„Reifezeugnis“ von 1977: Nacktszenen bald verboten? NDR äußert sich zum Skandal-„Tatort“

Weil sie bei den Dreharbeiten noch minderjährig war, will Nastassja Kinksi die Nacktszenen im „Tatort: Reifezeugnis“ von 1977 verbieten lassen. Nun hat sich der verantwortliche Sender NDR dazu geäußert.

Nastassja Kinski war erst 15 Jahre alt, als sie 1976 für die „Tatort“-Folge „Reifezeugnis“ vor der Kamera stand. Damals sorgte der öffentlich-rechtliche Krimi für einen Skandal: Sie spielte eine Schülerin, die mit einem verheirateten Lehrer eine Affäre eingeht, war in zahlreichen Szenen nackt zu sehen. Das junge Alter der Schauspielerin kümmerte damals offenbar niemanden, doch nun geht Kinski gegen die pikanten Szenen vor: Wie der NDR dem stern bestätigt, hat ihr Anwalt sich an den Sender gewandt, mit der Forderung, einige Szenen aus dem „Tatort: Reifezeugnis“ nicht weiter auszustrahlen.

Der Sender werde sich dazu fristgerecht verhalten, heißt es von der Pressestelle. Kinskis Anwalt hatte dem „Spiegel“ gesagt, eine rechtswirksame Einwilligung zu den Nacktszenen als Minderjährige sei ausgeschlossen. „Nastassja Kinski war damals faktisch ohne Begleitung am Set, als die Szenen gedreht wurde“, wird der Anwalt zitiert. 

Der heikle „Tatort“ wird vorerst nicht ausgestrahlt

Kinski geht gegen Reifezeugnis vor 13.18Für den NDR, der die Folge produziert hat und auch Rechteinhaber ist, könnte die Sache heikel werden. Seit der Anwaltspost von Kinski prüft der Sender etwa, auf welchen Plattformen der „Tatort“ aktuell abrufbar ist. „Wir sind im Gespräch mit Lizenznehmern, um den Film bis zur Klärung des Sachverhalts auch von Streamingplattformen zu nehmen“, so der NDR. Wenn Kinski Erfolg hat, wäre der Film ohne die Nacktszenen wohl nicht mehr ausstrahlbar. Doch noch mehr Sorgen dürften dem Sender eventuelle andere, womöglich ähnlich gelagerte Fälle aus vergangenen Jahren machen. „Im NDR findet eine juristische Prüfung statt sowie eine Abschätzung möglicher Folgewirkungen“, teilt der Sender dem stern mit.  

Eine Ausstrahlung der Folge in der ARD sei bis auf Weiteres nicht vorgesehen. Eine Sache bleibt jedoch unverändert: Der Sender wirbt auf seiner Website weiterhin mit einem zweifelhaften Zitat des NDR Fiktion-Chefs Christian Granderath für den Skandal-„Tatort“. „‚Reifezeugnis‘ mit Nastassja Kinski war in den Siebzigern eine sexuelle Initiation für sehr viele männliche Jugendliche. Auch deswegen ist dieser ‚Tatort‘ zur Legende geworden,“ ist dort zu lesen. 

Dass die damals minderjährige Kinski als „sexuelle Initiation“ für junge Männer im öffentlich-rechtlichen Fernsehen angepriesen wird, scheint beim NDR kein Problem zu sein. „Das Zitat des NDR Fiktion-Chefs stellt eine Einordnung in den zeitlichen Kontext der 70er Jahre und keine Bewertung dar“, kommentierte der Sender.

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