Soziales: Expertinnen sehen Fußfesseln gegen „Frauenschläger“ kritisch

Die einzig richtige Antwort auf Frauenschläger seien Fußfesseln, sagte Ministerpräsident Rhein in einer Regierungserklärung im Januar. Expertinnen sehen diese Pläne mit gemischten Gefühlen.

Die Forderungen der hessischen Landesregierung nach Fußfesseln für Männer, die gewalttätig gegen Frauen geworden sind, werden von Expertinnen kritisch gesehen. Es seien noch viele Fragen zu dem Thema ungeklärt, etwa, unter welchen Voraussetzungen diese Maßnahme angewendet werden soll, erklärten Karin Hübner und Sylke Borgsmüller von der Landesarbeitsgemeinschaft der autonomen Frauenhäuser. „Nicht alle Frauen, die zu uns kommen, zeigen den Täter an, nicht alle Frauen stellen Anträge bei Gericht“, ergänzte Borgsmüller. „Wir sind auch sehr vorsichtig mit der Empfehlung, eine Anzeige zu erstatten, weil die Gewalt dadurch noch zunehmen kann.“

Die Expertinnen verwiesen darauf, dass es bereits die Möglichkeit der „Wegweisung“ der Täter gebe, was jedoch in der Praxis zu lasch gehandhabt werde. „Es ist so, dass die Männer nichts befürchten müssen, wenn sie gegen diese Wegweisung verstoßen“, kritisierten sie. „Solange die Täter beispielsweise nur vor dem Haus stehen und die Frauen nicht konkret bedrohen, kommt keine Polizei.“

Wenn in Deutschland fast jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet werde, sei es höchste Zeit zu handeln, hatte Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) in einer Regierungserklärung im Januar gesagt. Die Landesregierung wolle daher die Frauennotrufe und Selbsthilfeangebote ausbauen, Frauenhäuser mehr unterstützen und härter gegen „Frauenschläger“ vorgehen. „Denn die einzig richtige Antwort auf Frauenschläger sind Fußfesseln“, betonte Rhein. Immer wieder werde gegen Näherungsverbote verstoßen, weil sie schwer zu überwachen seien.

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