„Kinds of Kindness“: Von Freundlichkeiten ist nicht viel zu sehen

Wie weit würden Menschen gehen, um sich der Liebe eines anderen würdig zu erweisen? „Kinds of Kindness“ exploriert die Antwort darauf.

Robert ist ein Geschäftsmann, der seinem Chef so ergeben ist, dass er ihm gestattet, jedes Detail seines Alltags bis ins kleinste Detail zu kontrollieren – von der Zeit, zu der er ins Bett geht, bis zu der Zeit, zu der er morgens mit seiner Ehefrau schläft. Daniel ist ein Polizist, der seiner Ehefrau misstraut, nachdem sie nach einem Schiffsunglück zu ihm zurückgekehrt ist. Er ist davon überzeugt, dass sie durch eine Hochstaplerin ersetzt wurde, und fordert die vermeintliche Doppelgängerin auf, als Liebesbeweis immer absurdere Selbstverletzungen zu begehen. Andrew ist ein treuer Sektenanhänger, der von seinen Anführern den Auftrag erhält, nach einem prophezeiten Mädchen zu suchen, das die Macht hat, Tote zu heilen.

Auf dem Papier haben diese Figuren nicht viel gemeinsam. In Giorgos Lanthimos‘ „Kinds of Kindness“ werden die Ähnlichkeiten zwischen den drei Männern jedoch so offensichtlich, dass es fast unmöglich ist, sie nicht als eine Person zu betrachten – seien da nicht die unterschiedlichen Lebensumstände, Haarschnitte und Wohnsituationen. Möglicherweise schadet es auch nicht, dass alle drei Männer von Jesse Plemons (36) verkörpert werden. Aber das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit zwischen Robert, Daniel und Andrew.

Wer ist der ominöse „R.M.F.“?

„Kinds of Kindness“, zu Deutsch etwa „Arten der Freundlichkeit“, ist in drei Handlungsstränge unterteilt, die quasi wie Kurzfilme auch alleine dastehen könnten, dann aber nicht allzu viel Sinn ergeben würden – „The Death of R.M.F“, „R.M.F. is Flying“ und „R.M.F. Eats a Sandwich“. Alle drei Episoden des einer Triptychon-Fabel gleichenden Anthologie-Films zeigen einmal mehr die für Lanthimos typischen Perversitäten der menschlichen Natur und ein Bedürfnis nach Liebe und Akzeptanz, das stark genug ist, unsere Wirklichkeit zu beeinflussen.

Neben Plemons sind in jedem Teil weitere Schauspielerinnen und Schauspieler in jeweils verschiedenen Rollen zu sehen: Oscarpreisträgerin Emma Stone (36) spielt Rita, die wie Robert ihr Leben von ihrem Chef kontrollieren lässt, Daniels auf hoher See verschollene Ehefrau Liz, und Emily, die mit Andrew nach dem prophezeiten Mädchen sucht. Willem Dafoe (68) verkörpert Robert und Ritas kontrollierender Boss Raymond, George, der Vater der verschollenen Liz, und Omi, der Anführer der Sex-Sekte, für die Emily und Andrew arbeiten.

Margaret Qualley (29) spielt Raymonds Ehefrau Vivian, Martha, die Ehefrau eines Polizeikollegen von Daniel sowie Ruth und Rebecca, das gesuchte Mädchen und seine Zwillingsschwester. Ebenfalls in drei Rollen zu sehen sind Hong Chau (45), Joe Alwyn (33) und Mamoudou Athie (36). Hunter Schafer (25) ist im dritten Teil in einer Nebenrolle zu sehen, ebenso Merah Benoit (12). Der Grieche Yorgos Stefanakos verkörpert den ominösen „R.M.F.“, der die drei Handlungsstränge verbindet.

Fazit

Giorgos Lanthimos (50) bedient sich wie in früheren Arbeiten an Motiven wie Surrealität, Grausamkeit, Perversion, Sex und Kannibalismus. Trotz einer beträchtlichen Länge von zwei Stunden und 45 Minuten und seiner Komplexität ist „Kinds of Kindness“ keineswegs langweilig.

Wie schon in seinem vierfach Oscar-prämierten Film „Poor Things“, der im Vergleich zu „Kinds of Kindness“ fast wie ein Disney-Film wirkt, hat Giorgos Lanthimos wieder Emma Stone und Willem Dafoe an Bord geholt. Beide brillieren – wie auch Jesse Plemons – erneut in ihren von Absurdität kaum zu übertreffenden Rollen. Eine weitere Parallele: der Wechsel zwischen Schwarz-Weiß- und Farb-Aufnahmen.

Trotz der wiederkehrenden Motive in den drei Geschichten erweist sich eine zentrale These oder eine verbindende Idee als frustrierend schwer erfassbar. Einzeln betrachtet fühlt sich jeder Teil des Films an wie eine „Black Mirror“-Episode, bei der man aber nicht versteht, worum es geht. Klar ist: Freundlichkeit jeglicher Art ist in allen drei Teilen auffallend abwesend.

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