Noch zu DDR-Zeiten ist in Halle ein Viertel entstanden, das bis heute berühmt ist. Halle-Neustadt ist von außen vor allem Leben in der Platte – dahinter steckt aber weit mehr.
Die städtebauliche Besonderheit von Halle-Neustadt mag für viele Menschen Bestätigung dafür sein, was sie über den Stadtteil denken: Eine schwierige Gegend. Plattenbau neben Plattenbau. „Ha-Neu“, wie der Teil Halles auch genannt wird, ist weit über die Grenzen der Saalestadt bekannt – und feiert am 15. Juli seinen 60. Geburtstag.
„Geplant ist eine Festveranstaltung in Zusammenarbeit mit der Stadt“, sagt Johanna Ludwig, die als sogenannte Quartiermanagerin in Halle-Neustadt arbeitet. Im Rahmen des Festakts am Montag soll es auch eine Podiumsdiskussion geben. Danach werde eine Ausstellung im Neustadt-Centrum eröffnet.
Der Grundstein für „Ha-Neu“ wurde am 15. Juli 1964 gelegt. Heute leben nach Stadtangaben rund 47.000 Menschen dort. „Medial gilt Halle-Neustadt ja oft als Problemstadtteil“, weiß Ludwig und vergleicht den Ruf des Plattenbau-Viertels mit dem von Berlin-Neukölln. Das werde dem Viertel aber nicht gerecht. „Unter Kennern, Architekturliebhabern und Planern, ist Halle-Neustadt aber sehr beliebt, weil der Stadtteil eine riesige Planstadt ist, die auf dem Reißbrett entworfen wurde.“
Als Halle-Neustadt entstand, war die Mauer zwischen Ost und West noch nicht gefallen. Heute sei es wichtig, dem schlechten Bild entgegenzuwirken, so Ludwig. „Denn die Menschen nehmen dieses schlechte Bild irgendwann für sich an, verstecken sich und das erschwert ein Kennenlernen zwischen ihnen und jenen, die ein schlechtes Bild von Halle-Neustadt haben.“ Distanz schaffe Abwertung.
Dass der Stadtteil vor allem durch zwei Gruppen – alte Menschen sowie Menschen mit Migrationshintergrund – geprägt werde, sei auch ausschlaggebend dafür, wie das Viertel in Zukunft aussehen werde. „Ziel muss es sein, dass die jungen Menschen in Halle-Neustadt bleiben, den Stadtteil mitgestalten, dort arbeiten und wohnen und vielleicht sogar andere hierher bringen“, so Ludwig.
Und noch eine Veränderung werde es in den kommenden Jahren geben: „In Zukunft sollen Teile von Halle-Neustadt denkmalgeschützt werden“, erklärt Ludwig, die selbst in einer Plattenbau-Gegend aufgewachsen ist. In anderen ostdeutschen Städten gibt es bereits denkmalgeschützte Plattenbauten. Die Auszeichnung sei auch eine „eine Wertschätzung dessen, was hier aufgebaut und geschaffen wurde und eine echte Aufwertung.“
Was Denkmalschutz bedeutet, werde auch Thema am Geburtstagstisch sein. „Wir wollen uns zum 60. Geburtstag auch darüber unterhalten, was eigentlich denkmalwürdig ist und was die Menschen hier überhaupt als Denkmal definieren.“ Was der Status letztendlich in Halle-Neustadt verändern wird, sei schwer vorherzusagen. „Aber er kann Identitätsstiftend sein. Ein Teil von uns bleibt so für die Nachwelt erhalten.“