Jede Woche erscheint der neue stern mit aktuellen Bestsellern: Die in der Printausgabe rezensierten Bücher stellen wir Ihnen einmal im Monat gesammelt auch online vor.
Etwas verwunderlich ist es schon, dass trotz der zunehmenden Digitalisierung immer noch so viele Menschen „echte“ Lektüre kaufen. Andererseits ist es auch ein gutes Zeichen, dass immer noch so viele Leser ein gutes Buch zu schätzen wissen. Aus diesem Grund finden Sie die stern-Besteller der Printausgaben, die jeden Donnerstag veröffentlicht werden, ab sofort auch online. Hier sind die Belletristik- und Sachbuch-Bestseller aus dem Juli 2024.
„Die Frau im Eishaus“ von Kristina Ohlsson
Immer schön, wenn man über Sätze stolpert, die man an der Stelle nicht erwartet hätte und die wunderbar ein norddeutsches Gefühl beschreiben: „Mit einem Mal wurde der Sommer etwas, was kam und ging. Manchmal war er da, dann wieder nicht.“ So gelesen passt das Buch der Schwedin Kristina Ohlsson wie angegossen in das, was wir hier oben Sommer nennen. Erst Sonne, dann Nebel, wieder Sonne, wieder Nebel, und „in dieser seltsamen Zeit stieg auch das Vergangene wieder an die Oberfläche“. Gemeint sind, wie sollte es anders sein, eine zerstückelte Leiche aus dem Eishaus und eine noch vollständige Leiche am Sprungturm, und dazu allerlei Geheimnisse, die Ermittler Strindberg aushebt. Diese Schweden! Früher waren sie gut mit Filmen über Menschen, die sich lieben und nicht ermorden. War auch schön. Hier gibt es das Buch.
„101 Essays, die dein Leben verändern werden“ von Brianna Wiest
101 Essays die dein Leben verändern
So gehen Produktversprechen! Nur 101 Essays weglesen, schon kommt neuer Schwung ins Leben. Nicht wirklich viel Text für einen Neustart. Vor allem, wenn man als, sagen wir, 56-Jähriger versucht, dieses unförmige Ding namens Leben in eine passable Form zu pressen, beispielsweise durch das Studium von circa 40.000 Lebensrezepten aus sechs Jahrtausenden. Schlechte Idee, da sind 22 Euro stattdessen gut investiert. Bis, tja, man merkt, dass 101 Essays sehr viele Glücksmaximen enthalten. Und ab mehr als dreien wird’s bekanntermaßen unübersichtlich. Deswegen improvisieren wir dann doch lieber weiter vor uns hin. Und berücksichtigen an kniffligen Stromschnellen die goldene Regel von Marcel Reifs Vater: „Sei ein Mensch!“ Drei Worte nur. Mehr braucht man manchmal gar nicht. Hier gibt es das Buch.
„Black Bird Academy – Fürchte das Licht“ von Stella Tack
Schwere Holztüren, düstere Bibliotheken, sehr viele alte Bücher. Überall junge Menschen, die in sauberer Schuluniform strebsam an einer Eliteuni studieren. Es gibt dunkle Geheimnisse und Zauberkraft. Und, Sie ahnen es, eine Lovestory. Das sind die wichtigsten Zutaten des „Dark Academia“-Genres, eines Trends, der während Corona auf Tiktok durch die Decke ging. Kein Wunder, waren ja ziemlich düstere Zeiten. Die Pandemie ist heute kaum ein Thema mehr, aber die Begeisterung für „Dark Academia“ hält an. Vielleicht auch, weil so viele von uns Harry-Potter-trainiert sind? In diesem Buch geht es um eine Schule, an der Exorzisten ausgebildet werden. Ja, echt. Es geht um Dämonen, Dolche und Dunkelheit. Und eine verführerische Stimme …. Hier gibt es das Buch.
„Ist das euer Ernst?!“ von Peter Hahne
Es gibt unzählige Fantasie-Schmonzetten für junge Mädchen, die eine Triggerwarnung enthalten, aber wo bitte ist der Warnhinweis auf dem „Sachbuch“ des ehemaligen ZDF-Journalisten Peter Hahne? Schon die Unterzeile müffelt gewaltig nach Populismus: „Aufstand gegen Ideologie und Idiotie“. Ein Blick ins Buch bestätigt das. Der 71-Jährige wettert gegen gendergerechte Sprache, angebliche „Protz-Politiker“ und natürlich: die Deutsche Bahn. Ein Amazon-User bringt den Wert dieses Buches auf den Punkt: „Die 12 Euro hätte ich besser aus dem Fenster werfen können, dann hätte diese vielleicht noch ein Obdachloser finden können. Ich habe dieses Schandblatt bis ca. Seite 21 gelesen, dann habe ich es seiner wahren Bestimmung zugeführt – dem Altpapier.“ Hier gibt es das Buch.
„Möchte die Witwe angesprochen werden …“ von Saša Stanišić
Hat der Autor daran gedacht, dass er mit diesem Titel Mitmenschen in den Wahnsinn treiben könnte? Schließlich müssen Excel-Tabellen gefüttert werden, und vielleicht gibt es die eine oder andere Buchhändlerin, die noch handschriftlich Listen führt? Aber ja, treue Bücherseelen sind Kummer gewohnt, schließlich ist Stanišić nicht der Erste mit einem unverschämten Endlos-Titel, siehe Stephan Katz und Max Goldt: „Katz und Goldt sowie der Berliner Fernsehturm aus der Sicht von jemandem, der zu faul ist, seinen Kaktus beiseite zu schieben“. Und auch Kerstin Höckel hatte es einmal maßlos übertrieben: „Wie wir damals auf dem Bauernhof geheiratet haben, und der Alois am Tag drauf fast den Hund erschossen hat, weil er was gegen die Stadtmenschen hat und das Glück überhaupt“. Puh. Hier gibt es das Buch.
„Heiß frittiert und geil serviert!“ von Rene Schmock
Heiss frittiert und geil serviert
Tja, Mälzer, Henssler und wie ihr TV-Köche alle heißt, eure Tage sind gezählt. Und die der Kücheneinrichter gleich mit. Denn in Wahrheit reichen so ein Ding, eine Heißluft-Fritteuse, und ein Mann wie Rene Schmock. Kein Koch, sondern Influencer und Tiktok-Star. Weil da alles sehr schnell gehen muss, geht’s auch hier sehr schnell. Wie früher mal mit dem Thermomix, nur simpler, weil turbogeföhnt. Hühnerkeulen mit Gewürzmischung pudern und rein bei 180 Grad, ultrageil, ich sag’s euch. Oder Burger: Fleisch würzen und rein bei 180 Grad, wieder ultrageil. Wenn wir schon dabei sind, die nassen Socken und Unterhosen trocknet der auch, einfach rein bei … Nein, das jetzt nicht nachmachen! Hier gibt es das Buch.
„Ruthless Vows“ von Rebecca Ross
So, liebe Leserinnen und Leser, wer soll denn nun Ihr Herzblatt sein? Kandidatin eins: Rebecca Ross, in deren ergreifender Fantasy-Lovestory „Ruthless Vows“ die verzweifelte Iris über eine magische Schreibmaschine ihren Liebsten Roman zu erreichen versucht? Oder Kandidatin zwei: Natalie Erlach, die in „Meine Lieblingsfarbe in unserem Ozean“ die einstige New Yorker High-Society-Influencerin und jetzt Schildkrötenretterin Kalea und den surfenden Ex-Jurastudenten Malio ins Gefühlschaos stürzt? Oder Kandidatin drei: Kristina Moninger, die in „Four Secrets to Share“ die ehemalige Profisurferin Lee von Hawaii zurück nach Harbour Bridge ins Trümmerfeld ihrer Lebensvergangenheit schickt? So, liebe Leserinnen und Leser, jetzt müssen Sie sich entscheiden. Hier gibt es das Buch.
„Ungleich vereint'“ von Steffen Mau
Warum nur, verdammt, wählt der Osten im großen Stil die Rechtspopulisten? Die Frage wird uns begleiten, schließlich stehen im September Landtagswahlen an. Also nach einem Sachbuch gegriffen. Und zwar nicht zum polemisch-trotzigen „Der Osten, eine westdeutsche Erfindung“ von Dirk Oschmann, sondern zu „Ungleich vereint“ vom Soziologen Steffen Mau, der konstruktiver an die Sache herangeht. Er erklärt etwa das ungleiche Demokratieverständnis in Ost und West: Klar, die Ossis misstrauen denen da oben aus bekannten Gründen einfach mehr und sind schwerer zu überzeugen. Hinzu kommt ein Männerüberschuss in vielen ländlichen Gebieten, und Männer wählen eben häufiger rechts. Das alles macht die Dinge nicht besser, aber etwas klarer. Hier gibt es das Buch.
Tipp: Weitere Buchempfehlungen aus der Redaktion finden Sie übrigens auf unserer Themenseite.
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