Monika Gruber hat nun auch vor dem Oberlandesgericht gegen eine Bloggerin Recht bekommen, die sich gegen Rassismus wehrt. Dieser Sieg ist eine Niederlage.
Monika Gruber ist eine Siegerin. Sowohl das Landgericht Hamburg als auch das Hanseatische Oberlandesgericht haben ihr erlaubt, den Namen einer Bloggerin in ihrem Buch, sagen wir mal, durch den Kakao zu ziehen. Das sei durch die Kunst- und Redefreiheit gedeckt, stellen die Gerichte klar. So ein Spott sei erlaubt. Vor allem, wenn man sich – wie die Bloggerin – in der Öffentlichkeit bewege und 10.000 Follower habe (was die Bloggerin bestreitet). Aus juristischer Sicht sind die Entscheidungsgründe sogar nachvollziehbar. Kunst- und Redefreiheit sind hohe Güter, die es zu verteidigen gilt.
Aber nicht alles, was man nach den Buchstaben des Gesetzes darf, muss man auch tun. Publizisten, dazu zählen Kabarettisten zweifelsohne, haben – das klingt jetzt altmodisch, ist deshalb nicht weniger wahr – Verantwortung. Sie sollten bedenken, was ihr Spott auslösen kann. Und ob es das wert ist. Für einen billigen Gag.
Monika Gruber spricht Migranten Kompetenz ab
Natürlich darf man die woke Bewegung karikieren. Sie bietet reichlich Anlass. Aber diese Bloggerin hat nichts weiter getan, als davor zu warnen, dass die textile Hobbyszene von Rechtsextremen unterwandert wird.
Als Reaktion darauf hat sich Monika Gruber über ihren indischen Namen lustig gemacht. Nein, sie hat ihn verächtlich gemacht. Es ist „mir ein Rätsel, was jemand mit einem solchen Namen in der ‚textilen Hobbyszene‘ treibt? Ich hätte sie eher beim tantrischen Shakren-Turnen oder einem veganen Urschrei-Seminar verortet“.
Gruber spekuliert, dass Roma Maria M. unter falschem Namen tweetet. Sie unterstellt der Bloggerin, dass sie den nichtdeutsch klingenden Namen wie ein Accessoire benutzt, um ihrem Tweet mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen. Vermutlich heiße Roma Maria M. „im wahren Leben doch eher bloß Maria Müller“, was aber „schwer nach ‚Bund deutscher Mädel‘ klingt“.
Gruber nennt den vollen Namen einer Frau mit Migrationshintergrund im Kontext einer nationalsozialistischen Jugendorganisation – der BDM war das weibliche Pendant zur Hitler-Jugend. Das ist, gelinde gesagt, geschmacklos. Zumal es ein Leichtes gewesen wäre, zu recherchieren, dass Roma Maria M. tatsächlich so heißt. Ihr Vater war Inder.
Was tut Monika Gruber hier? Unter dem Deckmantel der Satire spricht sie Menschen mit migrantisch klingenden Namen Kompetenz ab. Sie hätte auch schreiben können: Eine Frau mit italienisch klingendem Namen kann unmöglich Professorin sein, die ist höchstens Kellnerin. Oder über einen Mann mit türkischem Namen in etwa: Dieser Typ kann unmöglich Anwalt sein. Der brät doch sicher Döner im Imbiss. Und eine Frau mit indischen Wurzeln darf nicht vor Rechtsextremen warnen, weil sie ja höchstens Tantra kann.
Es gibt Siege, die keine sind. Dieser Sieg vor Gericht ist in Wirklichkeit eine Niederlage. Für Gruber, für das Kabarett, für die Diskussion über Fremdenfeindlichkeit in diesem Land.
Man muss die Dinge beim Namen nennen. Was Monika Gruber da verbreitet hat, ist nicht witzig. Es ist kein Spaß.
Es ist tiefbrauner Dreck.