Festgeld und Tagesgeld: So profitieren Sie jetzt noch von den hohen Zinsen

Bevor die EZB die Zinsen im Sommer wieder senken dürfte, schieben Anleger ihr Geld jetzt noch ins Festgeld. Wer das auch tun will, muss schnell sein.

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Bei Sparerinnen und Sparern war der Jubel im vergangenen Jahr groß: Die Sparzinsen kehrten zurück, gleichzeitig nahm die Inflation immer weiter ab – Banken machten attraktive Fest- und Tagesgeldangebote und Sparen begann, sich wieder zu lohnen. 

Doch jetzt, wo die Europäische Zentralbank (EZB) die Inflation langsam in den Griff zu bekommen scheint, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Zinsen wieder fallen – und damit auch die Chance, beim Sparen zu profitieren. Wer sich auf lange Sicht noch gute Zinsen auf sein Sparguthaben sichern will, muss deshalb jetzt aktiv werden. Einige Banken locken mit besonders guten Angeboten. Das kann sich lohnen, doch sind sie oft an Bedingungen geknüpft. Anleger müssen die Konditionen genau prüfen und das Kleingedruckte lesen.

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Manche Banken boten derart gute Zinsen, dass sie ihre Angebote nach kurzer Zeit wieder zurücknehmen mussten. Besonders groß war der Andrang unter anderem bei der schwedischen Ikano Bank, sie wurde von Anfragen regelrecht überrannt. Sie hatte für sechs Monate einen garantierten Tagesgeldzins von 4,21 Prozent geboten. Ikano, die mehrheitlich der Familie von Ikea-Gründer Ingvar Kamprad gehört, musste das Angebot nach einer Woche stoppen. Stattdessen gibt es jetzt nur noch 2,76 Prozent auf das Kontoguthaben. Top-Zinsen liegen laut Max Herbst von der Frankfurter Finanzberatung FMH weit über drei Prozent.

Banken stoppen Top-Angebote schnell wieder

Mit ihrer Strategie ist die Ikano Bank allerdings nicht alleine. „Jede Bank, die Tagesgeldzinsen ohne weitere Begrenzung oder Bedingung anbietet, wird mit Geldanlagen überschüttet“, sagt Herbst zu Capital. „Die Bank 11 aus Neuss ist ein gutes Beispiel. Sie geht immer wieder mit einem Superzins an den Markt und stoppt ihn dann kurze Zeit später wieder, um die Anträge bearbeiten zu können.“

Mit einem Tagesgeldzins von fünf Prozent sticht im Moment die Oldenburgische Landesbank OLB heraus. Diesen Zinssatz garantiert sie für drei Monate ab dem Tag der Eröffnung des Tagesgeldkontos, danach gibt es dann den deutlich niedrigeren Standardzins von derzeit einem Prozent. Außerdem gilt das Angebot nur für diejenigen, die über die Banking App ein Girokonto bei der OLB eröffnen in einer Mindestausführung der Größe M für 6,50 Euro Gebühren im Monat.

Bisher habe sie damit Einlagen im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich eingeworben, teilt die OLB auf Capital-Anfrage mit. Das Kundeninteresse läge seit dem Launch des Angebots etwa zehnmal höher als in den Wochen zuvor. Die OLB sehe die Tagesgeldaktion als eine „gute Gelegenheit, bundesweit verstärkt Kunden auf uns aufmerksam zu machen“.

Auch bei anderen Banken richten sich die attraktivsten Zinsangebote oft nur an Neukunden. Wenn für das neue Konto Gebühren fällig werden, sollten Kundinnen und Kunden also genau prüfen, ob ein Wechsel wirklich Vorteile bietet. Die Commerzbank-Tochter Comdirect wirbt bei Eröffnung eines neuen Girokontos mit vier Prozent Zinsen aufs Tagesgeld für sechs Monate. Sonst sollen Neukunden für diesen Zeitraum 3,75 Prozent bekommen. 

Die Deutsche-Bank-Tochter Norisbank garantiert Neukundinnen und Neukunden noch bis Ende Februar einen Zinssatz von 3,85 Prozent bis zum 30. Juni 2024. „Das Angebot wurde hervorragend angenommen, sogar über unseren Erwartungen“, sagt ein Sprecher der Norisbank zu Capital. Ab 1. März gelte das Angebot nur noch für Bestandskundinnen und -kunden.

Interesse an Festgeld hat Höhepunkt erreicht

Dass viele der besonders attraktiven Angebote gerade auf wenige Monate Laufzeit begrenzt sind, liegt an der für den Sommer erwarteten Zinssenkung. Im Sommer 2022 hatte die Zinswende der EZB Tagesgeldkonten zum ersten Mal seit Jahren wieder attraktiv gemacht. Aktuell liegt der Leitzins bei 4,5 Prozent, der Einlagenzins bei vier Prozent. Sobald die EZB den Leitzins senkt, Festgeldanlagen aber noch zu einem viel höheren Zinssatz laufen, zahlen die Banken drauf. Sie überlegen sehr genau, ob sich ein Zinsangebot für sie rechnet, und kalkulieren die Zinserwartungen deshalb immer mit ein.

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Im zweiten Halbjahr 2022 hatte die Nachfrage von Tages- und Festgeld an Fahrt aufgenommen. Die OLB konnte 2023 eine Umschichtung von variablen Produkten zu Termineinlagen beobachten und die Norisbank stellte in einer Umfrage zur präferierten Form der Geldanlage für 2024 fest, dass sowohl Tages- als auch Festgeldkonten mehr als fünf Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr zulegten – während etwa Aktien, Fonds und Sparbuch verloren.

Wie Zahlen von FMH zeigen, erreichte das Interesse an Festgeld im Januar dieses Jahres seinen bisherigen Höhepunkt. Im Februar wird voraussichtlich das gleiche Niveau wie vor einem Jahr erreicht. „Gerade jetzt überlegen sich die Anleger, ihr Geld in langfristigen Festgeldern von fünf und zehn Jahren anzulegen, um die zu erwartenden Zinssenkungen aussitzen zu können“, sagt Herbst. Vor dem Hintergrund der Zinssenkungen sei die Wahrscheinlichkeit groß, „dass man in guten Festgeldanlagen langfristig mehr Zinsen erhält als die Inflation auffrisst“.

Gerade langfristig stelle sich allerdings die Frage nach der Einlagensicherheit. In Deutschland sind 100.000 Euro Pflicht und staatlich abgesichert, aber gerade sind auch viele Angebote ausländischer Banken auf dem Markt. Hier sollten Sparerinnen und Sparer prüfen, inwiefern die Angebote dem EU-Recht unterliegen. Und selbst wenn sie das tun, sollte man sich überlegen, wie wahrscheinlich ein Staat die Ausfälle einer Bank kompensieren kann – denn er muss im Fall der Fälle einspringen und die Bankkunden auszahlen können.

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