US-Wahl 2024: Multi-Milliardär dreht Geldhahn zu: Wer finanziert jetzt noch Trump-Gegnerin Nikki Haley?

Sie ist die letzte Kontrahentin von Donald Trump bei den Republikanern. Vorwahl-Chancen hat Nikki Haley keine und nun geht der erste große Finanzier von Bord. Doch aufgeben will sie nicht.

Elf Millionen US-Dollar hat Nikki Haley in nur einem Monat für Wahlwerbung in South Carolina ausgegeben – in dem US-Bundesstaat, in dem sie geboren und aufgewachsen ist und es bis zur Gouverneurin gebracht hat. Doch selbst in ihrer Heimat war sie gegen Donald Trump chancenlos: Bei der Präsidentschaftsvorwahl der Republikaner holte sie 40 Prozent, was angesichts der innerparteilichen Übermacht Trumps respektabel, aber trotzdem eine deutliche Niederlage ist. 

Warum macht Nikki Haley weiter?

Nikki Haley aber stellte nach der erneut verlorenen Abstimmung klar, dass sie ihren Kampf gegen den Ex-Präsidenten weiterführen werde. Bereits Tage vor der absehbaren Niederlage fragte die „Washington Post“, was Haley wohl antreiben würde, ihr chancenloses Rennen weiterzuführen. Eine der Spekulationen lautete: Weil sie es sich leisten kann. 

PAID Haley in South Carolina19.53

Tatsächlich hat sie viel Geld zur Verfügung, doch das dürfte bald vorbei sein. Denn nun kündigte ihr einer ihrer größten Gönner die Gefolgschaft: die Organisation „Americans for Prosperity“. „Angesichts der Herausforderungen in den nächsten Vorwahl-Bundesstaaten glauben wir nicht, dass eine Gruppe von außen einen Unterschied ausmachen kann, um ihren Weg zu einem Sieg zu verbreitern“, schrieb das konservative Netzwerk zum Abschied. Damit kehrt Haley einer der finanzstärksten Unterstützer den Rücken.

Hinter „Americans for Prosperity“ steht der einflussreiche Milliardär Charles Koch. Der 88-jährige besitzt ein Imperium aus Öl- und Chemieunternehmen und gehört zu den reichsten Menschen der Welt. „Forbes“ gibt sein Vermögen mit rund 55 Milliarden US-Dollar an. Bereits seit den 60er-Jahren mischt Koch politisch mit, er selbst ist durch und durch libertär und wirbt für einen Staat, der sich aus so gut wie allen Bürgerbelangen heraushält und möglichst keine Steuern verlangt. 

Infobox US-Wahl-NL

Als sich in den 2000er Jahren innerhalb der republikanischen Partei die erzkonservative und zentralstaatskritische Tea-Party bildete, war Koch einer der ersten Großspender. Vehement versuchte er 2012 die Wiederwahl Barack Obamas zu verhindern – vergeblich. Obwohl er und Donald Trump in dem damaligen US-Präsidenten einen gemeinsamen Gegner hatten, fanden die beiden Milliardäre politisch nie zusammen. Im Gegenteil: Um eine Wiederwahl Trumps zu verhindern, setzte „Americans for Prosperity“ alles auf Nikki Haley. 

Charles Koch und Donald Trump sind keine Freunde

Für den Energiemilliardär aus Kansas war der Immobilienmilliardär aus New York ein schmuddeliger Emporkömmling mit fragwürdigen Vorstellungen über Immigration, die aus Kochs Sicht für die USA jedoch dringend geboten ist. Dennoch stießen Maßnahmen aus Trumps Amtszeit durchaus auf Wohlgefallen – etwa die Unternehmenssteuersenkung von 35 auf 21 Prozent sowie die Berufung von drei erzkonservativen Richtern an den Supreme Court. 

Trump Haley Spenden10:24

Dass Charles Koch trotzdem auf Nikki Haley setzte statt auf den (Vor-)Wahlfavoriten Donald Trump sagt auch einiges über ihre politischen Vorstellungen aus. Die liegen ebenfalls weit rechts, wenn auch im Ton um einiges milder als etwa bei Trump oder dem ausgeschiedenen Kandidaten Ron DeSantis aus Florida. So lehnt Haley etwa zu späte Abtreibungen ab, zu hohe Steuern, zu laxe Einwanderung. Sie steht Gewerkschaften und der Homo-Ehe kritisch gegenüber. Nur beim Thema Ukrainekrieg steht sie – anders als viele Trump-Republikaner – klar auf Seiten des von Russland angegriffenen Landes.

„Kein Geld ins Rattenloch“ 

Außer Charles Kochs „Americans for Prosperity“ unterstützen noch weitere Unternehmer die frühere US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen: Stanley Druckenmiller, ein in den USA bekannter Hedge-Fund-Manager, und Ken Langone, Mitgründer der Baumarktkette Home Depot. Letzterer allerdings hat nach der Abstimmung in New Hampshire bereits erste Bedenken angemeldet. Man werfe „kein Geld in ein Rattenloch“, sagte er Mitte Januar nach ihrem eher mauen Vorwahlstart.

Trump Running-Mates9:01

Wie in den USA üblich sammeln die beiden Geld über ein „Super PAC“. Diese Organisationen fungieren im Wahlkampf als Spendeneintreiber für die Kandidaten. Offiziell treten sie unabhängig von den jeweiligen Personen auf, de facto aber verrichten sie Wahlkampf, in dem sie die Spendengelder etwa für Werbung für oder auch gegen einen Kandidaten oder eine Kandidatin schalten. Fast 150 Millionen Dollar haben die „Super PACs“ bislang für Nikki Haley ausgeben. Rund ein Drittel davon stammte aus Charles Kochs „Americans for Prosperity“-Fonds.

Bei Kleinspenden liegt Trump vor Haley

Zu diesem Geld aus Töpfen von Großspendern gesellen sich die Abermillionen von Kleinspenden normaler Bürger. Alles bis zu 200 Dollar ist nicht meldepflichtig, rund 20 Millionen hat Nikki Haley im vergangenen Quartal auf diese Weise gesammelt. Im Vergleich zu Donald Trumps Spendenaufkommen ist das eher bescheiden. Dessen Fans haben im gleichen Zeitraum 60 Millionen an den Ex-Präsidenten gegeben.

NEU FS Trumps juristische Probleme 16.07

Die Kandidaten können jeden Cent gebrauchen. Denn die anstehenden Wahlen dürften mal wieder die teuersten der US-Geschichte werden. Die Wahlkampfanalysten von Ad Impact schätzen, dass für die gesamte US-Wahl im November (Präsidentschaft, Kongress sowie Gouverneurswahlen) mehr als zehn Milliarden Dollar ausgegeben werden. Das sind 13 Prozent mehr als 2020. Donald Trump hatte bei seinen letzten Wahlkampf vor vier Jahren eigenen Angaben zufolge rund eine Milliarde Dollar eingesammelt. Das ist auch ungefähr die Summe, um bis zum Wahltag Chancen auf den Einzug ins Weiße Haus zu haben.

Quellen: Fortune„, Open Secrets, New York Times„, „Washington Post“, „Financial Times„, DPA, AFP, Reuters, NPR.org, „Forbes“

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