Skoda frischt den Kamiq auf. Neben marginalen optischen Retuschen rüstet die tschechische VW-Tochter das Infotainment auf, auf Wunsch gibt es LED-Matrix-Licht und der stärkere der beiden 1,0-Liter-TSI-Motoren erhält eine PS-Spritze.
Da sage noch einer, dass ohne einen Elektromotor heutzutage nichts mehr geht. Der Skoda Kamiq ist erst seit 2019 auf den Markt und hat sich in diesem Zeitraum mit 351.200 verkauften Einheiten zur Nummer zwei des tschechischen Autobauers aufgeschwungen. Und das trotz des konventionellen Antriebs mit einem Verbrennungsmotor. Der Vollständigkeit willen: Die Nummer eins ist natürlich der Octavia. Dass das kleine SUV den Nerv der Kunden trifft, ist keine große Überraschung, da diese Fahrzeugart sich gerade in Deutschland einer großen Beliebtheit erfreut. Beweise gefällig? Zwischen Garmisch und Flensburg entschieden sich bislang circa 58.000 Autofahrer für den Skoda Kamiq. Damit hängt Deutschland sogar die Heimat des Tschechen-SUVs um etwa 17.000 Stück ab.
Skoda spielt auch bei der Modellpflege des Kamiq den üblichen Trumpf aus. Der heißt Raum. Wie seine beiden Konzernverwandten Seat Arona und VW T-Cross basiert der tschechische Crossover auf dem MQB-Baukasten, ist aber mit 4,24 Metern um 13 Zentimeter (T-Ctross) beziehungsweise neun Zentimeter (Arona) länger. Deswegen ist der Kofferraum mit einem Fassungsvermögen von 400 Litern nach wie vor ordentlich. Legt man die Lehnen der Rückbank um, werden 1.395 Liter daraus. Dass die Skoda-Verantwortlichen nicht an dieser Erfolgsformel rütteln, ist wenig verwunderlich. Dennoch gibt es ein paar optische Veränderungen. Unter anderem steht der Kühlergrill jetzt senkrechter im Wind, was dem Crossover einen bullig-rustikaleren Auftritt bescheren soll. Dass es jetzt den Ausstattungsextras mehr Pakete anstelle von Einzeloptionen gibt, entschlackt die Produktion und senkt die Kosten.
Technisch tut sich mehr. Beim Kamiq hält die Evo2-Generation der TSI-Motoren Einzug. Also agiert das von uns gefahrene 1.0-Liter-TSI-Dreizylinder-Aggregat nach dem effizienten Miller-Zyklus (arbeitet mit hoher Kompression), hat einen Turbolader mit variabler Turbinengeometrie (VTG) und eine variable Steuerung der Ein- und Auslassventile. Neue Zehn-Loch-Injektoren spritzen das Luft-Kraftstoff-Gemisch mit bis zu 350 bar Druck in die Brennräume der Zylinder und ermöglichen zugleich eine gleichmäßigere Verbrennung über ein breiteres Drehzahlband. Das wirkt sich günstig auf den Verbrauch aus, den Skoda mit 6,2 Liter pro 100 Kilometer angibt. Nach unserer Testfahrt meldete der Bordcomputer 6,6 l/100 km.
Auch die Leistung legt gegenüber dem Vorgänger um 4 kW / 5 PS auf 85 kW / 115 PS zu. Noch wichtiger ist, dass die volle Leistung jetzt bei 5.500 U/min erreicht wird, also 500 Touren früher als bisher. Auch das Plateau des maximalen Drehmoments von 200 Nm ist um 500 U/min verlängert und endet jetzt bei 3.500 U/min. Das verbessert die Fahrbarkeit deutlich. Natürlich reißt man mit einem Dreizylinder keine längsdynamischen Bäume aus, aber man kann locker im Verkehr mitschwimmen und oft im sechsten Gang der Handschaltung verweilen. Wenn es dennoch mal forcierter vorangehen soll, liefert das Aggregat einen akustischen Arbeitsnachweis ab, was aber nie wirklich störend wird. Nach 10,2 Sekunden erreicht der Kamiq aus dem Stand die 100-km/h-Marke und beschleunigt weiter bis maximal 195 km/h. Wie gesagt, alles nicht rekordverdächtig, aber man mutiert keineswegs zu einer rollenden Schikane, die vorwitzige Fahrer eines Mittelklasse-Modells dazu animiert, sich das Heck des Skodas aus nächster Nähe zu betrachten und mit der Lichthupe für eine angemessene Beleuchtung zu sorgen. Das Fahrwerk ist alles andere als weichgespült und meldet Querrillen zuverlässig. Dass die Karosserie nicht nervig nachwippt, ist die angenehme Konsequenz dieser Abstimmung.
Dass der Skoda Kamiq auf Wunsch jetzt LED-Matrix Scheinwerfer bekommt (850 Euro Aufpreis bei der Ausstattungsvariante Selection, Serie bei Monte Carlo), stellt einen echten Fortschritt dar. Das Cockpit ist mittlerweile digital und der zentrale Touchscreen bis zu 10,2 Zoll groß (Serie 8,2 Zoll). Im Zusammenspiel mit den ebenfalls virtuellen Instrumenten, bei denen man die Navigationsanzeige spiegeln kann und so ein Head-up-Display entbehrlich macht. Die Einbindung des Smartphones per Apple CarPlay klappte drahtlos genauso gut wie per Kabel. Vermeintliche Kleinigkeiten wie 15-Watt-Ladeschalen oder USB-C-Anschlüsse, die mit 45 Watt Strom in die Geräte pumpen (bisher 15 Watt), runden das Infotainment-Erlebnis ab. Allerdings verabschiedete sich während der Fahrt das Infotainmentsystem. Nach einer kurzen Zeit startete das System neu und verrichtete seinen Dienst bis zum Ende der Testfahrt problemlos. Skoda verweist darauf, dass es sich bei den getesteten Fahrzeugen um Vorserienfahrzeuge handelt. Bis zum Marktstart Ende Februar sollten diese Probleme ausgeräumt sein. Bleibt zum Schluss noch der Preis. Die Selection-Version des Skoda Kamiq mit dem 1.0-Liter TSI Motor kostet mindestens 28.250 Euro, wer mit fünf Gängen 70 kW / 95 PS zufrieden ist, zahlt 24.390. Euro.