Vogelgrippe: Studie: Vogelgrippevirus springt von Kuh auf Katze

Das Vogelgrippevirus verbreitet sich in den USA unter Rindern. Von dort soll es nun auf weitere Säugetiere gelangt sein.

Das Vogelgrippevirus H5N1 wird Forschern zufolge höchstwahrscheinlich von Kühen auch auf Katzen und Waschbären übertragen. Sie geben mit ihrer Studie weitere Belege für die Übertragung der Viren von einer Säugetierart auf eine andere. Nun befürchten die Wissenschaftler, dass weitere Mutationen das Virus auch für den Menschen gefährlicher machen könnten. Die Studie des Teams um Diego Diel von der Cornell University in Ithaca ist im Journal „Nature“ erschienen.

„Dies ist eines der ersten Male, dass wir Beweise für eine effiziente und anhaltende Übertragung der hochpathogenen Vogelgrippe H5N1 von Säugetier zu Säugetier sehen“, sagt Diel. Die Genomsequenzen der Viren, die von Milchkühen, Vögeln, Hauskatzen und einem Waschbären aus betroffenen Betrieben gewonnen wurden, deuten auf eine Übertragung zwischen den Tierarten hin, schreibt das Team. 

Das Risiko einer Übertragung von Mensch zu Mensch bleibe zwar gering: „Die Sequenzierung des gesamten Genoms des Virus ergab keine Mutationen im Virus, die zu einer verbesserten Übertragbarkeit von H5N1 auf den Menschen führen würden“, sagt Diel. Die Daten zeigten jedoch eindeutig eine Übertragung von Säugetier zu Säugetier, „was besorgniserregend ist, da sich das Virus in Säugetieren anpassen kann“.

Virentransport per Kuh quer durch die USA

Von Südostasien aus verbreitete sich eine hochansteckende Variante der Vogelgrippe ab 2005 weltweit zunächst in Wildvögeln und Zuchtgeflügel, später auch in Säugetieren. Diel und Kollegen untersuchten nun Viren und Tiere in neun US-Farmen, die 2024 Erkrankungen von Milchkühen gemeldet hatten. Die mit H5N1 infizierten Kühe fraßen weniger, hatten Nasenschleimausfluss und veränderten Kot und gaben weniger Milch. 

Fünf der Farmen liegen in Texas, zwei im Nachbarstaat New Mexico, eine im nahegelegenen Kansas, aber eine auch im weit entfernten Ohio. Am 8. März 2024 wurden 42 scheinbar gesunde Milchkühe von Texas zu einer Farm in Ohio gebracht. Fünf Tage später zeigten sich auf der Herkunftsfarm Krankheitssymptome bei Rindern, zwölf Tage später auch bei Kühen auf der Farm in Ohio. „Diese Ergebnisse weisen auf eine Übertragung der hochpathogenen Vogelgrippe H5N1 zwischen subklinisch infizierten Kühen hin“, schreibt das Team um Diel, das auch die Viren analysiert hatte.

Untersuchungen erbrachten, dass im Nasenschleim und im Blut der Kühe eine kleinere Anzahl von Viren war, in der Milch hingegen eine sehr hohe. Die Forscher entdeckten, dass H5N1-Viren des Genotyps B3.13 sich in bestimmten Zellen der Milchdrüsen vermehren können. Dies sei ein weiterer Beleg, dass neben einer Ansteckung über die Atemwege auch eine über die Milch und die Euter stattfinden könne, etwa über nicht gut genug gereinigte Melkmaschinen. Dazu passt, dass die toten Katzen auf mehreren untersuchten Farmen mit roher Milch gefüttert wurden. Auch der tote Waschbär auf einer Farm könnte solche Milch getrunken haben.

Genanalysen verraten die Entwicklung der Viren

Aufgrund dieser und weiterer Erkenntnisse, vor allem durch genetische Untersuchungen, skizzieren die Forscher diese Abfolge der Ereignisse: In einem unbekannten Wirtstier hat sich der Genotyp B3.13 entwickelt. Er war Anfang des Jahres 2024 zuerst nachweisbar in einer Gans in Wyoming, einem Wanderfalken in Kalifornien und einem Stinktier in New Mexico. Ein weiteres unbekanntes Wirtstier, möglicherweise ein Wildvogel, hat das Virus dann auf die Kühe übertragen, über die es dann weitere Wirte gefunden hat – neben Katzen und einem Waschbären auch Tauben und andere Vögel.

In den USA sind die elf Fälle von Vogelgrippe bei Menschen seit April 2022 bisher glimpflich und mit milden Symptomen ausgegangen. Die betroffenen Personen arbeiteten auf Geflügel- und Rinderfarmen und haben sich wahrscheinlich direkt bei den Tieren angesteckt. Die Forscher sorgen sich nun, dass das Virus sich weiter anpassen könnte, was potenziell seine Infektiosität und Übertragbarkeit auf andere Arten, einschließlich des Menschen, erhöhe.

 

 

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