Ein belgischer Immobilienmakler versucht das Unmögliche: Er will einen alten Landsitz der Rothschilds, der lange auch dem König von Marokko gehörte, für 425 Millionen Euro vermitteln. Damit wäre das Château d’Armainvilliers der teuerste Hausverkauf der Welt.
Häuserinserate im dreistelligen Millionenbereich gibt es recht viele. Da wäre etwa das Herrenhaus „The Holme“ im Londoner Regent’s Park, das Penthouse im New Yorker Wolkenkratzer 432 Park Avenue oder die ehemalige Villa von Jack Warner in Beverly Hills. Doch ein sogenanntes „Off Market“-Inserat stellt sie wohl alle in den Schatten. Wie „Mansion Global“ berichtet, will der aktuelle Besitzer das französische Château d’Armainvilliers für unglaubliche 425 Millionen Euro verkaufen. Um wen es sich dabei handelt, ist nicht bekannt. Der Verkäufer aus dem mittleren Osten soll den Makler Ignace Meuwissen mit dem Verkauf beauftragt haben, der das Anwesen nur einem kleinen Kreis anbietet und wohl nicht öffentlich inseriert.
Sollte dem Belgier die Vermittlung zu diesem Preis gelingen, wäre die Übergabe des Château d’Armainvilliers einer der teuersten Hausverkäufe der Welt. Bisher wechselte kaum ein Haus, Palast oder Penthouse für annähernd so viel Geld den Besitzer. Nur ganz wenige Anwesen und Wohnsitze waren bei deren Bau mutmaßlich teurer, oft wird etwa das Antilia-Gebäude von Mukesh Ambani genannt. Dort wohnt der Bauherr aber noch selbst, es wurde nie verkauft.
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Erst Burg, dann Revolution, dann Rothschilds
Ursprünglich war das Schloss Armainvilliers eine Burg und wurde erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt. Sie war damals der Sitz der Herren von Tournan und Gretz-Armainvilliers und anderen Adeligen, bis die Anlage während der Französischen Revolution teilweise zerstört wurde. Im 19. Jahrhundert wurde es von einer adeligen Familie restauriert, ab 1877 gehörte es zum Imperium der Rothschilds.
Baron Edmond James de Rothschild baute das Anwesen und die umliegenden Ländereien aus, viele Anbauten stammen aus dieser Zeit. Etwa 100 Jahre später ging das Anwesen an den König von Marokko. Zuletzt wurde es 2008 für etwa 200 Millionen Euro an einen unbekannten Käufer aus dem mittleren Osten veräußert, manche Quellen nennen den bahrainischen Geschäftsmann Esam Janahi als aktuellen Besitzer.
Das Angebot des Château d’Armainvilliers umfasst laut „De Rijkste Belgen“ heute etwa 1000 Hektar Land. Das Haus bietet demnach 100 Zimmer auf drei Etagen, 17 Schlafzimmer, einen Frisörsalon, ein Hamam, Ställe für bis zu 50 Pferde, Unterkünfte für Bedienstete und unterschiedlichste Bauten, die sich auf dem weitläufigen Gelände verteilen. Das Haus soll außerdem eine Zahnklinik, eine Apotheke und mehrere medizinische Einrichtungen enthalten – die Idee könnte zum Teil noch aus der Zeit des Ersten Weltkriegs stammen, als die Anlage als Krankenhaus genutzt wurde.
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Der König von Marokko hinterließ Spuren
Aktuell ist das Haus mit marokkanischer Innenausstattung eingerichtet und hat sich seit seinem königlichen Vorbesitzer kaum verändert. Das liegt wohl daran, dass es seit 2008 nicht genutzt wurde, wie Makler Ignace Meuwissen verriet. Die „Daily Mail“ schreibt, dass das Anwesen außerdem ein üppiges Tunnelnetzwerk namens „The Metro“ zu bieten hat. Dort sollen unter anderem Lagerräume und Küchen zu finden sein.
Laut Makler macht auch die Lage das Anwesen so spannend, berichtet „Mansion Global“ mit Bezug auf eine E-Mail von Meuwissen. Das Château d’Armainvilliers steht etwa 50 Kilometer südöstlich vom Eiffelturm, angrenzend an die Peripherie der französischen Hauptstadt. In die Stadtmitte ist man rund eine Stunde mit dem Auto unterwegs.
Die Ländereien sind etwa dreimal so groß wie der New Yorker Central Park, hinzu kommt ein See. Daher zeichne sich das Grundstück durch „seine enorme Größe und sein Entwicklungspotenzial aus“, schreibt Meuwissen. Er könne sich demnach vorstellen, dass man dort problemlos einen Golfplatz, Wohnungen, Villen und Einkaufszentren bauen könne. Meuwissen hat nach eigenen Angaben auch schon Interessenten, sagte er „Mansion Global“. „Einer aus Osteuropa, drei aus Asien und einer aus der Mongolei“, gab der Makler an.
Etwa 71 Kilometer vom Château d’Armainvilliers entfernt befindet sich der aktuelle Rekordhalter. Dort steht das Château Louis XIV, ein Wohnsitz des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, der es 2015 für etwa 275 Millionen Euro von Cogemad, der Immobiliengesellschaft von Emad Khashoggi kaufte. Emad Khashoggi ist der Cousin des 2018 nach Einschätzung des US-Geheimdiensts CIA auf Befehl von bin Salman ermordeten Journalisten Jamal Ahmad Khashoggi.
„Absurder Preis“
Der Rekord, der durch das Château Louis XIV aufgestellt wurde, würde bei einem Verkauf des Château d’Armainvilliers pulverisiert. Doch es ist unklar, ob Meuwissen diesen Meilenstein erreichen kann. Wie die französische Tageszeitung „Le Figaro“ schreibt, haben Experten Zweifel daran, dass sich für das Anwesen im marokkanischen Stil tatsächlich ein Käufer findet, der den höchsten Preis der Geschichte für dieses Haus bezahlt.
„Le Figaro“ zitiert anonyme Spezialisten für Luxusimmobilien und Schlösser, die den Preis für überzogen halten und das Angebot „absurd“ nennen. Eine Quelle behauptet, bereits vor zwei Jahren die Möglichkeit gehabt zu haben, das Anwesen zu einem „viel niedrigeren“ Preis zu kaufen, aber nicht einwilligte. Ein Verkauf für 425 Millionen Euro würde, so ein weiterer Experte, vermutlich sogar die staatliche Grundprojekt- und Landentwicklungs-Gesellschaft Société d’aménagement foncier et d’établissement rural (Safer) auf den Plan rufen, um eine Überbewertung der Immobilie zu prüfen. Wenn man in Frankreich Land kaufen möchte, braucht man normalerweise die Zustimmung dieser Behörde.