Luxusuhren: Die neue Gold-Lust: Neun Gründe für den Boom des Edelmetalls

Gold ist als Wertanlage weit verbreitet und beliebt. Ähnlich sieht es mit teuren Uhren aus. Und Golduhren? Die erleben im Moment einen Aufschwung. Neun Fakten rund um die Schmuckstücke.

1. Schmuck der Königinnen

Noch erhalten: Von Patek Philippe stammt die erste Armbanduhr der Schweiz
© PR

Uhren sind Männer­sache? Tatsächlich trugen zuerst Frauen eine Armbanduhr. Schon Queen Elizabeth I soll die Zeit von ihrem Handgelenk abgelesen haben – im 16. Jahrhundert! 1810 gab Caroline Murat, Königin von Neapel und jüngste Schwester Napoleons, eine Uhr mit Goldgehäuse bei Abraham-Louis Breguet in Auftrag. Zwar ging das Modell nicht in Serie, doch schrieb man Breguet zu, Erfinder des ersten Armband-Modells zu sein. Später griffen andere Marken die Idee auf, etwa 1868 Patek Philippe. Und Männer? Sie trennten sich erst Anfang des 20. Jahrhunderts von ihren Taschenuhren.

2. „Gold steht für Handwerkskunst“

Jean-Bernard Forot, Heritage-Chef der Uhrenmarke Piaget erklärt die Gold-Lust

Das Jubiläumsmodell: Die „Polo 79“
© Piaget PR

Herr Forot, Piaget arbeitet seit der Firmengründung vor 150 Jahren vor allem mit Gold. Aus welchem Grund?
Gold steht für Handwerkskunst. Nicht nur das Aussehen ist besonders, sondern auch seine Beschaffenheit. Man kann es schmelzen, formen, prägen, es sogar zu feinstem Mesh, also zu einer Art Netz, verarbeiten. Mit Edelstahl wäre das nicht möglich.

Zum Jubiläum legen Sie eine Uhr aus den 1970ern neu auf, die „Polo 79“. Was zeichnet dieses Modell aus?
Die Uhr markiert einen besonderen Moment in der Firmengeschichte, das Golden Age, denn mit der „Polo“ eroberten wir erstmals den US-Markt. Zwar war das Modell vom Pferdesport inspiriert, doch richtete es sich nicht an die Athleten, sondern an die illustren Zuschauer. Zu ihnen gehörte die Schauspielerin Ursula Andress. Sie machte die Uhr berühmt.  

Retro-Chic: Ursula Andress (r.) mit der „Polo 79“
© Piaget PR

Warum fasziniert Gold noch immer?
Wir erleben gerade ein Revival der 70er- und 80er-Jahre, damals waren Golduhren beliebt. Ihr Retro-Charme bringt sie nun zurück. Allerdings hat die „Polo 79“ kein Quarzwerk mehr, sie tickt jetzt mechanisch.

3. Das teuerste Titanic-Andenken ist eine Golduhr

Auch mehr als 100 Jahre nach dem Untergang ist die Faszination für das berühmte Schiff unge­brochen – ebenso wie die Geldmacherei. Gerade wurde eine ­Taschenuhr für die Rekordsumme von 1,4 Millionen Euro versteigert. Sie gehörte John Jacob Astor IV, dem reichsten Passagier an Bord. Er ertrank bei dem Unglück, seine schwangere Frau rettete sich in ein Beiboot. Bei seinen Hab­seligkeiten fand man die Uhr aus 14 Karat Gold der ­Marke Waltham, die nun ein US-Sammler gekauft ­hat. Die Uhr löst damit das bisher teuerste ­Andenken ab: eine Geige für 1,2 Millionen  Euro.

4. Stilvorbilder

© Michael Buckner/Penske Media

Der kanadische Schauspieler Ryan Gosling kann einfach alles tragen, seit er als Ken in „Barbie“ in Neonleibchen und Pastell-Shorts auftrat. Aktuell zeigt er sich gern mit seiner Tag-Heuer-Golduhr, die er zu bunten Anzügen kombiniert. Zwar galten Golduhren lange als Zuhälter-Style und Inbegriff von Prolligkeit, doch auch unzwie­lichtige Typen können sie mit vielerlei kombinieren. Zu Schwarz wirken sie edel, zu grelleren Farben lässig-cool. Ob man in ein teures Vollgold-Modell investiert oder sich nur eine vergüldete Plastikuhr umschnallt: Auf die Haltung kommt es an. 

5. Prominente Sammlerin

© Image Press Agency/NurPhoto/Shutterstock  Partnerlook: Die Rolex-Yachtmaster Modelle der Beckhams
© Dave Hogan / Hulton Archive

Tick it like Beckham: Das Ex-Spice-Girl steht auf Uhren. Schon bei ihrer Verlobung 1998 legten sich Victoria und ­David Beckham – wie posh! – goldene „Yacht-Master“-­Modelle von Rolex an. Heute besitzt die Mode­unter­nehmerin viele Modelle aus dem Edelmetall, darunter den „Chronomat Automatic 36 Victoria Beckham“ aus ihrer ­Kooperation mit Breitling.

 

6. Karat hat Format

Das Gewicht eines Edelsteins sowie der Goldgehalt eines Schmuckstücks werden in Karat angegeben. Zur Berechnung geht man von 24 Einheiten aus. Findet man die Prägung 18 KT, besteht ein Geschmeide aus 18 Teilen Gold. Die übrigen sechs werden zur Stärkung beigemischt. Schmuck aus 24 KT gibt es nicht, dafür ist das Edelmetall zu weich und formbar. In Europa sind 18 KT üblich, in Indien auch 22 KT.

7. Kein Leichtgewicht

Der Aufbau einer „Deepsea“
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Der Bolide unter den Golduhren stammt in diesem Jahr von Rolex. Die Marke setzt auf eine Vollgold-Version der Taucheruhr „Deepsea“, die 322 Gramm wiegt und damit eines der schwersten Unterwassermodelle auf dem Markt ist. Doch ob jemand tatsächlich mit der Uhr abtauchen wird, scheint fraglich. Sie ist weniger Werkzeug als prunkvoller Schmuck. Trotzdem hält sie in 3900 Meter Tiefe dem Wasserdruck stand. Dafür sorgt ein Ringlock-System, das aus dickem Saphirglas, Titanboden und Innenring besteht. Zum Marianengraben wird man es mit der „Deepsea“ nicht schaffen, aber immerhin bis zur 3800 Meter tief liegenden „Titanic“.

8. Schmuckes Gold

Fast die Hälfte des jährlich verwendeten Goldes, immerhin knapp 2190 Tonnen,wird für die Herstellung von Schmuck und Uhren eingesetzt. Auch Zentralbanken decken sich mit dem Edelmetall ein (24 Prozent). Das übrige Gold wird als Investment oder für die Industrie genutzt.

 

9. Golduhren als Wertanlage

Sechs Fragen an Jean-Philippe Bertschy von der Schweizer ­Vontobel Bank.

Warum steigt der Goldpreis seit Monaten?
Die Kriege in der Ukraine und in Gaza haben großen Einfluss auf die ­Wirtschaft und das Weltgeschehen. In ­unsicheren Zeiten ist Gold ein sicherer und defensiver Wert. Auch die Zentral­banken setzen darauf, ebenso Länder, die sich ­derzeit gegen mögliche Sanktionen ­absichern wollen.

Warum vertrauen die Menschen wieder auf Gold?
Man kann es haptisch greifen, es hat einen reellen Wert. Das ist nicht zu unterschätzen und wird auch bei vielen Investoren im ­Hinterkopf eine Rolle spielen.

Auch die Uhrenindustrie setzt verstärkt auf Gold. Eine dauerhafte Kehrtwende zum Edelmetall? 
Die Uhrenwelt hat während der Pandemie profitable Jahre erlebt, aber der große Boom ebbt ab. Begehrt sind noch immer Prestigemarken wie Rolex, Patek Philippe, Audemars Piguet, Richard Mille und Cartier. Der Trend geht aktuell zu sehr teuren Uhren, das hoch­preisige Segment boomt. Weniger Edelstahl, dafür Diamanten und Vollgold.

Taugen Golduhren als Wertanlage?
Es gibt Sammler, die nach besonderen ­Golduhren suchen. Je exklusiver das Modell und bekannter die Marke, desto mehr taugt eine solche Uhr als Wertanlage. Interes­­-sant ist, dass einige Schmuckmarken im ersten Quartal 2024 gewachsen sind. Ich vermute, dass es mit den stark gestiegenen Preisen der Luxusmode zusammenhängt.

Inwiefern?
Marken wie Chanel haben bei Taschen wie der „2.55“ die Preise angezogen und sie ­innerhalb weniger Jahre sogar verdoppelt. Viele Kundinnen fragen sich, ob sie diese Summe nicht besser in ein Schmuckstück oder eine Uhr investieren sollten statt in eine Handtasche.

Gold gewinnt also zunehmend an ­Bedeutung?
Luxus wird aktuell nur von Superluxus ­getoppt. Je exklusiver und hochpreisiger, desto besser. Deshalb erlebt auch Gold eine neue Blüte. 

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