Rekord-Entdeckung im Weltall: Das ist das hellste Objekt im Universum. Warum wurde es 40 Jahre lang übersehen?

Ein Forscherteam das hellste Objekt im Universum entdeckt. Dabei hielten Astronomen den Riesen-Quasar zunächst für etwas ganz anderes.

Was wurde jetzt entdeckt?

Der Doppelchampion des Universums! Der Quasar mit der Bezeichnung J0529-4351 ist das hellste Objekt, das Astronomen bislang gefunden haben – 500 Billionen mal so hell wie unsere Sonne. Rund 17 Milliarden Sonnenmassen soll das gigantische Objekt bereits in sich vereinen – und es wird unaufhörlich schwerer, dank eines schwarzen Lochs in seinem Zentrum. Das wiederum, ein zweiter Rekord, scheint das gefräßigste und am schnellsten wachsende seiner Art zu sein. Jeden Tag nimmt seine Masse um die einer weiteren Sonne zu, berichten Wissenschaftler im Fachmagazin Nature Astronomy.

Was ist eigentlich ein Quasar?

Quasare tragen ihren Namen, weil sie „quasi-stellare“ Objekte sind – man könnte auch sagen: Quasi-Sterne. Doch wo ein echter Stern als heiße, leuchtende Gaskugel wie die Sonne daherkommt, kann man sich den Quasar eher als eine Art wild wirbelnden Leucht-Doughnut vorstellen – mit einem schwarzen Loch in der Mitte. Die hell leuchtende „Akkretionsscheibe“ besteht aus Gas oder fester Materie, die von dem schwarzen Loch angezogen wurde und nun in einem zerstörerischen Wirbel rotiert. Innerhalb dieser Scheibe entsteht sehr viel Reibungsenergie, die abgestrahlt wird. Deshalb erscheinen Quasare so hell. Typischer Weise bilden sie das riesige heiße Zentrum einer Galaxie.SpaceWebbTelescope 10.33

Wie spürt man Quasare auf?

Um Quasare zu erforschen, setzen Astronomen eine breite Auswahl von Instrumenten ein: Bodengebundene Teleskope, die sichtbares Licht, Infrarot- oder Radiowellen auffangen, ermöglichen es, Quasare so zu sehen, wie sie vor hunderten Millionen oder sogar wenigen Milliarden Jahren ausgesehen haben. Der Quasar in der Galaxie „Markarian 231“ ist der erdnächste bis heute entdeckte. Da er rund 581 Millionen Lichtjahre weit von der Erde entfernt ist, zeigen die Bilder von ihm seine Gestalt vor mehr als einer halben Milliarde von Jahren. Teleskope können die Strahlung der Quasare sogar nach Wellenlängen aufspalten und so deren Zusammensetzung, Temperatur und Dynamik mittels dieser sogenannten Spektroskopie aufdecken.

Den präzisesten Blick haben fliegende Observatorien wie das Hubble- und das James Webb-Weltraumteleskop, denn sie werden nicht durch die Erdatmosphäre behindert: Die irdische Gashülle kann bestimmte Arten von Licht verschleiern oder blockieren. Aus dem Orbit lassen sich daher noch klarere Bilder im Ultraviolett-, Röntgen- und Infrarotspektrum aufnehmen. Die Kombination der bodengebundenen und weltraumgestützten Instrumente ermöglicht es, Quasare im gesamten elektromagnetischen Spektrum zu untersuchen. Dieses Gesamtbild liefert Einblicke in die „Kinderstube“ des Universums, Informationen über die Eigenschaften schwarzer Löcher und die Entwicklung von Galaxien.

Aber warum hat man den hellsten Quasar des Universums erst jetzt entdeckt?

Weil er fälschlicherweise als normaler und nicht mal besonders weit entfernter Stern klassifiziert wurde. Die Entdeckung des hellsten Quasars im Weltall ist wie ein Krimi: Das Leuchtobjekt J0529-4351 wurde schon 1980 auf Bildern des Schmidt Southern Sky Survey der Europäischen Südsternwarte (ESO) identifiziert. Um die sehr seltenen Quasare zu finden, werden so große Bereiche des Himmels beobachtet und vermessen, dass dabei riesige Datenmengen anfallen. Diese können fast nur noch mit Hilfe von künstlicher Intelligenz, also lernender Software, ausgewertet werden.

Doch manchmal sind diese Modelle überfordert, wenn ein Himmelsobjekt auftaucht, das so groß, hell oder ungewöhnlich ist, dass das System es mit nichts anderem vergleichen kann – wie im Falle des Riesenquasars J0529-4351. Er wurde per Computeranalyse als zu hell für einen Quasar eingestuft und stattdessen als gewöhnlicher und relativ naher Stern einsortiert. Erst 2023 erkannte man ihn mit Hilfe des Siding Spring Observatory in Australien als Quasar. Weitere Strahlungsanalysen des Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) in der chilenischen Atacamawüste lieferten jetzt die entscheidenden Daten, dass es sich um das hellste Objekt im ganzen Weltall handelt.

Wie viele Quasare kennt die Astronomie?

Quasare gehören zu den seltenen Objekten im Weltall  – aber mehr als eine Million Quasare haben Astronomen schon mithilfe moderner Methoden entdeckt und katalogisiert. Wie viele dieser besonderen Form von schwarzen Löchern es im Universum tatsächlich gibt, lässt sich bislang aber noch nicht abschätzen. 

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