Als Nachfolger von Nancy Faeser wählt die Hessen-SPD den Bundestagsabgeordneten Sören Bartol an ihre Spitze. Der 49-Jährige sieht Politik als „Mannschaftssport“.
Der 49-jährige Bundestagsabgeordnete Sören Bartol ist neuer Landesvorsitzende der hessischen SPD. Beim Parteitag am Samstag in Frankfurt erhielt er 84,2 Prozent der Delegiertenstimmen. Bartol ist in dem Amt Nachfolger von Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die nicht mehr antrat. Zur neuen Generalsekretärin wurde die 35 Jahre alte Landtagsabgeordnete Josefine Koebe mit einer Zustimmung von 87,3 Prozent gewählt.
Er wolle Politik als „Mannschaftssport“ betreiben, sagte Bartol. Bei dem Parteitag mit rund 330 Delegierten beschwor er den Zusammenhalt von Landtagsfraktion, Regierungsmitgliedern und der Partei bei den hessischen Sozialdemokraten. Nur mit einem starken Team könne man wachsen, sagte der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.
„Es ist ein Parteitag in einer neuen, in einer veränderten Situation“, erklärte Bartol. Die SPD sei in Hessen nach 25 Jahren zurück in der Regierung. „Hinter uns liegt ein miserables Wahlergebnis“, sagte er mit Blick auf die Landtagswahl, bei der die SPD 15,1 Prozent der Stimmen bekam und kein Direktmandat erringen konnte. „Ein schmerzhafter Denkzettel, der uns zeigt, dass wir wieder näher ran müssen an die Menschen mit ihren Sorgen und ihren Problemen im Alltag“, sagte Bartol. „Wir wollten ja eigentlich diese Landesregierung anführen. Das haben wir nicht erreicht.“
In Hessen war im Oktober 2023 ein neuer Landtag gewählt worden. Seit Januar regiert die SPD als Juniorpartner in einer schwarz-roten Koalition.
Mit Blick auf die Wahl zum Europäischen Parlament im Juni betonte Bartol, dies sei eine Abstimmung, bei der viel auf dem Spiel stehe. „Es geht um die Zukunft Europas, die Zukunft unserer Demokratien. Und es geht um unsere Freiheit“, betonte er. Vielerorts in Europa hätten Populisten Hochkonjunktur.
Faeser sagte, die Partei sollte ihre Stärke in der Kommunalpolitik stärker für die Landesebene nutzen. Die Verwurzelung in den Kommunen sei das, was die Hessen-SPD ausmache, sagte sie. „Diese Stärke … müssen wir in den nächsten Jahren auch schaffen, auf die Landesebene zu übertragen, damit wir in viereinhalb Jahren erfolgreich durch die nächste Landtagswahl gehen können“, bekräftigte die Bundesinnenministerin.
Faeser erinnerte daran, dass sie von 2014 bis 2019 Generalsekretärin der hessischen SPD war. „Es war eine Zeit, die sehr schwierig war“, sagte sie. Als sie das Amt übernommen habe, sei die Partei tief gespalten gewesen. „Wir haben es geschafft, wieder zueinanderzufinden, dem anderen wieder zuzuhören und einander zu respektieren“, erklärte sie.
Stück für Stück habe sich die hessische SPD wieder zu einer starken, geschlossenen Partei entwickelt, sagte Faeser. „An diesem Zusammenhalt müssen wir weiterarbeiten.“ Zu ihrem Abschied vom Landesvorsitz bekam sie von ihrer Partei ein Puzzle geschenkt.
Auch Hessens Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori bekräftigte den Teamgedanken in der neuen Führungsriege der Landespartei. Die SPD habe einen runden Tisch an ihrer Spitze aufgestellt, sagte er. Unter Verweis auf das jüngste Wahlergebnis kündigte der stellvertretende hessische Ministerpräsident an, neues Vertrauen der Wähler gewinnen zu wollen. Dazu wolle die SPD pragmatische Politik machen, die den Alltag der Menschen verbessere.