Maximilian Krah: Der Spitzel-Kandidat

Bis vor Kurzem galt Maximilian Krah noch als einer der einflussreichsten Köpfe der AfD. Nach Korruptionsvorwürfen und dem Spionageverdacht gegen einen Mitarbeiter wird er nun zunehmend zum Problem für die eigene Partei. Ein Kurzporträt.

Maximilian Krah gerät zunehmend unter Druck. Die Festnahme und Spionageaffäre einer seiner Mitarbeiter kommt für den AfD-Spitzenkandidaten kurz vor der Europawahl am 9. Juni zur Unzeit (mehr dazu lesen Sie hier). Selbst aus der eigenen Partei häufen sich nun kritische Stimmen. Dabei sind die Korruptionsvorwürfe gegen Krah und der Spionageverdacht gegen seinen Mitarbeiter Jian G. nur die jüngsten Einträge auf einer langen Liste an Skandalen.

Geboren wurde Maximilian Krah 1977 in Sachsen. Seine Mutter war Sonderschulpädagogin, Vater Peter Krah arbeitete zu DDR-Zeiten als Ingenieur; später nach der Wiedervereinigung dann als Referent im sächsischen Innenministerium. So wuchs der junge Maximilian in Dresden auf, legte dort sein Abitur ab, studierte Rechtswissenschaften und promovierte an der TU Dresden. Im Anschluss studierte er den Master of Business Administration an der London Business School und der Columbia Business School in New York. 

Bis vor einigen Jahren arbeitete der heute 47-Jährige in Dresden auch noch als Teilhaber einer Kanzlei. Dort vertrat er unter anderem die Männer, die 2016 vor einem Supermarkt im sächsischen Arnsdorf einen irakischen Flüchtling an einen Baum fesselten. Außerdem war er Hausanwalt der Piusbruderschaft, einer fundamentalistischen und ultrakonservativen Vereinigung innerhalb der katholischen Kirche. Seit Anfang dieses Jahres tritt Krah nicht mehr als Rechtsanwalt auf. Er selbst behauptet, er habe die Zulassung aus Zeitmangel zurückgegeben.

 Krah Widersprüche 17:58

Maximilian Krah: Wechsel von CDU zu AfD

Parallel zu seiner Zeit als Anwalt begann Maximilian Krahs steile politische Karriere. 2016 tratt er nach 25 Jahren aus der CDU aus. Grund hierfür war laut eigener Aussage die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel. Er wäre mit den Jahren „nationaler“ geworden, weil es den Deutschen immer schlechter gehe, erklärte Krah bei öffentlichen Auftritten. Kurze Zeit später wechselte er zur AfD. 

Dort verbreitete Krah fragwürdige Theorien über Masseneinwanderungen und Geschlechterrollen und verunglimpfte immer wieder Minderheiten wie Geflüchtete und Teile der LGBTQ+-Community. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stufte einige seiner Aussagen bereits als völkisch-nationalistisch, islam-, fremden- und verfassungsfeindlich ein. 2018 unterstützte Krah laut Bundesamt für Verfassungsschutz die als rechtsextrem eingestufte Gruppe „Ein Prozent“. Zudem pflegt er Kontakte zur rechtsextremen Denkfabrik „Institut für Staatspolitik“ sowie zur Identitären Bewegung. 

In einem „Manifest“ hat Krah seine extremen Haltungen in diesem Jahr verschriftlicht. Darin propagiert er eine massenhafte „Remigration der nicht Integrationswilligen und -fähigen“. Dies könne gelingen durch den Abbau des Sozialstaates, Investitionen in Herkunftsländern und die „Durchsetzung der deutschen Kultur“.

Seine völkische Auffassung zur Bevölkerungspolitik vertritt er auch im Umgang mit der politischen Konkurrenz. Einer deutschen Ministerin warf er vor, die Regierung werde durch Menschen wie sie „kulturell afrikanischer“. Darüber hinaus behauptete er: „Korruption korreliert mit Kultur und Kultur mit Ethnie.“ Konsequenzen zog seine Partei danach nie.

Der „Schampus-Max“ von Dresden zieht nach Straßburg

Mit seiner rechtspopulistischen Haltung findet Krah Anklang im rechten politischen Lager. Auch wenn er sich optisch mit seinen teuren Uhren und schicken Anzügen von seiner potenziellen Wählerschaft abgrenzt. Krah fühlt sich wohl im Dresdener Bürgertum, zeigt sich in sozialen Medien auf Bällen und postet Fotos aus teuren Restaurants. Parteifreunde nennen ihn daher auch „Schampus-Max“.Kommentar Krah 15:40

Im Mai 2019 zog Krah als Abgeordneter ins Europaparlament ein. Dort wurde er gleich zweimal in nur fünf Jahren von seiner Fraktion „Identität und Demokratie“ suspendiert. Erst wurde ihm im 2022 mangelnde politische Loyalität vorgeworfen. Anfang 2023 kamen erstmals Korruptionsermittlungen ins Spiel. Auch seine russlandtreuen und prochinesischen Haltungen sorgen immer wieder für Aufsehen. 2019 stimmte er beispielweise gegen eine Resolution gegen die chinesische Unterdrückung der Uiguren. 

Trotz allem wurde Krah im Juli 2023 auf dem Europaparteitag in Magdeburg mit deutlicher Mehrheit zum Spitzenkandidaten der AfD zur Europawahl 2024 gewählt. Das wird er trotz der Spionageaffäre vorerst wohl auch bleiben, allerdings eher im Hintergrund. Die beiden Parteichefs Alice Weidel und Tino Chrupalla sollen ihn gebeten haben, dem Wahlkampfauftakt fernzubleiben. Vom Spitzenkandidaten mit viel Rückenwind ist Krah wohl zur Belastung der eigenen Partei geworden.

Quellen:Zeit (I), Zeit (II), Spiegel, Frankfurter Rundschau, Tagesspiegel, Maximilian-Krah.eu,netzpolitik.org

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