Hintergründe unklar: Explosionen an Gaspipeline im Iran – Ölminister spricht von Sabotage

Teile des Iran sind derzeit von der Gasversorgung abgeschnitten. Grund dafür sind Explosionen an zwei Pipelines in der Nacht. Ein Beamter wittert Sabotage. Aber so klar ist der Fall nicht.

Im Iran ist nach Explosionen an zwei Pipelines die Gasversorgung in drei Provinzen unterbrochen worden. In der Nacht zum Mittwoch seien „an zwei Orten ein Akt des Terrorismus und der Sabotage“ verübt worden, berichtete die iranischen Nachrichtenagentur Schana unter Berufung auf das staatliche Gasunternehmen NIGC. Durch die Explosionen wurden demnach Pipelines in der Nähe der Stadt Borudschen in im Südwesten des Landes und in der Nähe der Stadt Safaschahr in der südlichen Provinz Fars beschädigt. Niemand sei dabei verletzt worden. Zunächst bekannte sich niemand zu den mutmaßlichen Anschlägen.

Wegen der Explosionen kam es Staatsmedien zufolge in mindestens drei Provinzen zu einer Unterbrechung der Gasversorgung: in Nord-Chorastan im Nordosten, in Lorestan im Westen und in Sandschan im Nordwesten des Iran. Ölminister Dschawad Owdschi sagte am Mittwoch dem Staatsfernsehen: „Wir haben mit solchen Sabotageakten rund um den Jahrestag der iranischen Revolution gerechnet und schnell die Konfiguration des Übertragungsnetzes geändert, um dem Ziel des Feindes entgegenzuwirken, in großen Provinzen Gasausfälle zu verursachen.“ Der Minister verwies auf den Jahrestag der Islamischen Revolution am 11. Februar im Jahr 2011, an dem es einen ähnlichen Sabotageakt gegeben habe. Damals sei in vier Regionen des Landes zeitweise die Gasversorgung ausgefallen.PAID Nordstream Recherchen 13.24

Den Angaben zufolge kommt es nun in Dörfern in der Nähe der beschädigten Pipeline zu Ausfällen, die im Laufe des Tages behoben werden sollen.

Iran spricht von Hinweisen auf Sabotage

Die Explosionen ereigneten sich im Landesinneren und Süden, wie Staatsmedien am Mittwoch berichteten. In der südlichen Provinz Fars gab es laut Behördenvertretern erste Hinweise auf Sabotage. Auch in der Provinz Tschaharmahal und Bachtiari, etwa 400 Kilometer südlich der Hauptstadt Teheran, kam es an einer wichtigen Gaspipeline zu einer Explosion, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete. Flammen waren demnach mehrere Kilometer weit zu sehen. In beiden Fällen seien die Brände unter Kontrolle.

Der Chef des Zentrums für das nationale Gasleitungsnetz, Said Aghli, bezeichnete die Vorfälle im Gespräch mit dem Staatsfernsehen als Terrorattacke. Die Explosionen hätten sich etwa um ein Uhr nachts ereignet. Noch in der Nacht habe Ölminister Dschawad Odschi eine Krisensitzung mit den Sicherheitsdiensten einberufen. Dieser versicherte auch, dass die Pipelines bis zum Tagesende repariert würden. „Zum Glück sind die Ziele, die der Feind verfolgt hat, eine Gasunterbrechung für die großen Provinzen des Landes, nicht eingetreten“, sagte Odschi vor Journalisten.

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Auch örtliche Behörden vermuteten Sabotage als Grund, berichteten staatliche Medien über den aktuellen Vorfall. Die Provinzen Fars, Isfahan, Chaharmahal und Bachtiari seien in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden. Mehrere iranische Medien berichteten, dass infolge der Vorfälle in mehreren Provinzen am Mittwoch die Gasversorgung von Unternehmen und Verwaltungen unterbrochen werde. Dem widersprach die nationale Gasgesellschaft und erklärte, diese Unterbrechungen seien bereits zuvor wegen Wartungsarbeiten geplant gewesen. Weitere Details zu den Hintergründen und der Ursache der Explosionen gab es zunächst nicht.

Hintergründe weiter unklar

Immer wieder ist die Islamische Republik Ziel von Sabotageakten. Erst im Dezember hatten Hacker das landesweite Bezahlsystem an Tankstellen attackiert. Auch Irans Atomprogramm war in der Vergangenheit Ziel von Sabotage.

Auch die Gas- und Ölpipelines wurden wiederholt gestört. Deren Infrastruktur gilt als marode und anfällig, Reparaturen und Erneuerungen sind wegen der internationalen Sanktionen gegen das Land schwierig. Mehrfach wurden von offizieller Seite Saboteure für Störungen verantwortlich gemacht. Unabhängig überprüfen lässt sich das praktisch nicht. Ebenso wenig ist klar, ob es einen Zusammenhang mit der Rolle des Irans in den Konflikten in der Region oder mit der für den 1. März geplanten Parlamentswahl in der Islamischen Republik gibt. In dem Land kam es nach dem gewaltsamen Tod der Kurdin Mascha Amini in Teheran im September 2022 immer wieder zu massiven Protesten, die von den Sicherheitskräften niedergeschlagen wurden.

In der Vergangenheit hatte der Iran in ähnlichen Fällen auch seinem Erzfeind Israel Sabotage vorgeworfen. Teheran ist ein zentraler Verbündeter der radikalislamischen Hamas. Nach dem beispiellosen Überfall der Hamas auf Israel führt die israelische Armee derzeit eine Militäroffensive gegen die Palästinenserorganisation im Gazastreifen.

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