MKBHD gegen Fisker: Youtube-Star verreißt E-Auto – die Reaktion des Herstellers lässt den Börsenwert einstürzen

Wenn das eigene Produkt in Tests verrissen wird, ist das für den Hersteller unschön. Autohersteller Fisker zeigt nun aber eindrücklich, dass die Reaktion darauf sogar noch schädlicher sein kann.

Die Bewertung ist harsch: „Das ist wahrscheinlich das schlechteste E-Auto, das ich je gefahren bin“, urteilt ein Review-Video des Elektro-SUV Fisker Ocean. Leider stammt sie nicht von irgendeinem Youtuber, sondern von Marques Brownlee, der mit seinem Kanal MKBHD 18,5 Millionen Abonnenten erreicht. Dass die Aktie des Herstellers in der Folge in den Keller ging, hat der sich aber selbst zuzuschreiben.

Die Video-Rezension fiel schon hart genug aus. Was durchaus ungewöhnlich ist: Brownlee ist eher ein netter Typ, zeigt bei seinen Rezensionen zwar Mängel auf, Krawall und harte Ansagen sind aber eigentlich nicht sein Stil. Beim Fisker konnte er aber wohl nicht anders. Er habe „zu viele merkwürdige Entscheidungen“ entdeckt, berichtet er. Buttons, von denen man nicht weiß, was sie tun. Ein Solarpanel auf dem Dach, das aber nirgendwo überwacht werden kann. Hinzu kommen zahlreiche Pannen bei der Software: „Ich habe nicht einmal das Auto gestartet und keine Fehlermeldung bekommen.“ Sein für Fisker katastrophales Fazit: „Wenn ich dieses Auto geschenkt bekommen würde – ich würde es nicht fahren.“

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E-Auto von Fisker schmiert im Test ab

Offenbar ahnte der Hersteller schon, dass der Eindruck nicht besonders gut ausfallen würde. Er habe mehrfach nach einem Testwagen gefragt, berichtet Brownlee, doch Fisker habe ihn hingehalten. Weil er genug hatte, organisierte er sich einen Leihwagen von einem Händler. Fisker bekam davon offenbar Wind. Und meldete sich mit der Bitte, trotzdem noch zu warten, bis ein kommendes großes Software-Update erschiene, so der Youtuber. Er lehnte die Bitte ab. „Es ist nicht mein Stil, sich auf Versprechen künftiger Updates zu verlassen“, erklärt er im Clip. „Ich teste das Auto so, wie es jetzt ist, wie es die Kunden bekommen.“

MKBHD Fisker

Der größte Patzer kam nach Erscheinen der Rezension. Als der Clip langsam viral ging, erhielt George Saliba plötzlich einen Anruf. Saliba ist der Besitzer des Autohauses, das Brownlee den Wagen lieh. Am Telefon war ein Fisker-Inginieur, der zunächst einige merkwürdige Fragen stellte, dann aber zur Sache kam: Man habe den Verdacht, dass Saliba jemandem ein Auto gegeben haben könnte, der nun schlecht darüber redet. „Ja habe ich“, gab Saliba offen zu. „Er ist ein ziemlich berühmter Typ.“

Der Fisker-Mitarbeiter sollte offenbar Schadensbegrenzung betreiben. Man wolle die Software des Wagens updaten, erklärte er Saliba. „Das wird eine Menge Probleme beheben“, versicherte er. Dann wurde er aber etwas zu ehrlich: „Es ist nicht der heilige Gral, um Fisker zu retten. Es gibt immer noch ziemliche Probleme, wir müssen da noch ziemlich dran rumschrauben“. Was er nicht wusste: Saliba hat das ganze Gespräch aufgenommen – und es anschließend bei Tiktok hochgeladen.

MKBHD Fisker Tiktok

PR-Katastrophe nach Review von MKBHD

Was dann folgt, wäre ohne den Anruf wohl nicht passiert: Weil Salibas Video viral geht, treibt es auch die Zuschauerzahlen von Brownlees Rezension weiter nach oben. Waren es beim Anruf noch 1 Millionen Views, schießt es nun auf 4,4 Millionen nach oben – und wird damit zum erfolgreichsten Autovideo des Youtubers. Die Wahrnehmung Fiskers geht indes in den Keller: Innerhalb kürzester Zeit kracht der Börsenkurs des Unternehmens ein, halbiert sich innerhalb eines Tages. Und fällt seitdem weiter.

Brownlee ist über die Reaktion überrascht. „Man merkt, dass es sich um eine junge Firma handelt, die noch nicht genau weiß, was sie mit ihren Entscheidungen anrichtet“, sagte er gegenüber „Business Insider“. Dabei habe er viele Aspekte des im Sommer 2023 erschienen Wagens durchaus gelobt. Im Clip nennt er etwa die gute Sicht im Wagen, das eigentlich angenehme Fahrgefühl. Er sei deshalb auch offen, das SUV später mit einer verbesserten Software noch einmal zu testen. 

Ob es dazu kommt, muss sich zeigen. Dass Fisker so nervös geworden ist, könnte auch an der prekären Lage des Unternehmens liegen. Nachdem es letztes Jahr 463 Millionen Dollar Miese gemacht hatte, steht es kurz vor dem Konkurs. Kurz nach Erscheinen der Rezension musste Firmengründer Henrik Fisk im Quartalsgespräch mit den Aktionären zugeben, dass dem Unternehmen noch vor Jahresende das Geld auszugehen droht. Als dann drei Tage später der Anruf bei Saliba viral ging, brach der Kurs aber erst richtig ein.

Quellen:Youtube, Tiktok, Business Insider, CNN

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