Böse Buben, böse Monster oder doch lieber familienfreundliche Pixar-Unterhaltung? Diese Filme wollen im Juni in die Kinos locken.
Im Juni ist noch nichts vom möglichen Kino-Sommerloch zu spüren. Gleich zu Beginn des neuen Monats stehen die „Bad Boys“ in Teil vier der Reihe nicht nur vor der Wahl „Ride or Die“ – der Film beantwortet womöglich auch die Frage, ob Will Smith (55) noch eine Zukunft in Hollywood hat. So sehr dessen Gefühle bekanntlich während der Oscars 2022 verrückt spielten, so chaotisch geht es auch im Animationsfilm „Alles steht Kopf 2“ wieder im Gehirn der Hauptfigur Riley zu – die Pubertät lässt grüßen. In „The Bikeriders“ leben derweil Tom Hardy (46) und Austin Butler (32) ihren Freiheitsdrang aus, während Oscarpreisträgerin Lupita Nyong’o (41) in „A Quiet Place: Tag eins“ ebenfalls Reißaus nimmt – nicht vor den eigenen Problemen, sondern vor blutrünstigen Aliens.
„Bad Boys 4: Ride or Die“, 5. Juni
Das chaotische Polizei-Duo Mike Lowrey (Smith) und Marcus Burnett (Martin Lawrence, 59) muss sich für einen vierten Fall zusammenraufen. Dieses Mal kommen die beiden einem gewaltigen Korruptionsfall auf die Schliche, der sich bis tief in die Polizei von Miami erstreckt. Ehe sie sich versehen, werden sie zu den Zielen der vermeintlichen Gesetzeshüter und müssen als Outlaws versuchen, die Sache geradezubiegen.
Einschätzung:
Ein vergleichbarer Wirbel, wie es noch bei „Bad Boys 3“ der Fall war, dürfte der vierte Streich nicht erzeugen. Immerhin lagen zwischen Teil zwei und der Rückkehr von Mike und Marcus in Teil drei stolze 17 Jahre. Und auch die Story von „Ride or Die“ ist wohl kein Anwärter auf den Oscar für das beste Originaldrehbuch. Aus einer anderen Sichtweise ist „Bad Boys 4“ aber höchst interessant: Es ist der erste Streifen, der nach Will Smiths Ohrfeige gegen Komiker Chris Rock (59) produziert wurde. Was die Frage aufwirft: Überwiegt die Neugierde und Freude über Smiths Rückkehr – oder ist er aufgrund seines Gewaltausbruchs zum ewigen Kassengift verkommen? Der Erfolg oder Misserfolg von „Bad Boys 4“ könnte über die weitere Karriere des Stars entscheiden.
„Alles steht Kopf 2“, 13. Juni
Wir kehren in den Kopf des nun frischgebackenen Teenagers Riley zurück – genau zu dem Zeitpunkt, an dem das Hauptquartier plötzlich abgerissen wird, um Platz für etwas völlig Unerwartetes zu schaffen: neue Emotionen! Freude, Kummer, Wut, Angst und Ekel, die seit langem erfolgreich Rileys Kopf managen, sind sich nicht sicher, was sie fühlen sollen, als Zweifel auftaucht. Und es sieht so aus, als ob sie nicht die einzige Neue ist!
Einschätzung:
Mit „Alles steht Kopf“ war Pixar 2015 ein Geniestreich gelungen. Auf ungemein charmante Weise erklärte der Film dem jungen Publikum, wieso auch negative Emotionen ihre Daseinsberechtigung haben. Und nicht nur nah am Wasser gebaute Erwachsene dürften die eine oder andere Träne verdrückt haben – Stichwort: Bing Bong! Ob Teil zwei vermag, genug neue Facetten zur liebevollen Geschichte des Vorgängers hinzuzufügen, wird sich erst zeigen müssen. Die Voraussetzungen dafür sind jedenfalls mehr als gegeben, denn: Wo spielen die Emotionen verrückter als in einem pubertierenden Teenager?
„The Bikeriders“, 20. Juni
Bennys (Butler) Leben dreht sich Mitte der 1960er-Jahre um genau zwei Dinge: die Leidenschaft für den Motorrad-Club der Vandals unter Anführer Johnny (Hardy) und die Liebe zu seiner Frau Kathy (Jodie Comer, 31), die ihn vom ersten Moment an als den unzähmbaren Rebellen akzeptiert, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hat. Doch ihre hingebungsvolle Beziehung wird im Laufe der Jahre zunehmend auf die Probe gestellt, denn Benny hat sowohl dem charismatischen Johnny als auch seiner Frau die Treue geschworen. Schon bald werden die Vandals nicht nur immer größer, sondern auch gefährlicher.
Einschätzung:
Johnny, Benny, 60er Jahre und heiße Öfen: Für „The Bikeriders“ hat Regisseur Jeff Nichols (45) vermeintlich ganz tief in die Klischeekiste gegriffen. Doch wer die bisherigen Werke des Filmemachers kennt, weiß, dass es bei ihm stets etwas ruhiger zugeht, als es das jeweilige Genre des Films vermuten lässt. Das war unter anderem schon beim Sci-Fi-Film „Midnight Special“ mit Michael Shannon (49) und Joel Edgerton (49) so – und ist auch beim Duo Hardy/Butler nicht anders. Kleine Vorwarnung an alle „Sons of Anarchy“-Fans.
„A Quiet Place: Tag eins“, 27. Juni
In „A Quiet Place“ von 2018 befand sich die Menschheit nach einer Alien-Invasion am Rande der Auslöschung – doch wie ist es überhaupt zum Niedergang der Zivilisation gekommen? Dieser Frage geht „A Quiet Place: Tag eins“ nach: Die New-Yorkerin Sam (Nyong’o) wird wie alle anderen Bewohner der Metropole von einem plötzlichen Angriff monströser Kreaturen überrascht. Die Ungetüme können zwar nichts sehen, sind durch ihr geschärftes Gehör aber dennoch die perfekten Raubtiere: Wer in ihrer Nähe auch nur einen Mucks von sich gibt, ist dem Tod geweiht. Haben Sam und ihre Mitstreiter, darunter der junge Mann Eric („Stranger Things“-Liebling Joseph Quinn, 30) auch nur den Hauch einer Chance?
Einschätzung:
Mit dem Horrorstreifen „A Quiet Place“ war „The Office“-Star John Krasinski (44) fulminant der Durchbruch als Regisseur gelungen. Bereits mit Abstrichen im Verlauf des Films und erst recht im zweiten Teil von 2020 zeigte sich jedoch auch, dass sich das Alleinstellungsmerkmal der Handlung schnell abnutzt. Mit „Tag eins“ die Anfänge der Alien-Attacke zu zeigen, bietet viele nervenaufreibende Situationen, aber auch ebenso großes Frustpotenzial: Als Kenner der Vorgängerfilme weiß man mehr als die Protagonisten und dürfte zudem die meisten Spannungsmittel zur Genüge gesehen haben. Was dennoch für das Prequel spricht: Oscarpreisträgerin Nyong’o, die schon in „Wir“ (und gleich in Doppelrolle) ihre Horrortauglichkeit bewiesen hat.