„Tatort“ aus Bremen: Wenn der Teufel durch die Wände spricht: Kommissarin Moormann bekämpft ihr Kindheitstrauma

Schräge Charaktere, wirre Handlung: Die „Tatort“-Wiederholung aus Bremen ist krampfhaft um Originalität bemüht. Da verliert nicht nur die Kommissarin die Nerven.

2 von 5 PunktenAusgefallener „Tatort“, dem man das Bemühen um Originalität sichtlich anmerkt

Worum geht’s?

Die zweifache Mutter Susanne Kramer zündet sich in ihrer Wohnung an und hinterlässt eine Nachricht an der Wand: „Der Teufel spricht zu ihnen durch die Wände.“ Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) und Linda Selb (Luise Wolfram) glauben zunächst, es mit dem Suizid einer geistig Verwirrten zu tun zu haben, zumal sich die Frau vor ihrem Tod selbst verstümmelt hat. Doch als die Kinder nicht aus der Schule zurückkehren, dämmert den Kommissarinnen, dass es um mehr gehen könnte.PAID Warum ich seit 50 Jahren „Tatort“ gucke – und es auch weiter tun werde_15.30

Warum lohnt sich der „Tatort: Liebeswut“?

Dysfunktionale Familienkonstellation sind ein gern gewähltes Thema im „Tatort“. Auch diese Folge zeigt, welche Macht toxische Menschen auf ihr Umfeld haben. Dieser Topos wird sogar auf zwei Ebenen durchdekliniert: einmal in der Haupthandlung des Falles und in der privaten Geschichte von Liv Moormann.

Was stört?

Ein Nachbar im Unterhemd, der immer Eis lutscht. Ein verhaltensauffälliger Hausmeister. Und eine erwachsene Frau, die in einer Puppenwelt lebt: Keiner der Charaktere in diesem „Tatort“ wirkt real. Um eine möglichst surreale Atmosphäre zu erschaffen, haben die Macher (Buch: Martina Mouchot, Regie: Anne Zohra  Berrached) die Glaubwürdigkeit ihrer Figuren geopfert. Das färbt leider auch auf die beiden Ermittlerinnen ab, die hier auf einen Charakterzug festgelegt werden: Während Selb als kühl und gefühllos dargestellt wird, ist Moormann Opfer ihrer Emotionen.

Die Kommissarinnen?

Es ist eine Begegnung mit Folgen: Gernot Schaballa (Aljoscha Stadelmann), ein Nachbar der toten Mutter, löst bei Liv Moormann ein Trauma aus. Wurde sie als Kind missbraucht? Die Kommissarin begibt sich im Laufe dieser Folge auf eine Reise zu ihren Erinnerungen. Dass ihr die Kollegin Linda Selb zwischendurch Haschkekse verabreicht, macht die Situation auch nicht besser.

Ein- oder ausschalten?

Dieser „Tatort“ will mehr als er kann. Deshalb: keine Einschaltempfehlung.

Die „Tatort“-Folge „Liebeswut“ wurde erstmals am 29. Mai 2022 ausgestrahlt. Die ARD wiederholt den Fall am Freitag, 1. März, um 22.20 Uhr.

Die Kommissarinnen Moormann und Selb ermittelten auch in diesen Fällen:

Dieser „Tatort“ spielt in zwei LändernDer Frischling und der Wikinger: Das neue Team an der Weser tritt an

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