Ex-Mitarbeiterin packt aus: „Er hat die Öfen nicht vergessen“: Trump schockte jüdische Angestellte mit Holocaust-Witzen

Über 18 Jahre arbeite Barbara Res für Donald Trump, dann fiel sie in Ungnade. In einem Interview erhebt sie nun schwere Vorwürfe gegen ihren Ex-Chef – und äußert sich dazu, wie er sich in den letzten Jahren verändert hat.

Donald Trump ist für vieles bekannt – aber nicht für seine Zurückhaltung. In letzter Zeit nehmen seine verbalen Ausfälle in der Öffentlichkeit allerdings zu. Doch schon vor Jahrzehnten soll Trump im kleinen Kreis geschmacklose Witze gemacht haben. Sogar vor Holocaust-Witzen sei er nicht zurückgeschreckt. 

Das berichtet Barbara Res in einem aktuellen Interview mit „MSNBC“. Res hatte ab 1980 als hochranginge Managerin für den damaligen Immobilienmogul gearbeitet, etwa die Konstruktion des berühmten Trump Tower mitverantwortet. Irgendwann habe Trump vor dem Management-Team mit der Neuanstellung eines deutschen Ingenieurs prahlen wollen. Und dabei vor einigen jüdischen Angestellten plötzlich im Ton vergriffen.

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Donald Trump machte Holocaust-Witze: „Wir waren geschockt“

„Er prahlte gegenüber dem Führungsteam, was für ein toller Typ das war. Ein richtiger Deutscher, sehr ordentlich und sauber“, erinnert sich Res. „Er schaute zu einer Reihe von Führungs-Mitgliedern, die zufällig jüdisch waren und sagte: ‚Passt auf diesen Typen auf, er hat die Öfen nicht vergessen‘.“ Dann habe er breit gegrinst.

„Wir waren alle geschockt“, erinnert sie sich. „Ich konnte es nicht glauben, dass er das gerade gesagt hatte. Aber er machte wirklich Witze über die Nazi-Öfen und das Töten von Menschen.“

„Das war sein Humor“

Anlass der Anekdote war eine Frage des Moderators Ali Velshi zu den jüngsten Ausfällen und zunehmend wirren Erzählungen des Präsidentschaftskandidaten Trumps. Der hatte zuletzt den fiktiven Serienmörder Hannibal Lecter gepriesen, hatte seine Fans gefragt, ob sie lieber von einer Schiffsbatterie zu Tode geschockt oder von einem Hai gefressen worden seien.

Zumindest die Lecter-Geschichte glaubt Res klar einordnen zu können. „Ich glaube nicht, dass er ihn lobpreisen wollte. Das waren eher Witze, er findet es lustig, dass Hannibal Lecter Menschen gegessen hat“, interpretiert sie. „Das war sein Humor, das war schon in Ordnung.“

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Trump setzt auf jüdische Wähler

Die Anekdote zu den Holocaust-Witzen kommt für Trump zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Gerade hatte er versucht, den anhaltenden Gaza-Konflikt und die zunehmend distanzierte Position seines Konkurrenten Joe Biden zum eigenen Vorteil zu nutzen, warb um die jüdischen Wähler. Und hatte sich sogar als „besten Präsidenten für die Juden“ bezeichnet.

Dabei sei schon sein Bekenntnis zum Christentum eigentlich heuchlerisch. „Dass er nun seine Religiosität betont, ist absoluter Unfug. Er hat Weihnachten gehasst, weil er dann auch nur ein einziges Mal im Jahr in die Kirche musste“, bekundet Res. „Er ist Agnostiker, vielleicht sogar Atheist. Er machte sich über religiöse Menschen gnadenlos lustig. Er hielt sie für dumm.“ Allerdings glaube auch die religiöse Rechte in den USA eher an den Hass auf Homosexuelle und andere Minderheiten, statt an Jesus Botschaft der Liebe, glaubt sie. „Deshalb wählen sie ihn ja auch.“

Abrechnung mit dem Ex-Chef

Barbara Res hatte bis 1998 für Donald Trump gearbeitet, bevor sie wegen seines Umgangs mit Angestellten und vor allem Frauen mit ihm brach. In ihrem 2020 erschienen Buch „Tower of Lies“ rechnete sie mit Trump ab. Schon bei seiner ersten Präsidentschafts-Kandidatur 2016 warnte sie ausführlich vor ihrem ehemaligen Chef.

Der aktuelle Präsidentschaftskandidat Trump unterscheide sich aber noch einmal erheblich von dem Donald Trump, für den sie damals gearbeitret habe, stellt sie klar. „Er hat damals mit sich reden lassen, hat zugehört und Ratschläge angenommen. Er wusste, dass es Menschen gibt, die zu einem Thema mehr wussten als er“, erläutert sie. „Das ist vorbei. Er hört auf niemanden mehr. Er glaubt wirklich, dass er alles besser weiß als alle anderen. Man kann ihn nicht mehr kontrollieren.“

Quellen:MSNBC, New York Times

 

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