Tesla-Chef: Apples Auto-Pläne galten als Gefahr für Tesla – so reagiert Elon Musk auf das Ende des Projekts

Seit Jahren warten Fans auf Apples erstes Auto. Nun wurde überraschend das Ende des Projekts gemeldet. Elon Musk gibt sich entspannt. Dabei ist die größte Gefahr für Tesla gar nicht vorbei.

Das Ende kam überraschend: Nach mehr als zehn Jahren soll Apple die Mitarbeiter seines Project Titan informiert haben, dass es eingestellt wird. Hinter dem Namen verbirgt sich einer der ambitioniertesten Pläne des Konzerns: Apples eigenes Auto. Der Apple Car wurde immer wieder auch als Gefahr für Tesla gesehen. Dass CEO Elon Musk sich nun zum Ende des Projekts zu Wort meldet, wundert also nicht. Allerdings gab er sich betont gelassen.

Als die von „Bloomberg“ unter Berufung auf Insider gemeldete Nachricht am Dienstagabend die Runde machte, teilte Musk auf seinem Kurznachrichten-Dienst X einen Post des Börsen-Accounts „Unusal Whales“, der sich auf das Ende des Projekts bezog. Sein eigener, erster Kommentar bestand nur aus zwei Emojis: einem Salutieren und einer brennenden Zigarette.

Elon Musk gibt sich betont entspannt

Was er damit genau sagen wollte, erläuterte er nicht. Das salutierende Emoji wird in aller Regel als Abschied und Respektbezeugung genutzt, die Zigarette könnte für Entspannung stehen. Erst sein bislang einziger weiterer Post zu dem Thema gibt etwas mehr Kontext: „Der natürliche Zustand einer Autofirma ist ihr Tod“, postete Musk als Kommentar zu einem weiteren Post, der Apples Gedankengang zu dieser Entscheidung zu erklären versuchte. Und betonte, dass Ford und Tesla bisher als einzige US-Autohersteller noch nie bankrott waren. Auch Musk hat immer wieder betont, wie schwer es sei, gewinnbringend Autos herzustellen.

Was der Tesla-Chef von Apples Autoplänen hielt, verriet er in der Vergangenheit ebenfalls immer wieder. „Autos sind viel komplizierter als Telefone oder Smartwatches“, lästerte er etwa gegenüber dem „Handelsblatt“ über Apples Pläne. „Man kann nicht einfach zu einem Zulieferer wie Foxconn gehen und ihm sagen: „Bau mir ein Auto.“ Apple sei ohnehin nur eine Art Friedhof für Tesla, witzelte er im selben Interview. „Wenn man es nicht bei Tesla schafft, geht man zu Apple.“

STERN PAID 37_23 Musk wahnsinniger Aufstieg 6.30

Gefahr gebannt?

Dabei sahen Branchenbeobachter ein Apple-Auto durchaus als mögliche Gefahr für Tesla. Apple spricht oft dieselben Kunden an, hat weltweit eine sehr treue und überdurchschnittlich zahlungskräftige Fan-Basis. Vor allem steht Apple für viele Menschen für Qualität: Während Tesla nach wie vor mit Produktionsmängeln wie Spaltmaßen und teils heftigen Aussetzern wegen Software-Problemen kämpft, hätte man von Apple ein deutlich ausgereifteres Produkt erwartet. 

Tatsächlich ist es durchaus denkbar, dass genau dieser Anspruch letztlich zum Ende des Projektes führte. Apples nie offiziell bestätigte Pläne sahen ein vollständig autonom fahrendes Auto vor, erst im Herbst hatte Apple die Testfahrten auf einer Strecke in der Wüste Arizonas verdreifacht (hier erfahren Sie, wie die heimliche Teststrecke entdeckt wurde). Zuletzt hatte es laut „Bloomberg“ Überlegungen gegeben, die Veröffentlichung bis 2028 zu verschieben, statt eines echten Selbstfahrers nur einige Assistenzsysteme anzubieten. Doch offenbar reichten diese Aussichten der Führung nicht: In den letzten Wochen sei dann die Entscheidung gefallen, den Stecker zu ziehen.

Tesla Cybertruck 12.57

Erfolgsfaktor Carplay

Aufatmen kann Tesla vermutlich trotzdem nicht. Apple wird zwar als direkter Konkurrent in den Markt eintreten – indirekt kann das aber ein Nachteil sein. Denn schon jetzt ist der Konzern ein Erfolgsfaktor – für andere Hersteller. Mit seinem Betriebssystem Carplay lässt sich Apples iPhone auch im Autodisplay nutzen. Das wissen die Kunden zu schätzen: Vor allem Fans von Premium-Herstellern wie Mercedes, BMW oder Audi gaben bereits in einer Untersuchung 2022 an, dass die fehlende Integration des eigenen Smartphones ein Grund wäre, einen Wagen nicht zu kaufen.

Wenn Apple nun seine eigenen Autopläne eingestampft hat, könnte das aber Carplay zugute kommen: Schon 2022 hatte Apple einen umfassenden Umbau des Systems angekündigt, es soll nun auch an Sensoren und Fahrzeugfunktionen angeschlossen werden. Dabei stand immer die Frage im Raum, ob Apple Features zurückhalten würde, um sie im eigenen Wagen anzubieten. Fällt dieser Aspekt weg, könnte Apple also durchaus ein Interesse daran haben, die Funktionen nun auch den anderen Autoherstellern zu verkaufen. Tesla ist übrigens nicht darunter. Als einer der wenigen Autohersteller bietet der Konzern bisher weder Apples Carplay noch Googles Android Auto an.

Quellen: Elon Musk, Bloomberg, Bearing Point

Verwandte Beiträge