Irrtum der Statistiker: Weniger Deutsche und viel weniger Ausländer als gedacht

Die Bevölkerung in Deutschland wächst nicht so stark wie vermutet: Rund 83 Millionen leben hier – 1,4 Millionen weniger als gedacht. Vor allem sind viel weniger Ausländer in Deutschland als geschätzt. Und das hat einen Grund.

Damit Bund, Länder und Gemeinden richtig planen können, wird etwa alle zehn Jahre ein sogenannter Zensus gemacht. Das ist eine großangelegte Befragung bei den privaten Haushalten im Land. Daraus wird dann abgeschätzt, welche Infrastruktur wir brauchen, wieviele Schulen zum Beispiel. Weil so ein Zensus aufwendig ist, braucht das Statistische Bundesamt (Destatis) zwei Jahre, um alles aufzubereiten.

Heute kam dann die Überraschung: Die Zahl der Einwohner des Landes wurde massiv überschätzt: „Gegenüber der bisher gültigen Bevölkerungszahl aus der amtlichen Bevölkerungsfortschreibung lebten am Zensus-Stichtag in Deutschland rund 1,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner weniger als bislang angenommen“, sagt Destatis-Präsidentin Ruth Brand. Damit lebten am Stichtag – dem 15. Mai 2022 – rund 82,7 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner in Deutschland.

Die Zahl der Ausländer in Deutschland wurde total überschätzt

Zwar ist die Bevölkerung zwischen den Zensus von 2011 und 2022 um 2,5 Millionen gewachsen, aber eben weniger als gedacht. Besonders verschätzt haben sich die Statistiker bei der Zahl der ausländischen Bürger. Laut der Erhebung 2022 lebten rund 10,9 Millionen Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland – knapp 1 Million weniger als bisher amtlich ausgewiesen.STERN PAID 23_24 Weltbevölkerung 16.15

Der Anteil der Bevölkerung mit deutschem Pass wurde dagegen nur um 400.000 überschätzt. Mehr als zwei Drittel des Abweichung stammt also aus der Fehleinschätzung der Zahl der Bürger ohne deutsche Staatsangehörigkeit. Diesen Fehler führt Destatis darauf zurück, dass Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind, zwar melderechtlich erfasst werden, sich aber oft nicht abmelden, wenn sie in ihre Heimat zurückkehren. Diese Phänomen sei auch aus früheren Erfassungen bekannt.

In Berlin und Hamburg wurde die Bevölkerung besonders überschätzt

Unter den Bundesländern sind die Abweichungen sehr unterschiedlich: Die größte Abweichung nach unten fanden die Statistiker bei den ausländischen Einwohnern in Mecklenburg-Vorpommern (24 Prozent weniger) und Sachsen-Anhalt (18 Prozent weniger). In Bremen wurden dagegen etwas mehr ausländische Bürger gezählt als erwartet – nämlich plus 4 Prozent.STERN PAID 41_23 15 Fragen 8-11 UHR       15.00

Auch die Abweichung der Gesamtbevölkerung ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Im Durchschnitt leben in Deutschland 1,6 Prozent weniger Menschen als gedacht. In Berlin, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern sind es aber jeweils 3,5 Prozent weniger. Das dürfte sich auch auf die Zahlungen aus dem Länder-Finanzausgleich zwischen den Bundesländern auswirken. Denn der wird nach der Zahl der Einwohner berechnet.

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