Ein deutlich umgebauter Kader soll die Bayern wieder jubeln lassen. Dafür aber braucht es nicht nur neue Spieler. Sportchef Eberl und Co. müssen auch einige loswerden. Das ist nicht so einfach.
Große Fußball-Turniere im Sommer sind für Kaderplaner bei Vereinen wie dem FC Bayern auch immer so etwas wie Basare. Welcher Spieler, den ich unbedingt haben will, brilliert gerade besonders? Oder kann ich einen Profi, den ich selber loswerden will, dank dessen Auftritten beim Nationalteam anderen Clubs schmackhaft machen? Die Münchner Bosse verfolgen die Europameisterschaft aufmerksam, wobei die Verkäufer an der Säbener Straße beim Heimturnier bislang wenig Freude gehabt haben dürften.
Nach der zurückliegenden ersten titellosen Saison seit 2012 will der Rekordmeister mit einem aufgemotzten Kader wieder angreifen – national und auch international. Dazu bedarf es auch neuer Spieler: Neben den bereits fixierten Zugängen Hiroki Ito (VfB Stuttgart) und Michael Olise (Crystal Palace) soll auch Joao Palhinha kurz vor der Unterschrift stehen. Der EM-Teilnehmer mit Portugal, dessen Verpflichtung vom FC Fulham im Sommer 2023 in letzter Minute noch gescheitert war, hat in München nach einem „Sky“-Bericht bereits den Medizincheck absolviert. Eine Unterschrift Palhinhas, der am Dienstag seinen 29. Geburtstag feierte, werde noch vor dem Trainingsauftakt am Montag erwartet. Die Bayern äußerten sich nicht dazu.
Nun sogar Gerüchte um Spanien-Juwel
Zudem wollen die Münchner weiter Nationalspieler Jonathan Tah von Meister Bayer Leverkusen haben. Auch über ein Interesse am Leipziger Xavi Simons war immer wieder die Rede. Am Dienstag meldete die spanische „Marca“ ohne Quellennennung, dass die Münchner neben anderen europäischen Topvereinen à la FC Barcelona, FC Liverpool oder FC Chelsea an Spaniens EM-Jungstar Nico Williams von Athletic Bilbao interessiert seien.
Die Bayern wissen freilich, dass klangvolle Namen noch lange keinen Erfolg garantieren. „Ich möchte nicht nur die besten Spieler haben, sondern das beste Team“, hatte Neu-Trainer Vincent Kompany bei seiner Vorstellung unterstrichen. Und die beste Mannschaft ist meist jene, in der es fußballerisch, aber auch atmosphärisch stimmt. Ein XXL-Kader mit vielen unzufriedenen Stars, die nur wenig zum Einsatz kommen, sorgt selten für gute Laune.
Wie viel Geld bringen de Ligt und Co?
Also wird in diesem Bayern-Transfersommer auch entscheidend sein, welche Spieler die Landeshauptstadt noch verlassen. „Es gibt bei uns keine Streichlisten“, hatte Sportvorstand Max Eberl zuletzt zwar gesagt. Er sagte aber zugleich, dass es Spieler geben werde, „die es schwerer haben könnten“.
Berichten zufolge ist Matthijs de Ligt trotz eines Vertrags bis 2027 der erste Kandidat für einen Weggang. Der Abwehrspieler will zu Manchester United, wie unter anderem Sky und die „Bild“ melden. Der Profi sei sich mit den Engländern über eine Zusammenarbeit einig.
Bayern hätte sich nun natürlich gewünscht, dass de Ligt bei der EM für die Niederlande groß auftrumpft und man United eine möglichst hohe Ablösesumme abringen könnte. Der 24-Jährige aber kam bislang bei der EM für die Elftal noch überhaupt nicht zum Einsatz. Wie es heißt, wollen die Münchner trotzdem mindestens 50 Millionen Euro haben.
De Ligt ist längst nicht der einzige Profi, der den Bayern viele Millionen einbringen könnte: In der Abwehr etwa ist Alphonso Davies ein Kandidat. Real Madrid als dessen Wunschziel aber zögert noch. Mit dem Einzug ins Halbfinale der Copa America warb der 23 Jahre alte Kanadier, dessen Vertrag bis 2025 läuft, aber für sich. Leon Goretzka und Serge Gnabry (beide Vertrag bis 2026) konnten das wiederum nicht, verpassten die beiden doch die EM.
Neue Konkurrenz provoziert Abgänge
Joshua Kimmichs Arbeitspapier läuft noch eine Saison. Sollten die Bayern also für den ehrgeizigen DFB-Kicker noch eine Ablösesumme haben wollen, müssten sie ihn veräußern. Durch die sich anbahnende Verpflichtung von Palhinha sowie die bereits fixierte Rückholaktion von Josip Stanisic aus Leverkusen bekommt Kimmich auf seinen Positionen im defensiven Mittelfeld und auf der rechten Abwehrseite zusätzliche Konkurrenz.
Ähnlich geht es Kingsley Coman nach dem Transfer des hochgelobten Landsmannes Olise. Auch den Franzosen würden die Münchner bei einem adäquaten Angebot trotz Vertrags bis 2027 ziehen lassen. Womöglich aber stehen andere Vereine nicht Schlange für Coman, der sehr verletzungsanfällig und zudem sehr teuer ist.