Besucher der EM-Spiele im Hamburger Volkspark sollen nach den Plänen des Senats mit Bussen und Bahnen anreisen. Die CDU glaubt nicht daran und warnt vor einem Verkehrschaos.
Das Mobilitätskonzept des rot-grünen Hamburger Senats für die Fußball-EM stößt in der Bürgerschaft auf heftige Kritik der CDU. Dass während der Spiele am Volksparkstadion für Zuschauer keine Parkplätze zur Verfügung gestellt werden und die Anreise allein über Busse und Bahnen erfolgen solle, sei ein „weltfremder Ansatz“, sagte Fraktionschef Dennis Thering der Deutschen Presse-Agentur. Er warf dem Senat vor, „die Mobilität rund um die Fußball-EM wie ein Dorffest zu organisieren“.
Laut Senatsantwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage Therings sieht das Konzept der UEFA und der EURO 2024 GmbH für die Fußballeuropameisterschaft eine überwiegende Anreise mit dem Umweltverbund vor. „Am Stadion und an der Fan Zone sind keine regulären Parkplätze vorgesehen“, heißt es darin. Dies sei eine „dezidierte Vorgabe für das Host City Konzept der UEFA und der EURO 2024 GmbH“.
Die CDU stellt dies infrage: So gebe es in anderen EM-Austragungsorten sehr wohl Parkplätze direkt an den Stadien – etwa in Köln, Dortmund, München, Schalke, Stuttgart und Düsseldorf.
CDU befürchtet Verkehrschaos bei EM
Thering bemängelte auch, dass von den laut Senat 4700 am Stadion vorhandenen Parkplätzen knapp 3000 von der UEFA für besondere Besuchergruppen reserviert seien. Neben den Mannschaften, Schiedsrichtern und Medienvertretern gehören dazu auch VIPs, UEFA-Offizielle und Gäste. „Die vorhandenen Parkplätze während der Fußball-EM den Fußball-Fans außer den VIPs nicht zur Verfügung zu stellen, hat mit Umwelt- und Klimaschutz zumindest überhaupt nichts zu tun“, sagte er.
Fans, die mit dem Auto anreisen, würden trotzdem versuchen, mit ihren Fahrzeugen so nah wie möglich ans Stadion zu gelangen. „Im Ergebnis werden die Anwohner im unmittelbaren Umfeld des Volksparkstadions insbesondere in Bahrenfeld, Lurup und Osdorf unter dem zusätzlichen Parkplatzsuchverkehr leiden“, warnte Thering.
Zudem seien die Kapazitäten der im EM-Mobilitätskonzept genannten P+R-Anlagen an den Bahnhöfen bereits durch die normale Nutzung begrenzt und damit als vollständiges Ersatzangebot ungeeignet. Die durchschnittliche Auslastung der Anlagen im Hamburger Stadtgebiet stieg demnach im ersten Quartal dieses Jahres auf 69 Prozent – beim P+R-Parkplatz am Stadion-nahen S-Bahnhof Bahrenfeld liege sie bei 98 Prozent. „Der Shuttlebus vom Bahnhof Othmarschen ist bereits zu Bundesligaspielen überlastet und wird durch zwangsweise zusätzliche Nutzer während der Fußball-EM dann wohl kaum besser funktionieren“, sagte Thering.
Mobilitätskonzept soll überarbeitet werden
Hamburg brauche ein funktionierendes Verkehrskonzept zur EM „und kein grünes Wolkenkuckucksheim“, sagte Thering. „Daher fordere ich Bürgermeister (Peter) Tschentscher (SPD) auf, umgehend ein neues realistisches Mobilitätskonzept zu erarbeiten mit Anreizen statt Verboten.“ Ein entsprechender Antrag der CDU soll in der nächsten Bürgerschaftssitzung in zwei Wochen beraten werden.