Denis Villeneuve: Warum der Regisseur von „Dune“ nicht von der Wüste lassen kann

Der zweite Teil von „Dune“ läuft in den Kinos. Das Sci-Fi-Epos ist eine sandige Angelegenheit. Was Regisseur Denise Villeneuve an der Wüste fasziniert. 

Vor einigen Wochen in Hamburg: Der Hitregisseur Denis Villeneuve („Prisoners“, „Arrival“) ist zu Gast; er macht Station auf seiner Reise durch die Welt, auf der er gerade für den zweiten Teil seiner Science-Fiction-Saga „Dune“ wirbt. Er trägt schwarzen Pullover zu schwarzem Anzug, seine Hände wirken so zartgliedrig wie die eines Pianisten.

Warum er, Grenzgänger zwischen Blockbuster und Autorenfilm, unbedingt eine Fortsetzung des Sandepos drehen wollte? „Ich habe es genossen, ein eigenes Universum erschaffen zu können“, sagt er. Das Ökosystem eines fiktiven Planeten, das sich trotzdem real anfühle: „Das hat mich schon als Kind am meisten bewegt an der Buchvorlage von Frank Herbert.“

„Dune“, die Zweite, sollte auch die Fans von Timothée Chalamet bewegen. Trollte er sich in seiner Rolle als Prinz Paul Atreides noch arg verspielt durch den ersten Teil, hat ihm der Verlust seines Vaters und vieler Freunde die Leichtigkeit ausgetrieben. Er ist erwachsen geworden, auch als Schauspieler.

Kampfszene aus „Dune: Part Two“
© Warner Bros. Pictures

Hin- und hergerissen zwischen seiner Liebe zu einer Kriegerin (eine recht unterbeschäftigte Zendaya), den Ränkespielen seiner Mutter (Rebecca Ferguson) und seiner vermeintlichen Bestimmung als Erlöser lässt sich sein Paul in einen Wahn aus Rache und Vernichtung fallen. Dafür stellt er sich dem Herrscher des Universums (Christopher Walken) und seinen Schergen, darunter ein glatzköpfiger Psychopath, herrlich abstoßend interpretiert von Austin Butler.

Zuvor lernt er, wie er richtig über den Sand läuft, auf einem Sandwurm reitet, und er wird nach dem Genuss von giftigem „Wasser des Lebens“ auferstehen wie einst der Messias. Würmer gibt es übrigens sehr viele im neuen Film. Kleine, gerade mal so dick und lang wie eine Pythonschlange, und so gigantisch große, dass man damit mühelos eine Stadt erobern könnte.

Denis Villeneuve19:55

„Dune“ und die Wüste – in endlosen Weiten

Frage an Regisseur Villeneuve: Mag er „Lawrence von Arabien“ und andere wüste Filme? Natürlich, sagt er, aber seine Faszination für die Landschaften aus Sand wurzele eher nicht im Kino, sondern in dem Ort seiner Kindheit. Er sei aufgewachsen am Ufer des Sankt-Lorenz-Stroms in der kanadischen Provinz Québec, wo der Fluss so breit werde, dass er endlos wirke. „Dieses Gefühl der Leere ist schon lange Teil von mir“, sagt der 56-Jährige. „Ich habe endlich meinen Frieden geschlossen mit dem Horizont.“

Der erste Teil von „Dune“ war nominiert für zwei Oscars; die Fortsetzung überwältigt erneut mit Kostüm- und Raumschiffdesign, Innen- und Außenarchitektur, an der man sich nicht sattsehen kann. Die Action- und Kampfsequenzen, davon gibt es einige, sind heftig und präzise in Szene gesetzt, nur der Humor kommt etwas zu kurz. Dazu dröhnt die Musik von Hans Zimmer, dessen Namen der Frankokanadier Villleneuve immer noch mit seinem charmanten Akzent ausspricht: „Ans Zimmör“.

Gute Nachricht für alle Sand-Fans: Es gibt noch viele weitere „Dune“-Bände aus der Feder von Frank Herbert sowie dessen Sohn. Die Geschichte des Prinzen zwischen Heil und Unheil ist nicht zu Ende erzählt, die Türen für einen dritten Teil stehen weit offen.

Geisterstadt 17h

Vorher muss sich Villeneuve jedoch ein wenig erholen. Die Aufnahmen in Jordanien und Abu Dhabi bei teilweise über 40 Grad Celsius hätten ihn ausgelaugt: „Zwischen 11 und 13 Uhr verwandelt sich dein Gehirn in eine Kugel aus Wackelpudding.“ Seine rund 500 Mitarbeiter seien dadurch langsam „verrückt“ geworden, eine normale Kommunikation unmöglich. „Deshalb habe ich diese Zeit die ‚dummen Stunden‘ getauft“, sagt Villeneuve – und plante zumindest längere Mittagspausen ein.

Um sich von den Strapazen zu regenerieren, fuhr Villeneuve mit seiner Frau Tanya nach Abschluss der Dreharbeiten in den Urlaub, sie hat den Film mitproduziert. Wohin? Nun, da muss Villeneuve selbst ein wenig lachen: ausgerechnet in die US-amerikanische Wüste. „Diese Landschaft steckt weiterhin fest in unseren Köpfen“, begründet er. Ihre Unbarmherzigkeit und Unbegrenztheit brächten ihn zum Nachdenken und hätten einen meditativen Effekt. „Es ist eine Umgebung, die mich zutiefst beruhigt und inspiriert“, sagt er. „Ich bin ihrer noch lange nicht überdrüssig.“ Die Wüste lebt weiter in ihm.

Das ganze Interview mit „Dune“-Regisseur Denis Villeneuve lesen Sie hier

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