Kurz vor Ablauf einer von der Lokführergewerkschaft GDL gesetzten Frist hat die Deutsche Bahn diese am Sonntag nochmals zu neuen Verhandlungen zur Beilegung des festgefahrenen Tarifstreiks eingeladen. „Wir sind überzeugt, dass uns eine Einigung nur im Dialog am Verhandlungstisch gelingen wird“, erklärte deren Personalvorstand in Berlin. Für den Fall einer Ablehnung durch die GDL regte das Unternehmen eine formale Schlichtung an.
Die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) hatte der Bahn am Freitag eine Frist bis zu diesem Sonntagabend 18.00 Uhr gesetzt. Nach eigenen Angaben wäre sie ab Montag zu neuerlichen Verhandlungen bereit, falls das Unternehmen bis dahin ein neues schriftliches Angebot vorlegen würde. Davor hatte die Bahn die GDL für Montag zu neuen Tarifgesprächen eingeladen. Dies bekräftigte das Unternehmen nun – aber ohne ein vorheriges neues schriftliches Angebot.
In dieser bereits „sehr weit fortgeschrittenen Phase der Verhandlungen“ zu einem „schriftlichen Austausch von Angeboten und Antworten“ überzugehen, sei nach ihrer Auffassung „nicht zielführend“, erklärte die Bahn am Sonntag an die Adresse der GDL gerichtet. Sie wolle „im Sinne unserer Mitarbeitenden und unserer Kunden zeitnah zu einem Tarifabschluss kommen“.
Sie sage deshalb zu, im Verlauf eines direkten Gesprächs „Angebote und Lösungen direkt am Verhandlungstisch zu erörtern und zu unterbreiten“, fügte die Bahn an. Falls die Gewerkschaft der Lokführer das nicht wolle, sei das Unternehmen „alternativ“ bereit, in eine „formale Schlichtung“ einzutreten.
In der laufenden Tarifrunde streikte die GDL inzwischen bereits fünfmal, der fünfte Ausstand über 35 Stunden endete erst am Freitagmittag. In der vergangenen Woche war zuvor eine weitere Verhandlungsrunde gescheitert. In dieser hatten zwei Moderatoren – Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther und der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maizière (beide CDU) – einen Vorschlag für etwaige weitere Verhandlungen vorgelegt.
Die Bahn hatte die GDL anschließend zur Wiederaufnahme von Verhandlungen auf Basis des Moderatorenvorschlags aufgefordert. Die Gewerkschaft lehnte dies allerdings ab und bezeichnete den Vorschlag als nicht annehmbar. Die Kernforderung der GDL in der Tarifauseinandersetzung mit der Bahn ist die schrittweise Einführung einer 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich.
Angesichts der festgefahrenen Situation sprach sich die Union derweil für einen Austausch der beiden Verhandlungsführer aus. „Die Herren Seiler und Weselsky haben sich dermaßen verhakt, dass sie den Weg frei machen müssen für neue Verhandlungsführer im Tarifstreit“, sagte der Vizechef der Unionsfraktion im Bundestag, Ulrich Lange (CSU), der „Bild am Sonntag„.
„Hier tragen zwei Streithähne offenbar auch eine persönliche Fehde aus und die Bahn-Kunden müssen es ausbaden“, fügte Lange mit Blick auf den GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky und Bahn-Personalvorstand Martin Seiler hinzu. Das „Tarif-Theater“ bei dem Verkehrsunternehmen müsse enden.