Das Bundeskabinett unterstützt einen neuerlichen Anlauf für eine deutsche Olympia-Bewerbung. Hamburgs Bürgermeister Tschentscher kann sich eine Bewerbung zusammen mit Berlin vorstellen.
Kurz vor Beginn der Spiele in Paris kommt neuer Wind in eine mögliche deutsche Olympia-Bewerbung – auch in Hamburg. Nach längerem Zögern beschloss das Bundeskabinett, eine gemeinsame Grundlagenvereinbarung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und den an einer Bewerbung interessierten Bundesländern und Städten für einen neuerlichen Anlauf für Olympia in Deutschland zu unterzeichnen. Ziel der Ampel ist eine Bewerbung für die Sommerspiele 2040.
Im Gespräch ist auch eine gemeinsame Bewerbung Hamburgs und Berlins. Hamburgs Bürgermeister zeigt sich dafür offen. „Es kommt darauf an, das Konzept überzeugend darzulegen. Nach meiner Einschätzung ist das gut möglich“, sagte Peter Tschentscher der Deutschen Presse-Agentur.
„Das klare Bekenntnis der Bundesregierung ist ein wichtiges Signal und gleichzeitig Voraussetzung für den Erfolg einer deutschen Olympia-Bewerbung. Eine gemeinsame Ausrichtung der Spiele von Hamburg und Berlin wäre im Jahr 2040 und damit genau 50 Jahre nach der Wiedervereinigung ein sehr starkes Angebot“, sagte Hamburgs Sportsenator Andy Grote (SPD).
Tschentscher: Vor einer Bewerbung stünde auf jeden Fall ein Volksentscheid
Neben den beiden größten deutschen Städten haben auch Leipzig, München und die Region Rhein-Ruhr ihr Interesse an einer Bewerbung mit Absichtserklärungen konkret bekundet. Die vergangenen Olympia-Kampagnen in Deutschland waren am Widerstand und dem Votum der Bevölkerung in München und Hamburg gescheitert.
Für Hamburg stellte Tschentscher klar: „Auf jeden Fall würden wir vor einer Bewerbung noch einmal einen Volksentscheid durchführen.“ Denn eine solche Bewerbung müsse von der Bevölkerung getragen werden.
Ursprünglich wollte Hamburg sich schon um die Austragung der Sommerspiele 2024 bewerben. Bei einem Volksentscheid 2015 sprachen sich aber 51,6 Prozent der Abstimmenden dagegen aus. Kritik gab es vor allem an den Vorgaben des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und an der damals ungesicherten Finanzierung.
Bürgermeister: Gemeinsame Bewerbung mit Berlin deutlich günstiger
Mit einer gemeinsamen Bewerbung mit Berlin würde man den Bürgerinnen und Bürgern in Hamburg eine Chance geben, „Olympische Spiele in ihrer Stadt zu erleben, die nicht mit enorm hohen Kosten und großen Bauprojekten verbunden sind“, sagte Tschentscher.
Aus Tschentschers Sicht hätten gemeinsame Spiele in Hamburg und Berlin vor allem den Charme, dass der Aufwand etwa für den Bau neuer Sportstätten sehr gering ausfallen dürfte. Beide Städte verfügten gemeinsam bereits über die gesamte Sportinfrastruktur, die für Olympische Spiele erforderlich sei, sagte er. „Deswegen sind die Kosten und der Aufwand nicht nur halb so groß, sondern noch erheblich niedriger.“
Wann der Volksentscheid stattfinden könnte, hänge vom Deutschen Olympischen Sportbund ab. „Die Bewerbung muss von Deutschland ausgehen, nicht von Hamburg oder von Berlin. Olympische Spiele in den beiden größten deutschen Städten 50 Jahre nach der Wiedervereinigung sind eine faszinierende Idee für unser Land“, sagte der Bürgermeister.
Faeser wird Grundsatzvereinbarung in Paris unterzeichnen
„Olympische und Paralympische Spiele sind eine große Chance für unser Land. Sie wecken nicht nur Sportbegeisterung, sondern können auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken und Impulse für die Wirtschaft setzen“, sagte Bundesinnen- und Sportministerin Nancy Faeser nach dem Kabinettsbeschluss. Die SPD-Politikerin wird die Grundlagenvereinbarung am 2. August am Rande der Sommerspiele in Paris unterzeichnen, die an diesem Freitag eröffnet werden.
Der DOSB hatte sich schon länger um die Rückendeckung der Regierung bemüht. DOSB-Präsident Thomas Weikert hatte zum erwarteten Kabinettsbeschluss schon vorab gesagt, dies sei ein „wichtiger Schritt und ein starkes Zeichen, dass Deutschland diese Bewerbung wirklich will“. Zugleich warnte der 62-Jährige aber auch, sich jetzt schon auf die Jahreszahl für eine Bewerbung festzulegen.
DOSB plant für 2025 außerordentliche Mitgliederversammlung
Über einen deutschen Anlauf schon für 2036, genau 100 Jahre nach den Nazi-Spielen von Berlin, war kontrovers diskutiert worden.
Am 7. Dezember will der DOSB bei seiner Mitgliederversammlung in Saarbrücken weitere Schritte beschließen. Weikert stellte eine außerordentliche Mitgliederversammlung im ersten Halbjahr 2025 in Aussicht, die dann eine deutsche Olympia-Bewerbung endgültig auf den Weg bringen könnte. Die Bundesregierung will sich bis 2027 mit insgesamt 6,95 Millionen Euro an den Bewerbungskosten beteiligen.