Fußball: Foul mit Folgen: Energie-Reaktion auf Reese-Vorwurf

Fabian Reese will Beleidigungen durch Cottbus-Fans nicht hinnehmen. Mit seinem Statement provoziert er eine Replik des FC Energie. Der Konflikt geht über die Verletzung des Berliners hinaus.

Cristian Fiél redet nach dem 1:0-Testsieg von Hertha BSC gegen NEC Nijmegen mehr als zwölf Minuten über den Stand der Vorbereitung, über Positionierung und Kraftverschleiß. Auf den Fan-Zwischenruf, „Nächstes Jahr, Aufstieg, oder?“, reagierte der Trainer des Fußball-Zweitligisten dann schlagfertig. „Unbedingt!“. 

Was die Berliner aber gerade wirklich aufwühlt, spielte sich nicht in der Silberstadt Arena in Schwaz in Tirol ab, sondern hunderte Kilometer nördlich, zwischen Cottbus und der Charité. 

Aus dem Berliner Krankenhaus sendete Herthas Starspieler Fabian Reese ein emotionales Social-Media-Statement für mehr Sportsgeist und Fairness, gegen plumpen Hass und Anfeindungen nach seiner schweren Knöchelverletzung. Der damit direkt kritisierte Fußball-Drittligist FC Energie ließ dies nicht unbeantwortet, warf Reese eine falsche Behauptung vor und forderte seinerseits ein „vernünftiges Maß zwischen Sachlichkeit und Emotionalität“ ein. 

Deeskalation betrieb der Club damit nicht. Fest steht: Das Verhältnis beider Vereine und speziell das von Reese zu Energie kann nach dem rüden wie folgenschweren Foul von Filip Kusic als zerrüttet beschrieben werden. Reese, Herthas Unterschiedsspieler, Millionen-Faustpfand und emotionaler Anführer, fällt nach seiner Fußoperation wochenlang aus. Das ist der medizinische Fakt. 

Möglicherweise hätte sich das Thema mehrere Tage nach dem 2:2-Test in der Lausitz auch längst erledigt gehabt. Ein Foul, eine Verletzung, Fußball eben. Aber Reese ist einer, der seine Meinung sagt und die Fähigkeit besitzt, sie auch ausdrucksstark zu artikulieren. 

„Mit ein paar Tagen Abstand würde ich gerne noch etwas loswerden“, begann er seine Ausführungen. „Bei allen Emotionen lass uns den Hass nicht als Ventil im Fußball nutzen. Lass uns gemeinsam und auch gegeneinander die Teams nach vorne peitschen und den Fußball hochleben lassen“, schrieb er. 

Schlimme Beschimpfungen durch Energie-Fans

Was genau war passiert? Beim Gang in die Kabine nach dem Foul sei er von den Energie-Fans massiv beleidigt worden, schrieb Reese bei Instagram. „Wenn man dann gestützt in die Kabine an den gegnerischen Fans vorbeigeht und Dutzende Schreie wie „Schwuchtel“, „Hurensohn“ und noch deutlich schlimmere Beschimpfungen an den Kopf bekommt, entfernen wir uns von diesem Wertegerüst“, merkte der 26-Jährige an. 

Für die verunglimpfenden Worte seiner Fans entschuldigte sich Energie ganz offiziell. Die Problematik ist beim Club seit Jahren bekannt. Der Lebensstil von Reese, der sich die Fingernägel lackiert, für Vielfalt eintritt und ein lässiger, offener Typ ist, steht dem Weltbild vieler Fans des Lausitz-Clubs diametral entgegen. 

Der Kern des Konflikts: Der gebürtige Kieler Reese steht für das bunte Berlin, Energie wehrt sich gegen die Stigmatisierung als Problemverein. Hilfreich waren bei diesen Bemühungen weder das wieder einmal diffamierende Fanverhalten noch das Auftreten von Kusic, der laut seines Arbeitgebers seinerseits im Internet Hass-Kommentare erdulden müsse. 

Energie: Schnelle Entschuldigung

In einem Punkt wollten die Cottbuser unbedingt widersprechen. Den Reese-Vorwurf, es habe nach dem plumpen wie überflüssigen Foulspiel keine Entschuldigung von Kusic gegeben, könne man nicht hinnehmen. „Der Abwehrspieler des FC Energie ging während der ersten Trinkpause des Testspiels nochmals gezielt zu Fabian Reese, um sich persönlich bei ihm zu entschuldigen“, schrieben die Brandenburger auf ihrer Homepage. Man wünsche Reese „nochmals gute Besserung, schnelle Genesung und ein noch stärkeres Comeback“.

Über Reese sprach Fiél in der Fragerunde im österreichischen Trainingslager auch noch kurz – besser gesagt über mehrere Ersatzoptionen. Derry Scherhant, Gustav Christensen, Palko Dardai könnten auf dem linken Flügel agieren. „Wenn Fabi bis dahin nicht fit wird und das wird er nicht, wird einer auf der Position spielen“, sagte Fiél mit Blick auf den Saisonauftakt in zwei Wochen. „Der Konkurrenzkampf wird groß sein“, versicherte der Hertha-Coach. 

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