Neue Studie: Berieseln bringt zum Pieseln: Wer zu viel fernsieht, muss nachts öfter aufs Klo

Wer nachts oft raus muss, sollte vielleicht seinen Medien-Konsum herunterfahren. Eine neue Studie zeigt: War nachts oft auf Toilette muss, sollte nicht unbedingt weniger trinken – sondern die Glotze aus lassen.

Muss ich schon aufstehen, oder reicht es, mich nochmal umzudrehen? Wenn nachts regelmäßig die Blase drückt, ist an guten Schlaf nicht mehr zu denken. Eine aktuelle Studie hat nun eine mögliche Ursache entdeckt, die man so nicht vermuten würde: Wer sehr viel vorm Fernseher sitzt, hat demnach ein deutlich höheres Risiko, nachts vom Harndrang um den Schlaf gebracht zu werden.

Die gerade im Fachmagazin „Neurourology and Urodynamics“ veröffentliche Untersuchung der chinesischen Wenzhou Medical University wertete die TV-Gewohnheiten von 13.294 US-Amerikanern im Alter über 20 Jahren aus. Die Daten wurden zwischen 2011 bis 2016 im Rahmen einer Umfrage des Nationalen Zentrum für Gesundheitsdaten der USA gesammelt. Das Ergebnis überrascht: Zum einen wachen ganze 32 Prozent der Befragten nachts auf, weil sie auf die Toilette müssen. Zum anderen ist diese Zahl für Dauer-Fernseher noch einmal deutlich höher.

Mehr Fernsehen oder Netflix, öfter aufstehen

Um 48 Prozent steige das Risiko dafür, wenn man sehr viel vor dem Fernseher sitzt, errechneten die Wissenschaftler. Als Vielschauer sind in der Studie Menschen definiert, die jeden Tag fünf Stunden und mehr klassisches TV-Programm oder Streaming-Angebote konsumieren. Im Vergleich zu Personen, die nur eine Stunde und weniger schauen, ist das Risiko also fast anderthalb mal so hoch.

Spannend ist, dass die Unterschiede sich nicht auf andere Faktoren zurückführen lassen, von denen man das vielleicht vermuten würde. Der Unterschied von 48 Prozent besteht, wenn man bekannte Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index, Ethnie, Bildungsniveau und sogar Diabetes herausrechnet. Nach unserem Wissen ist dies die erste Studie, die einen direkten Zusammenhang zwischen Fernseh-Zeit und nächtlichem Aufstehen dokumentiert“, erklären die Wissenschaftler entsprechend.

Ursachen unklar

Wer sich nun aber Erklärungen erhofft, wird enttäuscht. Die Datenanalyse lässt keinerlei Schluss zu, wie der gefundene Zusammenhang tatsächlich entsteht, betont die Studie. So sei etwa nicht mal klar, ob es sich wirklich um einen Kausal-Zusammenhang handelt, also ob das lange Fernsehen den nächtlichen Toilettengang verursacht, oder umgekehrt. Weitere Untersuchungen seien deshalb nötig.

Allerdings seien eine ganze Reihe von Erklärungen denkbar, so die Studie. So sei bereits ein Zusammenhang zwischen langem Fernsehen und Diabetes-2 bekannt – das wiederum für nächtlichen Harndrang sorgen kann. Auch dass langes Sitzen Wassereinlagerungen in den Beinen begünstigen kann, ist bekannt. Zudem ist Fernsehen typischerweise mit dem Konsum von Getränken verbunden, was eine erhöhte Flüssigkeitsaufnahme bedeutet“, erklären die Wissenschaftler.  

Weitere denkbare Erklärungen sind durch das lange Sitzen entstehende neurologische Veränderungen, die zu Funktionsstörungen der Blase führen könnten. Auch durch langes Fernsehen entstehender Schlafmangel sei eine mögliche Ursache. „Eine Verschlechterung der Schlafqualität wird eng mit der Gefahr nächtlichen Harndrangs verbunden.“

Schlafgrafik 9.30

Bewusster streamen

Die Wissenschaftler sehen die Studie trotzdem als wichtig an. Durch das Bewusstsein des Zusammenhanges könne man Patienten, die unter dem Problem leiden, auf ihren TV-Konsum als beitragenden Faktor hinweisen, raten sie. „Das öffentliche Bewusstsein zu dieser möglichen Gesundheitsgefahr zu erhöhen, sollte Menschen ermutigen, sich die für den Fernseh- und Videokonsum genutzte Zeit bewusster zu machen.“

Quellen: Studie, Guardian

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