Auf die Kraftwerksstrategie des Bundes war lange gewartet worden. Entsprechend erleichtert fielen erste Reaktionen aus. Energiekonzerne haben längst Ideen, wie sie davon profitieren können.
Landesregierung und Energiewirtschaft in Nordrhein-Westfalen haben die Vorlage von Eckpunkten einer Kraftwerksstrategie durch die Bundesregierung im Großen und Ganzen begrüßt. „Es ist eine sehr gute Nachricht für die Energiewende und den Wirtschaftsstandort Deutschland, dass die Kraftwerksstrategie nun vorliegt – wenn auch vom Umfang her erheblich knapper als ursprünglich angekündigt“, sagte Wirtschaftsministerin Mona Neubaur am Montag laut Mitteilung. Vertreter von Energiekonzernen bekräftigten ihr Interesse am Bau wasserstofffähiger Gaskraftwerke. Sie sollen anspringen, wenn Wind und Sonne für die Stromerzeugung nicht ausreichen.
Die Kraftwerksstrategie soll den Rahmen für Investitionen in moderne Kraftwerke schaffen. Diese sollen in der Lage sein, künftig mit Wasserstoff betrieben zu werden. Kurzfristig sollen neue Kapazitäten im Umfang bis zu zehn Gigawatt ausgeschrieben werden. Diese Kraftwerke sollen dann zwischen 2035 und 2040 vollständig auf Wasserstoff umgestellt werden.
Neubaur äußerte sich über die geplante Größenordnung kritisch. „Es ist zu befürchten, dass die kurzfristige Ausschreibung von zehn Gigawatt an gesicherter Leistung zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit im gesetzten Zeitrahmen nicht ausreichen wird.“
Die kurzfristigen Ausschreibungen für Kraftwerke mit zehn Gigawatt seien die richtige Überbrückung, erklärte ein Sprecher des Energiekonzerns RWE. Wichtig seien jedoch die Details und dass die Ausschreibungen so schnell wie möglich erfolgten. „RWE plant, sich an den Ausschreibungen zu beteiligen.“ Der Konzern will nach früheren Angaben bis 2030 in Deutschland vor allem an eigenen Kohlekraftwerksstandorten mindestens drei Gigawatt Kapazität errichten.
Auch der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper will Gaskraftwerke bauen, die später mit Wasserstoff laufen können. „Wir gehen aktuell davon aus, dass Uniper einen Teil der neuen Kapazitäten für Deutschland bauen wird“, erklärte Uniper-Chef Michael Lewis. „Sobald wir die Details prüfen konnten, werden wir entscheiden, ob und mit welchen Investitionen wir uns beteiligen.“ Im Januar hatte Lewis gesagt, dass Uniper die Absicht habe, drei bis vier Gigawatt zu errichten.
Der Energiekonzern Steag sprach anlässlich der Eckpunkte von einem wichtigen Schritt. Allerdings stehe die beihilferechtliche Absprache mit der EU ebenso wie eine Konsultation einer breiteren Öffentlichkeit aus. Infolgedessen fehle es an einem konkreten Zeitplan und Details der geplanten Ausschreibungen. „In Summe ist es also noch zu früh, um ein abschließendes Urteil zu fällen.“
Die Steag-Tochter Iqony will Kohlekraftwerksstandorte für den Neubau von Gaskraftwerken nutzen. Nach früheren Angaben kann das Unternehmen „relativ schnell“ an drei Standorten neue Kapazitäten mit einer Leistung von insgesamt rund zwei Gigawatt realisieren.