenen Geheimdokumente aus seiner Zeit als Vizepräsident werden kein juristisches Nachspiel für ihn haben. Doch der Republikaner Hur fällt ein vernichtendes Urteil über den 81-Jährigen. Biden wird als tattriger Greis dargestellt, der sich in Gesprächen weder an den Todestag seines Sohnes Beau erinnern könne, noch an das Ende seiner Vizepräsidentschaft. Zu Beginn des Wahljahres könnte der Bericht fataler kaum sein.

In dieser privaten Garage von Bidens Haus in Wilmington, Delaware, sind vertrauliche Dokumente aus Bidens Zeit als Vizepräsident aufgetaucht
© Department of Justice / ZUMA Press Wire

Biden ist mitten im Wahlkampf für seine Wiederwahl. Entscheiden sich die Wählerinnen und Wähler der Vereinigten Staaten erneut für ihn, könnte er am Ende seiner zweiten Amtszeit 86 Jahre alt sein.

„Ich weiß verdammt noch mal was ich mache!“ 

In einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz am Donnerstagabend schien Biden die Wogen glätten zu wollen. Sein Gedächtnis sei gut. Mehrere Rückfragen zu seinem Alter wies er aufgebracht zurück: „Ich weiß verdammt noch mal was ich mache! Ich bin Präsident und ich habe dieses Land wieder auf die Beine gebracht“, sagte Biden vor Journalisten.

Kurz danach folgte einer der mittlerweile berühmt-berüchtigten Versprecher, die Biden schon seit dem Wahlkampf 2020 verfolgen – und die den Republikanern regelmäßig Futter für neue Angriffe auf den Demokraten liefern. Er erklärte den Präsidenten von Ägypten, Abdel Fattah al-Sisi, kurzzeitig zum Präsidenten von Mexiko.Biden PK 06.17

Als einzelner Zwischenfall betrachtet, können Verwechsler passieren. Doch Biden hat in den vergangenen Jahren eine ganze Liste vorzuweisen. Ein Auszug:

Anfang der Woche verwechselte Biden den französischen Präsidenten Emmanuel Macron mit dessen Vorgänger François Mitterrand. Mitterrand ist seit 28 Jahren tot. Diesen kürte er kurzzeitig zum Staatschef Deutschlands, korrigierte sich dann aber selbst.Ebenfalls diese Woche vertauschte er die langjährige Kanzlerin Angela Merkel mit Altkanzler Helmut Kohl. Mit diesem habe er beim G7-Gipfel 2021 eine Unterhaltung zum Sturm auf das Kapitol gehabt. Kohl verstarb 2017, bei besagtem G7-Gipfel saß Merkel als Verhandlungspartnerin am Tisch.Die Anekdote vom G7-Gipfel rezitierte Biden wiederholt mit kleinen Änderungen. Einige Male soll der damalige britische Premier Boris Johnson mit ihm gesprochen haben, ein anderes Mal war es der italienische Ministerpräsident. Einmal soll sogar Altkanzler Helmut Schmidt bei besagtem Treffen mit am Tisch gesessen haben. Auch Schmidt ist seit 2015 tot.

2023 verwechselte Joe Biden Russlands Einmarsch in die Ukraine mit dem Irak

Weitaus unangenehmer dürfte ein Versprecher gewesen sein, in dem er Wladimir Putins Krieg in der Ukraine mit dem Irak verwechselte. Über Putin sagte er im Juni 2023, dieser verliere „eindeutig den Krieg im Irak“. Selbst Russland reagierte darauf.Allgemein verwechselt Biden Länder immer wieder. Nachdem der indische Präsident Narendra Modi ihn besucht hatte, bedankte sich der Präsident für den Besuch aus China. Beim Asean-Gipfeltreffen, einem südostasiatischen Staatenbündnis, in Kambodscha dankte er Kolumbiens Regierungschef für das Treffen. Kolumbien liegt in Südamerika.

Im selben Jahr sorgte Biden mit der Redewendung „Gott schütze die Königin“ für Verwirrung. Einen Vortrag zur Verschärfung der Waffengesetze beendete er mit dem Ruf: „God save the queen, man!“ Mic Drop – danach legte er sein Mikro ab und verließ die Bühne. Damals war die britische Königin Elizabeth II. bereits tot, Biden selbst hatte an der Beerdigung teilgenommen. Die stellvertretende Pressesprecherin des Weißen Hauses erklärte hinterher, der Präsident habe jemanden im Publikum gemeint. Ein Journalist des Magazins „Atlantic“ fand dagegen eine andere Erklärung. Der US-Präsident benutze diese Phrase manchmal satirisch. So soll Biden das auch 2017 gesagt haben, nachdem er als damaliger Vizepräsident die Wahl von Donald Trump zertifiziert hatte. Trotzdem sorgte der Auftritt für Spott in den sozialen Medien.

Versprecher im Wahlkampf

Auch im Wahlkampf 2020 kam es zu einigen Schnitzern. Kurz vor den demokratischen Vorwahlen in South Carolina bewarb er sich um das falsche Amt: „Ich heiße Joe Biden, und ich bin demokratischer Kandidat für den amerikanischen Senat“, so der damals 77-jährige Präsidentschaftsbewerber.Ebenfalls in South Carolina warb er mit seiner Arbeit für den Klimaschutz unter Präsident Barack Obama. Als Vizepräsident habe er 2015 Chinas Staatschef „Deng Xiaoping“ getroffen. Deng Xiaoping ist seit 1997 tot, Chinas Staatschef hieß schon damals Xi Jinping.2019 kündigte Biden seinen Unterstützerinnen und Unterstützern an: „Wir ziehen die Wahrheit den Fakten vor!“ Gemeint war wohl „Fiktion“, während dessen Präsidentschaft wurde der damalige US-Präsident Donald Trump regelmäßig der Lüge überführt.

Die Liste ließe sich fortführen. Bei der jüngsten Pressekonferenz verwies eine Sprecherin des Weißen Hauses auf die Frage nach dem allgemeinen Gesundheitszustand des Präsidenten darauf, dass Ärztinnen und Ärzte ihn als gesund eingestuft hätten. Es sei „ganz normal“, dass man mal Personen verwechsle. Zweifelsohne können Verwechslungen und Vergesslichkeiten passieren, insbesondere wenn man so viel durch die Welt reist, wie der US-Präsident

Älteste Staatsoberhäupter der Welt   11.03

Der 81-Jährige hat eine lange politische Karriere, saß 1973 erstmals im US-Senat. Wahlkämpfe sind dennoch nicht seine größte Stärke. Die Republikaner und ihr wahrscheinlicher Spitzenkandidat Donald Trump – selbst 77 Jahre alt und nicht frei von Versprechern – werden jede Gelegenheit zur Stichelei nutzen, die sich ihnen bietet.

Dass auch die Wählerschaft in den USA nicht begeistert über das Alter ihres Präsidenten ist, zeigt eine neue Umfrage von NBC News. Darin stimmten 62 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass ihnen die mentale und körperliche Fitness Bidens „große Sorgen“ bereitet. Befragt wurden Republikaner und Demokraten.

Quellen:  NBC News, ntv, „New York Times“, Bericht Robert Hur

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