Kremierung, Streubeet, Diamant: Darf ich mein totes Haustier im Garten vergraben – und was kostet eine richtige Tierbestattung?

Eine Tierbestattung kann in Deutschland eine richtige Trauerfeier und eine Beisetzung auf einem echten Friedhof sein. Manches ist jedoch verboten. Ein Einblick in die Welt der Tierbestatter und Krematorien.

Unser Kater ist bei uns zu Hause beerdigt. Nachdem er damals mit seinen gut 18 Jahren gestorben war, haben wir ihn an seinem Lieblingsplatz im Garten unter dem Rasen vergraben. Moment mal – darf man das eigentlich? Und wie laufen Tierbestattungen heute eigentlich in Deutschland ab? Was wäre passiert, wenn wir den toten Kater nach dem Einschläfern bei der Tierärztin gelassen und nicht wieder mit nach Hause genommen hätten?

Tierbestattungen sind in Deutschland ein Thema, für das sich mehr und mehr Menschen interessieren. Kein Wunder – leben hierzulande doch etwa 34 Millionen Hunde, Katzen, Kleintiere und Ziervögel, wie der Industrieverband Heimtierbedarf Mitte April bekannt gab. Sehr viele dieser Tiere sind regelrechte Familienmitglieder.

Tierbestattung: Vom Grab unterm Rasen bis zum Diamanten ist vieles möglich

Aber was tun Besitzer, nachdem die Katze, der Hund oder das Pferd gestorben ist? Die Trauer ist oftmals groß. Kann eine Abschiedszeremonie und eine Beisetzung auf einem Tierfriedhof oder in einem Streubeet helfen, den Verlust zu bewältigen? Hier ein paar Fragen und Antworten zum Thema Tierbestattung.

Darf ich mein verstorbenes Tier im Garten vergraben?

Zurück zu unserem Kater: Ja, man darf sein Haustier im heimischen Garten beerdigen, wenn man Regeln beachtet. 

So muss das Tier-Grab mindestens 50 Zentimeter tief sein und es darf nicht an öffentlichen Plätzen, Straßen oder Wegen liegen. Unerlässlich ist auch ein sicherer Abstand zu Brunnen oder öffentlichen Gewässern. Wer zur Miete wohnt, muss seine Vermieter um Erlaubnis fragen. 

Aber Vorsicht: Zuweilen gelten besondere Vorschriften in der jeweiligen Gemeinde. Fragen dazu kann auch das örtliche Veterinäramt beantworten.

Generell verboten ist das Beerdigen von Haustieren im Garten, wenn dieser in einem Wasserschutzgebiet liegt. Auch das Vergraben des toten Körpers in einer Plastiktüte ist nicht erlaubt. Wenn überhaupt, sollte man Behältnisse verwenden, die sich zersetzen, wie etwa Stoff oder Holz. 

Dass es hier um kleinere und mittelgroße Tiere geht, versteht sich von selbst. Sollte es an einer ansteckenden Krankheit gestorben sein wie etwa Tollwut, ist die Bestattung im eigenen Garten ebenfalls untersagt.

Einfach seine tote Katze in der Mülltonne zu entsorgen ist zudem ebenso verboten, wie sie im Stadtpark zu verbuddeln.

Und wenn ich das tote Tier nach dem Einschläfern in der Tierarztpraxis lasse?

Ein totes Tier kann auch in der Tierarztpraxis verbleiben – die Veterinäre werden es dann der Tierkörperbeseitigung übergeben, wo auch Schlachtabfälle oder tote Zirkustiere landen. Die Kosten sind regional unterschiedlich und werden zumeist mit zweistelligen Beträgen angegeben, angefangen bei etwa 20 Euro.

Wie viel Tierbesitzer für die Beseitigung des toten Körpers zahlen müssen, lässt sich in der Tierarztpraxis erfragen. Viele Menschen empfinden es allerdings als pietätlos, ihren geliebten Hausgenossen einfach in eine Art seelenloses Recycling zu geben.

Sind Tierfriedhöfe ein neues Phänomen?

Nein, ganz und gar nicht. Abgesehen von rituellen Tierbestattungen und Einbalsamierungen, etwa in der Antike, gibt es in unserer modernen Zeit schon seit Langem das Bedürfnis, Haustiere ähnlich wie Menschen zu beerdigen. 

Ein besonders bekanntes Beispiel ist der Hartsdale Pet Cemetery bei New York, der 1896 von dem New Yorker Tierarzt Samuel Johnson eröffnet wurde. Das Areal, auf dem bis heute etwa 80.000 Tiere ihre letzte Ruhe gefunden haben, steht auf dem Besuchsprogramm vieler New-York-Touristen. 

Bei Paris ist der Cimetière des Chiens von 1899 weltberühmt – und denkmalgeschützt. Einen wichtigen Unterschied gibt es aber zu Bestattungen von Menschen: Tiere werden in der Regel eingeäschert.

Wie viele Tierfriedhöfe gibt es in Deutschland?

Etwa 120 Tierfriedhöfe zählt der Bundesverband der Tierbestatter (BVT) deutschlandweit. In den meisten Fällen werden die toten Körper kremiert, also verbrannt, bevor ihre Asche bestattet wird. Laut BVT geschieht das in bundesweit etwa 30 Tierkrematorien. Die Zahl der Tierbestatter in Deutschland wachse seit Jahren, sagt Carsten Weber, Zweiter Vorsitzender des Verbandes. Aktuell seien es rund 200 Tierbestatter bundesweit. 

Weber betreibt selbst ein solches Unternehmen, Pax Animalis aus Darmstadt. Die wachsende Zahl der Haustiere und der Stellenwert, den sie in vielen Familien haben, begründet auch eine steigende Nachfrage nach Tierbestattungen. Inzwischen sei der Markt sogar umkämpft, wie Webers Branchen-Kollege Arndt Nietfeld sagt. Er ist Inhaber und Geschäftsführer der Rosengarten-Tierbestattung.

Wie kann ich mir eine Tierbestattung vorstellen?

Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten, denn die Möglichkeiten sind sogar noch zahlreicher als bei Beerdigungen von Menschen. 

So kann man beispielsweise das eingeschläferte Tier beim Veterinär von Bestatter abholen lassen oder es selbst zu einem Tierkrematorium bringen. Dabei gibt es die Wahl, ob es zusammen mit anderen oder individuell eingeäschert wird.

Bei einer Einzelkremierung erhalten die Besitzer die Asche ihres Tiers zurück, beispielsweise in einer Urne. Die Asche kann man verstreuen oder auf einem Tierfriedhof bestatten. Mancherorts sind auch gemeinsame Grabstellen für Urnen von Mensch und Tier möglich.

Nach einer Gemeinschaftskremierung, also der gleichzeitigen Einäscherung mehrerer toter Tiere, wird die Asche auf einem Gedenk-Areal verstreut, das man immer wieder besuchen kann. Unter anderem Pax Animalis und die Rosengarten-Tierbestattungen bieten solche Plätze zum Trauern und Erinnern an.

Tierbestatter veranstalten sogar kleine Trauerfeiern, bei denen das Tier vor der Einäscherung aufgebahrt wird. Besitzer können sich dort versammeln und in aller Stille Abschied nehmen. „Wir bereiten zunächst den Raum vor, in den das Tier gelegt wird“, sagt Weber. Das geschehe mit Kerzen und Blumenschmuck. Besonders emotional sei jüngst der Abschied von einem kleinen Hund gewesen. Um die acht Personen trauerten dabei um den Chihuahua. Etwa eine halbe Stunde hätten die Besitzer von ihrem kleinen Gefährten Abschied genommen, bevor das Tier dann zur Einäscherung gebracht wurde. Im Schnitt kosten solche kleinen, privaten Trauerfeiern 80 bis 100 Euro. Sie sind ohne Trauerredner. 

„Mehr Möglichkeiten als bei der Beerdigung eines Menschen“ – was heißt das?

Tierbestatter bieten auch Erinnerungsstücke an. Das können Schmuckanhänger sein, in die Asche gefüllt wird. Oder ein Pfotenabdruck aus Gips. Sogar Diamanten lassen sich herstellen, beispielsweise aus Teilen der Asche oder des Fells. Solch ein spezieller Edelstein kostet ab etwa 2000 Euro bei einer Katze, erklärt Carsten Weber vom Bundesverband der Tierbestatter.

Mein geliebtes Pferd ist gestorben – kann ich es auch bestatten lassen?

Ja, seit 2017 ist es in Deutschland auch erlaubt, Pferde einzuäschern, wie Arndt Nietfeld von der Rosengarten-Tierbestattung erklärt. Bei seinem Unternehmen gibt es demnach vier geeignete Krematorien. „Die Kremierung eines Pferdes dauert bis zu acht Stunden“, sagt der Tierbestatter.

Wie viel kostet eine Tierbestattung?

Auch das variiert und richtet sich nach dem Gewicht dies Tiers, ob sein Körper abgeholt und einzeln oder gemeinschaftlich kremiert wird. Geht die Urne danach einfach mit nach Hause oder ist eine Grabstelle gewünscht? Wie lange soll die Liegezeit auf einem Tierfriedhof sein?

Preislisten und Kostenbeispiele finden sich auf den Seiten der Anbieter. „Beim Tod einer Katze kostet das Rundumpaket mit Abholung des toten Tiers aus der Tierarztpraxis, der Überführung ins Krematorium, der Kremierung plus eine Urne in mittlerer Preisklasse etwa 300 bis 400 Euro“, rechnet Tierbestatter Weber vor. „Rund 100 Euro günstiger ist es bei einer gemeinschaftlichen Einäscherung.“

Bei einem Pferd bis 150 Kilogramm kostet beispielsweise die Einzelkremierung bei Rosengarten-Tierbestattung 990 Euro.

Was müssen Tierbestatter können und wie viel verdienen sie?

Tierbestatter ist kein Lehrberuf, erklärt Arndt Nietfeld. Die Gehälter in der Tierbestattung seien vergleichbar mit denen im Lebensmitteleinzelhandel.

Wer bei Rosengarten arbeiten will, müsse ein spezielles IHK-Qualifizierungsprogramm durchlaufen. Sein Unternehmen stellt auch Quereinsteiger ein, wie er berichtet. Diese kämen beispielsweise aus dem tiermedizinischen Bereich. Geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, sei manchmal gar nicht so einfach. Denn sie müssen einerseits tierlieb und andererseits auch fähig sein, mit trauernden Tierbesitzern zu kommunizieren. „Tierbestatter ist eine sinnstiftende Tätigkeit“, sagt Nietfeld. „Es ist nicht unser Ziel, dass die Menschen nicht mehr traurig sind, wenn ihr Tier stirbt. Aber sie sollen mit einem guten und tröstenden Gefühl nach Hause gehen.“

Warum wollen Menschen ihre Tiere überhaupt bestatten lassen?

Rosengarten-Inhaber Nietfeld beobachtet seit Jahren, wie sich der Stellenwert von Haustieren wandelt. Damit ändere sich auch die Art, wie man sich von ihnen verabschiedet. „Früher kam der Hund mit auf die Jagd oder war der Hofhund, Katzen waren zum Mäusefangen da“, sagt er „Jetzt gehört der Hund zur Familie“. Eine würdevolle Bestattung sei vielen Menschen wichtig.“PAID China geklonte Tiere 20.30

Er hat über die Jahre auch extreme Beispiele erlebt, wie das eines Ehepaares, dessen Haus abbrannte. Der Hund sei dabei im Keller erstickt. Nietfeld erinnert sich noch heute, dass die Trauer um den Hund den Schmerz über den Verlust des Hauses überwog. „Er war wie ein Kind für die Leute“. 

Welche Menschen lassen ihre Tiere kremieren und auf einem Tierfriedhof beerdigen?

Generell gibt es offenbar keine typischen Kunden, ergaben die Recherchen für diesen Artikel. Zu ihnen kommen junge Leute, ältere, Familien und Singles, sagt Weber. Unterschiede bestünden jedoch zwischen städtischen und ländlichen Gebieten. „In Deutschland ist die Nachfrage in Ballungsräumen größer als auf dem Land, wo Menschen auch Gärten haben, in denen die ihre Tiere beerdigen können“, beobachtet der Tierbestatter.

Kremiert werden zu 98 Prozent Hunde und Katzen, erzählt er aus seiner Erfahrung. Manchmal sind es aber auch andere Haustiere wie Meerschweinchen. „Oder sogar einmal Koi-Karpfen.

Quellen: Rosengarten-Tierbestattung, Pax Animalis, Bundesverband der Tierbestatter, Deutsche Friedhofsgesellschaft, „Frankfurter Allgemeine„, Arag, Industrieverband Heimtierbedarf, Tierkörperbeseitigung Thüringen, NTV.de, Hartsdale Pet Cemetery

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