Tonnenweise gefrorener Müll: Aufräumarbeiten am Mount Everest werden wohl Jahre dauern

Der Mount Everest ist die höchstgelegene Müllhalde der Welt. Die regelmäßigen Aufräumarbeiten gestalten sich für die Sherpas sehr schwierig. Schuld sind vor allem die Witterungsbedingungen.

Elf Tonnen Müll, vier Leichen und ein Skelett entfernte in dieser Bergsaison ein Team aus Soldaten und Sherpas vom Mount Everest. Angeleitet wurde die von der nepalesischen Regierung finanzierte Crew von Ang Babu Sherpa. Der Nachrichtenagentur Associated Press sagte er, es könnten noch 40 bis 50 Tonnen Müll am Südsattel, dem letzten Lager vor dem Gipfelversuch, liegen. Und die Beseitigung gestaltet sich schwierig. 

Mount Everest Lukas Furtenbach Interview 17.05

Vor allem das Wetter sei eine große Herausforderung für ihre Arbeit im South Col-Gebiet, wo der Sauerstoffgehalt nur ein Drittel des normalen Wertes beträgt, die Winde schnell zu Schneestürmen werden können und die Temperaturen in den Keller fallen. „Wir mussten auf gutes Wetter warten, wenn die Sonne die Eisdecke schmelzen würde. Aber unter diesen Bedingungen ist es einfach nicht möglich, lange zu warten“, sagte er. „Es ist schwierig, bei dem sehr niedrigen Sauerstoffgehalt lange zu bleiben“. Auch das Ausgraben des Mülls ist eine große Aufgabe, da er im Eis eingefroren ist und es nicht einfach ist, die Blöcke aufzubrechen.

Hauptsächlich handelt es sich bei dem Müll um alte Zelte, Lebensmittelverpackungen und Gaskartuschen, Sauerstoffflaschen, Zeltpackungen und Seile, die zum Klettern und zum Festbinden von Zelten verwendet wurden. Der gefrorene Müll liegt in Schichten in 8.000 Metern Höhe, wo sich das Lager am Südsattel befindet. „Der meiste Müll stammt von älteren Expeditionen“, so Ang Babu. Und weiter: „Der älteste Abfall, den wir erhielten, stammte aus dem Jahr 1957, und das waren wiederaufladbare Batterien für Taschenlampen“.

Mount Everest: Expeditionen verlangen Müll-Kaution

Zwei Tage habe es gedauert, um eine Leiche in der Nähe des Südsattels auszugraben, die tief im Eis stehend eingefroren war. Auf halbem Weg habe sich das Team wegen des sich verschlechternden Wetters in ein tiefer gelegenes Lager zurückziehen müssen und die Arbeit erst wieder aufnehmen können, nachdem sich das Wetter gebessert hatte. Eine weitere Leiche lag viel auf 8.400 Metern und es habe 18 Stunden gedauert, sie zum Lager zwei zu schleppen, wo ein Hubschrauber sie abholte.

Aufräumaktionen im Himalaya führt die nepalesische Armee seit 2019 immer wieder durch. Soldaten und Sherpas sammelten dabei nach eigenen Angaben knapp 120 Tonnen Müll von verschiedenen Bergen ein, dazu 14 Leichen und mehrere Skelette. Zudem gibt es gewisse Belohnungen für Leute, die Müll vom Berg herunterbringen. Sherpa-Bergführer etwa erhalten 130 Dollar für eine leere Sauerstoffflasche. Diese kann dann wiederverwendet werden.

Neben alten Zelten und Seilen finden sich auch gebrauchte Sauerstoffflaschen und Bierdosen unter dem Abfall
© Sanjog Manandhar

Auch müssen Expeditionsorganisationsfirmen heutzutage von Touristen eine Kaution von 4000 Dollar (3700 Euro) verlangen, die einbehalten wird, wenn sie beim Müllzurücklassen auf dem Berg erwischt werden. Doch dies ist ein überschaubarer Betrag angesichts der Kosten eines durchschnittlichen Everest-Auf-und-Abstiegs: Diese betragen in der Regel 50.000 bis 100.000 Euro pro Person. In den Pauschalangeboten inbegriffen sind unter anderem Beträge für Ausrüstung, Sauerstoffflaschen, Zelte, Inlandsflüge, Essen und ein einheimisches Sherpa-Team.

Sehen Sie im Video: Eigentlich wollten die lokalen Behörden den Massentourismus auf dem Mount Everest begrenzen. Erst Aufnahmen zeigen jetzt, wie Bergsteiger auch in diesem Jahr Schlange stehen.

Quellen: Associated Press, dpa

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