Wahl in Pakistan: Kandidaten mit Verbindung zu Ex-Premier Khan liegen vorne

Bei der von Gewalt überschatteten Wahl in Pakistan liegen kurz vor dem Abschluss der Stimmenauszählung die von der Partei des inhaftierten Regierungschefs Imran Khan unterstützten Kandidaten vorne. Wie die Wahlkommission am Freitag mehr als 24 Stunden nach Schließung der Wahllokale mitteilte, kamen die der Partei Pakistan Tehreek-e-Insaf (PTI) nahestehenden unabhängigen Kandidaten auf bislang 95 Sitze in der Nationalversammlung. Dahinter lag demnach die konservative Partei Muslimliga-Nawaz (PML-N) mit rund 65 Sitzen.

Die Pakistanische Volkspartei (PPP) von Bilawal Bhutto Zardari schnitt den Angaben zufolge mit etwa 51 Sitzen besser als erwartet ab. Sollten sich die Ergebnisse auch im Verlauf der weiteren Auszählung bestätigen, käme keines der drei Lager auf die absolute Mehrheit im Parlament. Um regieren zu können, müsste der Wahlsieger demnach eine Koalition bilden.

Weil die PTI von der Wahl ausgeschlossen worden war, mussten ihre Kandidaten als Unabhängige kandidieren. Nach inoffiziellen Auszählungen lokaler Fernsehsender lagen die Unabhängigen auch bei vielen der noch zu vergebenden Sitze an der Spitze. Die Kandidaten können innerhalb von 72 Stunden nach dem Sieg ihre Zugehörigkeit zu einer beliebigen Partei benennen. 

Laut den jüngsten Ergebnissen der von massiven Verzögerungen geprägten Auszählung konnten die von der PTI unterstützten Kandidaten vor allem in der nordwestlichen Provinz Khyber Pakhtunkhwa, einer Hochburg der Partei, Sitze gewinnen. Die Wählerstimmen in der bevölkerungsreichsten Provinz Punjab sind allerdings noch nicht ausgezählt. Dort erreichte die PTI bei der letzten Wahl die meisten Stimmen, allerdings gibt es auch eine große Unterstützung für Nawaz Sharif und seine PML-N. 

Der 74-jährige Sharif genießt nach Einschätzung von Wahlbeobachtern die Unterstützung des Militärs. Ein Wahlsieg würde dem Politiker, der erst im vergangenen Jahr nach jahrelangem Exil in London in sein Heimatland zurückkehrte, eine vierte Amtszeit als Regierungschef bescheren.  

Der Wahlkampf war von der Inhaftierung von Ex-Regierungschef Khan und der Behinderung seiner Partei PTI durch das vom Militär geführte Establishment überschattet worden. Der populäre Ex-Regierungschef war in der vergangenen Woche wegen Hochverrats, Bestechung sowie einer illegalen Ehe zu langen Haftstrafen verurteilt worden und sitzt im Gefängnis.

Die lange Verzögerung bei der Auszählung verstärkten nun die Vorwürfe der Wahlmanipulation. Die Wahlkommission nannte „Internetprobleme“ als Grund für die Verzögerung der Bekanntgabe der Ergebnisse. 

Einen Tag vor der Wahl war Pakistan von zwei tödlichen Bombenanschlägen vor den Büros von Kandidaten im Südwesten des Landes erschüttert worden, zu denen sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannte. Um „Recht und Ordnung“ aufrechtzuerhalten, entschieden die Behörden, den Mobilfunk im Land auszuschalten. 

Auch nach der Wahl kam es zu Gewalt. Bei Unruhen wurden in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa im Nordwesten des Landes laut Polizeiangaben am Freitag zwei Menschen durch von Anhängern der PTI geworfene Steine getötet und mehr als 20 weitere verletzt.

Besorgt über die Umstände der Wahl äußerten sich die Regierungen Großbritanniens und der USA. Der britische Außenminister David Cameron erklärte, London habe „ernste Bedenken“ bezüglich der „Fairness“ und aufgrund des beschränkten Zugangs zur Wahl festgestellt. Insbesondere bedauere die Regierung, dass nicht alle Parteien zur Wahl zugelassen und manche Kandidaten gerichtlich an der Teilnahme gehindert worden seien. Das US-Außenministerium forderte eine „vollumfängliche Untersuchung“ der Vorwürfe von „Beeinflussung und Betrug“.

Die Atommacht Pakistan ist mit 240 Millionen Menschen das fünftbevölkerungsreichste Land der Welt. Das asiatische Land steckt wirtschaftlich in der Krise. Die Inflation liegt bei rund 30 Prozent und die Rupie befindet sich seit drei Jahren im freien Fall.

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