Festgenommene RAF-Terroristin: „Meilenstein der deutschen Kriminalgeschichte“: So kamen Ermittler Daniela Klette auf die Spur

Drei Jahrzehnte lebte sie im Untergrund, am Montag wurde die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette festgenommen. Nun haben die Ermittler erste Details zu dem Fall bekanntgegeben – und eine weitere Festnahme.

Die Festnahme der ehemaligen Linksterroristin Daniela Klette am Montagabend in Berlin ging auf einen Hinweis aus der Bevölkerung zurück. Diesen hätten die Ermittler bereits im vergangenen November erhalten, erklärte Friedo de Vries, Präsident des niedersächsischen Landeskriminalamts (LKA) auf einer Pressekonferenz am Dienstagnachmittag. Das LKA sowie die zuständige Staatsanwaltschaft Verden seien der Spur in den vergangenen Monaten nachgegangen, gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt und der Polizei Berlin. Die Festgenommene habe keinen Widerstand geleistet. Man könne mit „an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ sagen, dass es sich um Daniela Klette handele. Am Dienstag hätten Beamte eine weitere Person in Berlin festgenommen, so de Vries. Derzeit sei noch unklar, ob es sich um einen von Klettes Komplizen handele. 

Daniela Klette wird der sogenannten dritten Generation der linksterroristischen „Rote Armee Fraktion“ (RAF) zugerechnet. Mehr als 30 Jahre lang lebte die heute 65-Jährige im Untergrund. Gesucht wurde sie wegen versuchten Mordes und einer Serie von Raubüberfällen, mutmaßlich begangen zwischen 1999 und 2016 in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg, ebenfalls ehemalige RAF-Mitglieder, gelten als Klettes Komplizen. Nach ihnen wird noch immer gefahndet. Die Ermittler bewerten die Taten der drei ehemaligen Terroristen als „Beschaffungskriminalität“ zur Finanzierung eines Lebens im Untergrund.RAF Klette verhaftet

Die Festnahme von Klette sei ein „Meilenstein in der deutschen Kriminalgeschichte“, sagte die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens auf der Pressekonferenz. Der Fall sende drei Signale: Terrorismus werde mit allen rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft, Terroristen könnten sich auch nach 30 Jahren nicht sicher fühlen, und die Sicherheitsbehörden arbeiteten hochprofessionell und unnachgiebig.

Festnahme von Daniela Klette: Munition und Magazine gefunden

Kürzlich war bei „Aktenzeichen XY“ über die Fahndung nach den ehemaligen Linksterroristen berichtet worden. Danach seien rund 250 Hinweise eingegangen, sagte der LKA-Präsident de Vries. Diese würden noch abgearbeitet. Der entscheidende Hinweis aber stehe nicht in Zusammenhang mit der Ausstrahlung. Insgesamt habe die Fahndung neun Jahre gedauert, tausende von Hinweisen seien abgearbeitet worden. „Wir haben immer daran geglaubt, dass wir früher oder später erfolgreich sein werden“, sagte de Vries.

Bei der Festnahme in der Berliner Wohnung habe Klette einen ausländischen Pass mit falschem Namen bei sich getragen, so der LKA-Präsident. Ob es sich dabei um einen italienischen Pass handelte, wie verschiedene Medien berichtet hatten, wollte er nicht bestätigen. In der Wohnung seien zudem zwei Magazine und Munition für eine Handfeuerwaffe gefunden worden, jedoch nicht die dazugehörige Handfeuerwaffe selbst. Die Untersuchung der Wohnung laufe noch. Klette habe die Wohnung nicht selbst gemietet. Zu etwaigen Verbindungen in die linksextreme Szene und zu Unterstützernetzwerken äußerten sich die Ermittler nicht.FS Geschichte der RAF16:30

Nach der Festnahme sei Klette per Helikopter nach Bremen gebracht und dann unter Bewachung nach Verden transportiert worden. Bei derartigen Verdächtigen bestehe immer die Gefahr einer Gefangenenbefreiung, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Verden, Oberstaatsanwalt Clemens Eimterbäumer. Inzwischen seien sechs Haftbefehle gegen Klette erlassen worden – einer für jede Tat, der sie verdächtigt wird. Klette sitze nun in Untersuchungshaft.

Weitere Festnahme: Ist es einer von Klettes Komplizen?

Die Festgenommene habe „nicht in Abrede“ gestellt, dass es sich bei ihr um Daniela Klette handele, so Eimterbäumer. Sie sei über ihre Fingerabdrücke identifiziert worden. Auch habe sie ihr äußeres Erscheinungsbild nicht so modifiziert, dass ein Wiedererkennen nicht mehr möglich gewesen wäre.

Eingelassen habe Klette sich bislang aber nicht. Nach eigener Aussage erhoffen die Ermittler sich von Klette nicht nur Informationen zum Verbleib ihrer beiden Komplizen, sondern auch dazu, wie es möglich ist, 30 Jahre im Untergrund zu leben, ohne jemals entdeckt zu werden. Zum jetzigen Zeitpunkt wüssten die Behörden aber noch nicht einmal, ob Klette sich in den vergangenen Jahren in Deutschland oder im Ausland aufgehalten hat. Auch sei noch unbekannt, wie lange sie in der Wohnung in Berlin lebte, in der sie festgenommen wurde. 

Die zweite Festnahme vom Dienstag erwähnt LKA-Präsident de Vries erst kurz vor Ende der Pressekonferenz. Bei dem Festgenommenen handele sich um eine männliche Person „im gesuchten Alterssegment“. Ob es sich um Burkhard Garweg oder Ernst-Volker Staub handele, konnte de Vries nicht sagen. Der Festgenommene habe ein Ausweisdokument bei sich getragen, das zunächst untersucht werden müsse. „Wir brauchen noch ein wenig Geduld, bis wir wissen, wen genau die Polizei festgenommen hat“, so de Vries. Laut Oberstaatsanwalt Eimterbäumer könnten bis dahin auch aus personenschutzrechtlichen Gründen keine weiteren Auskünfte erteilt werden. 

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