Energie: Warum ist Fernwärme so teuer?

Eigentlich sollte Fernwärme doch günstig und nachhaltig sein. Stattdessen ist sie oft kostspielig. Unser Wirtschaftsredakteur erklärt, warum das so ist. 

Rund 15 Prozent der deutschen Haushalte betreiben ihre Heizung mit Fernwärme. In diesen Wochen erhalten viele Kunden unangenehme Briefe. Die Abschlagszahlungen steigen, und/oder hohe Nachzahlungen sind fällig. Ein Schock, galt die Heizform doch immer als Lösung für Clevere. „Kosten sparen und gleichzeitig das Klima schonen“, heißt es etwa auf der Website der Verbraucherzentrale. Die Bundesregierung will diese Versorgungsform stark ausbauen, auch als Alternative zur Wärmepumpe. Allerdings hat Fernwärme einige Nachteile.

Erstens: Die Anbieter, oft Stadtwerke, sind meist Monopolisten. Es gibt in der Regel nur ein Fernwärmenetz im Ort, und das gehört ihnen. Verbraucher können zu keiner günstigeren Konkurrenz wechseln wie bei Strom oder Gas. In manchen Kommunen gibt es sogar einen Anschlusszwang. So kann der Monopolist den Preis recht kreativ bestimmen. Transparenz gibt’s selten.

Preis für Fernwärme nicht mehr gedeckelt 

Zweitens: Bis zum Jahresende 2023 war der Kilowattpreis für Fernwärme durch die staatliche Energiepreisbremse auf 9,5 Cent gedeckelt. Diese Bremse ist nun gelöst. Die Kilowattpreise bleiben hoch oder klettern sogar, was sich in den Abschlägen auswirkt. Das zeigt das Preismonitoring des Verbraucherzentrale Bundesverbands.

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Drittens: Fernwärmeverträge laufen teils über zehn Jahre und werden oft verzögert abgerechnet. Viele Kunden bekommen deshalb jetzt die Schlussrechnung für 2022, als die Energiepreise kräftig gestiegen waren. Die Abrechnung für 2023, als die Preise fielen, dürfte milder ausfallen. 2024 wird es wieder teurer, schon weil zum April die Mehrwertsteuer für Fernwärme von sieben auf 19 Prozent steigt. Zudem werden die Brennstoffe tendenziell teurer. Fernwärme stammt noch zu rund 70 Prozent aus fossilen Quellen wie Kohle, Gas und Öl, die vom steigenden CO2-Preis betroffen sind.

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