Präsidentschaftswahl im Senegal nach wochenlangen Unruhen

Nach wochenlangen Unruhen haben die Bewohner des Senegal am Sonntag über die Nachfolge von Präsident Macky Sall abgestimmt. Vor den Wahllokalen in dem westafrikanischen Land bildeten sich teilweise lange Schlangen. Der kürzlich aus dem Gefängnis entlassene Oppositionspolitiker Ousmane Sonko rechnete mit einer Rekordbeteiligung. Als Favoriten galten der 62-jährige Regierungskandidat Amadou Ba und der 43-jährige Oppositionsvertreter Bassirou Diomaye Faye.

Der nicht zur Wahl zugelassene Sonko, der in seiner Hochburg Ziguinchor im Süden seine Stimme abgab, sprach von einer Rekordmobilisierung, insbesondere von jungen Menschen. Diese seien „ab 6.00 Uhr massiv in die Wahllokale gekommen“, sagte Sonko. Er sei überzeugt, dass Fayes Sieg „überwältigend“ sein werde.

Bei der Wahl 2019 hatte die Beteiligung bei 66 Prozent gelegen. Insgesamt waren 7,3 Millionen Menschen zur Wahl aufgerufen. Mit ersten vorläufigen Ergebnissen wird in der Nacht zu Montag gerechnet.

Sonko ist Gründer und Vorsitzender der Partei Pastef und lieferte sich ab 2021 einen Machtkampf mit Präsident Sall. Im Juni wurde der 49-Jährige wegen angeblicher „Verführung der Jugend“ zu zwei Jahren Haft verurteilt und im Januar von der Wahl ausgeschlossen. Statt Sonko kandidierte Faye, der ebenfalls zeitweise im Gefängnis saß.

Regierungskandidat Ba, bis vor Kurzem noch Ministerpräsident, zeigte sich am Sonntag nach der Stimmabgabe in Dakar „sehr zuversichtlich“, dass er bereits in der ersten Runde gewinnen werde. „Es gibt keinen Zweifel daran, dass wir am Ende des heutigen Tages den nächsten Präsidenten der Republik kennen sollten“, sagte Ba und zeigte sich „sehr, sehr, sehr zuversichtlich“ in Bezug auf seine Chancen.

Die nach dem Rückzug zweier Kandidaten insgesamt 17 Bewerber für das höchste Amt im Staat hatten nur zwei Wochen Zeit für ihren Wahlkampf, denn der Termin wurde kurzfristig angesetzt. Ursprünglich sollte am 25. Februar gewählt werden, doch dann kündigte der scheidende Präsident Sall an, die Abstimmung auf Ende des Jahres zu verschieben.

Diese Ankündigung führte zu massiven Protesten, bei denen vier Menschen getötet wurden. Die Opposition sprach von einem „institutionellen Putsch“. Der senegalesische Verfassungsrat erklärte die Verschiebung schließlich für ungültig und legte den 24. März als neuen Termin fest. Bis zu den Unruhen galt der Senegal als Vorbild für Demokratie und Stabilität in Westafrika.

Um die Demonstranten zu besänftigen, erließ Präsident Sall eine Amnestie. Davon profitierten auch Sonko und sein Stellvertreter Faye.

Die Unruhen der vergangenen Wochen waren das jüngste Kapitel in einer Reihe von Gewaltausbrüchen seit 2021, die zum Teil durch die Auseinandersetzung zwischen Sonko und dem Staat ausgelöst wurden. Auch wirtschaftliche und soziale Spannungen sowie die Befürchtung, Sall könne für eine dritte Amtszeit kandidieren, befeuerten die Ausschreitungen, bei denen in drei Jahren dutzende Menschen getötet und Hunderte verhaftet wurden.

Sall hat es nicht geschafft, die Armut im Senegal zu bekämpfen. Die Arbeitslosigkeit liegt offiziell bei 20 Prozent. Die Hälfte der 18 Millionen Senegalesen ist unter 20 Jahre alt. Tausende von ihnen machen sich jedes Jahr auf die gefährliche Reise nach Europa.

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