Beisetzung in Moskau: Tausende versammeln sich bei Nawalny-Trauerfeier – Machtapparat fährt Polizei auf

Die öffentliche Trauerfeier für den toten Oppositionellen Alexej Nawalny und die Beerdigung versetzen den Kreml in Nervosität. Trotz Drohkulisse des Machtapparats kommen viele Menschen.

Vor dem Trauergottesdienst für den in einem Straflager gestorbenen Kreml-Kritiker Alexej Nawalny in einer Moskauer Kirche haben sich Tausende Unterstützer des Oppositionspolitikers versammelt. Journalistin der Nachrichtenagenturen DPA und AFP berichteten von „Nawalny“-Sprechchören. Viele Menschen haben demnach Blumen dabei. Auch Deutschlands Botschafter Alexander Graf Lambsdorff wollte an der Trauerfeier teilnehmen.

stern-Reporterin Bettina Sengling ist ebenfalls vor Ort und berichtete von einem „massiven Polizeiaufgebot“. Teils maskierte Polizisten mit Helmen und Tränengaskanistern in der Gegend patrouillierten in der Gegend. Auch in den nahe gelegenen U-Bahn-Stationen waren Polizisten zu sehen.NACHRUF NAWALNYJ STERN PAID

„Wir haben keine Politiker wie ihn mehr und niemand weiß, wann wir wieder welche haben werden“, sagte die 55-jährige Maria, die Nawalny die letzte Ehre erweisen wollte. Sie empfinde „Angst und Trauer“. Der 43-jährige Maxim sagte, er sehe „nichts Illegales daran, sich von einem großen Mann zu verabschieden“.

Logistikprobleme bei Trauerfeier für Alexej Nawalny

Die Trauerfeier in einer Kirche im Bezirk Marino im Südosten der russischen Hauptstadt sollte um 14 Uhr (Ortszeit, 12 Uhr MEZ) beginnen. Anschließend sollten die sterblichen Überreste auf dem nahe gelegenen Friedhof beigesetzt werden.FS Nawalny Leben in Bildern   14.00

Das Team des prominentesten Widersachers von Russlands Präsident Wladimir Putin hatte nach eigenen Angaben Schwierigkeiten, einen Ort für den Trauergottesdienst zu finden. Zudem weigerten sich demnach mehrere Bestattungsunternehmen, den Leichnam des Oppositionspolitikers zu transportieren. Der Leichnam sei erst gegen 11 Uhr (MEZ) freigegeben worden, berichtete die stern-Korrespondentin in Moskau.

Nawalnys Witwe hatte am Mittwoch vor möglichen Polizeiaktionen während der Trauerfeier gewarnt. „Ich weiß nicht, ob es eine friedliche Beerdigung wird, oder ob die Polizei Menschen festnehmen wird, die sich von ihm verabschieden wollen“, sagte Julia Nawalnaja im Europaparlament.

Der Tod Nawalnys in einer Strafkolonie in der Arktis war am 16. Februar bekannt gegeben worden; die Umständen seines Todes sind weiterhin unklar. Die Anhänger Nawalnys und zahlreiche westliche Politiker machen die russische Führung und Putin für den Tod des 47-Jährigen verantwortlich.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert.

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