So frustriert sind Arbeitnehmer: Jeder fünfte Arbeitnehmer hat innerlich schon gekündigt

Eine neue Umfrage zeigt, wie groß die Unzufriedenheit von Arbeitnehmern in Deutschland ist. Die Gründe sind individuell, der volkswirtschaftliche Schaden aber ist gigantisch.

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Die Dauerkrisen der vergangenen vier Jahre hinterlassen auch in vielen Unternehmen ihre Spuren. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup. Demnach spüren 67 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland allenfalls noch eine geringe emotionale Bindung zu dem Unternehmen, in dem sie arbeiten – 19 Prozent fühlen sich überhaupt nicht mehr an ihren Arbeitgeber gebunden und haben innerlich bereits gekündigt. Dies ist der höchste Wert seit dem Jahr 2012.

Die Ergebnisse der neuen Umfrage, die Gallup seit mehr als 20 Jahren so jedes Jahr erhebt, bestätigen einen größeren Trend, dem Capital schon vor zwei Monaten eine Titel-Geschichte gewidmet hat: Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fühlen sich von der Vielzahl der Krisen seit der Corona-Pandemie gestresst und erfahren in ihren Jobs nicht mehr die Sicherheit und Unterstützung, die sie früher aus ihrer Arbeit ziehen konnten. Im Gegenteil, auch dort kommen die Umwälzungen und Krisen an und schaffen zusätzliche Verunsicherung.

So ist der Anteil der Arbeitnehmer, die glauben, ihre Stelle sei in den kommenden Jahren nicht durch Robotik, Automatisierung oder Künstliche Intelligenz zu ersetzen, innerhalb von fünf Jahren um 17 Prozentpunkte gesunken – von 72 Prozent auf 55 Prozent. Umgekehrt hat sich der Anteil derer, die fest damit rechnen, dass ihr Job künftig von einer Maschine erledigt wird, verdoppelt (von vier auf sieben Prozent). Zugleich sagt ein Drittel der Befragten, ihr Unternehmen sei auf die technischen Neuerungen „gut“ oder „sehr gut“ vorbereitet, zwei Drittel sind dagegen eher skeptisch respektive sind sogar davon überzeugt, dass ihr Arbeitgeber alles andere als gut gewappnet ist.

Arbeitnehmer wünschen sich flexible Arbeitszeiten 

Ein weiterer Frustfaktor sind Reibereien über Arbeits- und Präsenzzeiten im Büro. So sagen 56 Prozent der befragten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, sie wünschen sich flexible Arbeitszeiten – immerhin 49 Prozent geben zudem an, dass sie tatsächlich auch flexibel arbeiten können. Etwas mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer berichtet jedoch über feste Arbeitszeiten zwischen 9 und 17 Uhr – obwohl nur 44 Prozent dieses Modell tatsächlich vorziehen.

In der Summe führen beide Faktoren nach Überzeugung der Gallup-Forscher schließlich zu einer schleichenden Entfremdung zwischen Management und Belegschaft. Als erstes erkennbar sei dies an den Fehlzeiten und Krankheitstagen, die tatsächlich im vergangenen Jahr einen Rekordstand erreichten. So verknüpften die Gallup-Befrager die Ergebnisse und stellten fest: Mitarbeiter, die sich stärker mit ihrem Unternehmen identifizieren, fehlen in etwa nur halb so oft wie Mitarbeiter, die bereits innerlich gekündigt haben (im Schnitt 4,8 Fehltage im Jahr versus 9,1 Tage).

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Den Schaden, der Unternehmen durch schlecht motivierte, ineffiziente oder gar ganz fehlende Mitarbeiter entsteht, überschlagen die Gallup-Experten allein für Deutschland auf eine Summe zwischen 133 und 167 Mrd. Euro. Das wären bis zu vier Prozent der jährlichen deutschen Wirtschaftsleistung (BIP).

Um den Trend umzukehren und wieder mehr Mitarbeiter für ihre Jobs zu begeistern, fordern die Gallup-Experten einen „emotionaleren“ Managementansatz: Führungskräfte müssten ihre Mitarbeiter stärker einbinden und ihnen selbst überlassen, wie sie ihre Arbeit gestalten und ihre Aufgaben umsetzen. Wie das konkret geht, welche Probleme dabei auftauchen und wie man diese meistert – erklärt Capital in der großen Geschichte über das erschöpfte Land und wie ein Neustart für Unternehmen wie Mitarbeiter gelingen kann.

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