Auch dieses Jahr: grüne Landschaften, zweistellige Plusgrade. Der Winter zeigt sich einmal mehr kraftlos. Ohne Kunstschnee ginge zu Fasching vielerorts auf den Pisten wenig.
Grüne Wiesen, Vogelgezwitscher, sogar erste Krokusse: Teils frühlingshaft präsentiert sich das Wetter vielerorts in Bayern. Dennoch starten die Liftbetreiber optimistisch in die Faschingsferien. Das Interesse am Skifahren sei ungebrochen, der Schnee reiche, heißt es beim Verband Deutscher Seilbahnen (VDS).
„Bis jetzt schaut es gut aus“, sagt Matthias Stauch, der Präsident des VDS und Vorstand der Bayerischen Zugspitzbahn Bergbahn in Garmisch-Partenkirchen. „Für die oberbayerischen Skigebiete wird der Fasching noch mal positiv verlaufen.“
Ob die Saison danach vorzeitig enden könnte, ist offen. Prognosen seien schwierig. Für Mitte Februar sei eine kältere Periode vorhergesagt. „Das würde uns natürlich helfen“, sagt Stauch. Für die oberen Lagen seien die Liftbetreiber „guter Hoffnung, dass es bis Ostern hält“.
Bis dahin sollen die Lifte laufen, an der 2962 Meter hohen Zugspitze sogar bis Anfang Mai. „Wir haben über drei Meter Schnee an der Zugspitze“, sagt Stauch. Weiter unten im Tal sei die Lage schwieriger. Im Gebiet Garmisch-Classic seien aber vier Talabfahrten offen. „Wir gehen davon aus, dass wir das über Fasching halten können.“ In vielen Gebieten sehe es nicht so schlecht aus, weil die Liftbetreiber die kalten Perioden genutzt hätten, um Schnee zu machen.
Ohne den Kunstschnee sähe es auf den Pisten anders aus. Naturschützer kritisieren seit langem den Einsatz von Schneekanonen und fordern Alternativen zum alpinen Skilauf in niedrigeren Regionen.
„Dieser Winter ist ein Vorgeschmack auf das, was in Zukunft die neue Realität sein wird, warnt Richard Mergner, Vorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern. „Grüne Landschaften und braune Pisten allerorts und Temperaturen, die auch den Betrieb von Schneekanonen unmöglich machen.“
Die Schneesituation, vor allem in den Alpenmittellagen, verändere sich dramatisch, sagt Mergner. Ein Skibetrieb werde schon in naher Zukunft für die meisten bayerischen Skigebiete nicht mehr rentabel sein. „Die Kommunen tun gut daran, andere, sanftere Arten des Tourismus in den Bergregionen zu etablieren. Die Subventionierung von neuen Liftanlagen und Beschneiungssystemen mit Steuergeldern muss auf jeden Fall ein Ende haben.“
Ähnliche Einschätzungen gibt es beim Deutschen Alpenverein (DAV). „Die Skisaison wird immer unberechenbarer werden, insbesondere in den niedrig gelegenen Skigebieten“, sagt Tobias Hipp, DAV-Experte für Klimawandel. „Immer öfter wird es Phasen im Winter geben, in denen selbst mit Beschneiung die Pisten nicht mehr befahrbar sein werden.“ Niedrige Skigebiete bräuchten auf Dauer andere Konzepte. Ein generelles Ende des Pistenskilaufs sei aber nicht absehbar.
Der Januar war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in München und Umgebung etwa ein Grad wärmer als im Mittel der vergangenen drei Jahrzehnte, ähnlich zu mild war es in den Wintersportgebieten.
Für das Wochenende sagt der DWD teils zweistellige Plusgrade voraus. Es werde in den nächsten Tagen bei Föhn am Alpenrand nochmals außergewöhnlich mild, vereinzelt mit Temperaturen von 15 bis an die 20 Grad. Danach soll es kühler werden. „Es sieht nicht nach einem großen Wintereinbrauch aus, zumindest nicht im Flachland“, sagt der DWD-Meteorologe, Dominik Smieskol. „In den Alpen wird es aber für die Skifahrer ein bisschen Neuschnee geben.“
Hatten in der vergangenen Saison mitten in den Weihnachtsferien mancherorts Lifte mangels Schnee stillgestanden, so lief das Weihnachtsgeschäft heuer gut. Trotz des warmen Wetters sei das Interesse der Wintersportler weiter groß, heißt es beim Seilbahnverband.
Auch im Bayerischen Wald am Großen Arber laufen – wenngleich bei nassem Schnee – weiter die Lifte; die oberbayerischen Alpen Plus Skigebiete Sudelfeld, Brauneck und Spitzingsee melden gute Bedingungen. Fast alle Pisten und Lifte seien geöffnet, die Schneehöhen am Berg lägen im Schnitt bei etwa einem Meter, im Tal bei etwa 30 Zentimetern, berichtet Alpen-Plus-Sprecher Egid Stadler. „Auch wenn die Temperaturen tagsüber wenig winterlich wirken – nachts kühlt es auf den Bergen noch stark runter, und wir profitieren von einer guten Grundlage an festem Altschnee.“ Wenn es im Tal regnete, habe es oben teils geschneit, „so dass aktuell auf den beschneiten Pisten überraschend gute Verhältnisse herrschen“.
Zum Fasching geht es auf den Pisten nicht nur ums Skifahren. Vielerorts ist Kostümierung angesagt. Am Sudelfeld bei Bayrischzell kommen am Faschingsdienstag Brettlfans auch zum Nostalgie-Skifahren. Angesagt ist historische Ausrüstung: Holzski, Lederschuhe und nostalgische Klamotte.