Der Kochboxen-Versender hat in der Pandemie einen großen Aufschwung erlebt, nun hat sich die Lage gedreht. Das Unternehmen muss Abstriche machen – an der Börse kommt das nicht gut an.
Der Kochboxen-Versender Hellofresh stellt sich auf schwierige Jahre ein. Die Zurückhaltung der Kunden belastet den MDax-Konzern. Daran dürfte sich absehbar nichts ändern, der Vorstand nimmt deshalb Abstand von seinen Mittelfristzielen. Das bisher für das Jahr 2025 gesetzte operative Margenziel dürfte erst langfristig greifbar sein. „Wir werden unsere bereinigte Marge ab dem ersten Quartal 2024 künftig nicht mehr vierteljährlich veröffentlichen“, sagte Finanzchef Christian Gärtner zudem in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Anlegern schmeckten die Nachrichten gar nicht. Der Kurs der Hellofresh-Aktie brach am Freitagvormittag um 46 Prozent auf 6,35 Euro ein. Zum Vergleich: In der Hochphase der Corona-Pandemie waren es fast 100 Euro gewesen.
Am Donnerstagabend hatte Hellofresh in Berlin mitgeteilt, dass die Mittelfristziele unwahrscheinlich zu erreichen seien. Bislang hatten sich Konzernchef Dominik Richter und Gärtner bis 2025 einen Umsatz von zehn Milliarden Euro auf die Fahne geschrieben. Zehn Prozent davon – oder eine Milliarde Euro – sollten als um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) übrig bleiben. Von einer neuen Mittelfristprognose fehlt jede Spur.
Nachfrage nach Kochboxen mau
Konzernchef Richter baut weiter auf den Hoffnungsträger Ready-To-Eat, das Segment rund um verzehrfertige Mahlzeiten. Von der Übernahme des US-Unternehmens versprach sich der Manager ein zweites Standbein zu dem Hauptgeschäft mit Kochboxen.
Hellofresh ist mit vorportionierten Zutatenpaketen groß geworden. Vor allem in der Corona-Pandemie, als Lockdowns und die Angst vor Infektionen das Ausgehen erschwerten, legte das Geschäft zu. Seither flaut die Nachfrage ab, und selbst dauerhafte Rabattaktionen können Kunden kaum überzeugen. Richter will daher die Strategie ändern: Früheren Angaben zufolge soll die Fertigessen-Sparte bis 2025 die größte des Unternehmens werden.
Für den einstigen Umsatztreiber Kochboxen sieht es hingegen mau aus: Derzeit verzeichnet Hellofresh nach eigenen Angaben einen Umsatzverlust im hohen einstelligen Prozentbereich. Im Laufe des Jahres dürfte die Absatz- und Umsatzlücke zunehmend kleiner werden.
Bereits für 2024 zeigen sich weitere Zeichen schwacher Geschäfte, die vor allem auf Kochboxen aufbauen: So dürfte der bereinigte operative Gewinn den Angaben zufolge auf 350 bis 400 Millionen Euro einbrechen. Bereits im abgeschlossenen Jahr war dieses Ergebnis vorläufigen Zahlen zufolge von 477 auf 448 Millionen Euro zurückgegangen.