Online-Einschlafhilfen: Na dann, gute Nacht! Warentest verteilt Klatsche an Einschlaf-Apps – welche Programme wirklich helfen

Schlechter Schlaf kann zermürben, antriebslos und krank machen. Auf der Suche nach effektiven Mitteln gegen die Schlaflosigkeit setzen immer mehr Insomnie-Geplagte auf Apps und Online-Programme. Die Stiftung Warentest hat acht von ihnen geprüft.

 

 

Ein Schäfchen, zwei Schäfchen … 3078 Schäfchen – Menschen, die unfreiwillig die Nacht zum Tag machen, sind keine Ausnahmeerscheinungen. Schlafstörungen sind weit verbreitet und es werden immer mehr. In Deutschland leiden sechs Millionen Menschen unter ihnen, wie eine Analyse der Krankenkasse Barma ergab. Das sind sieben Prozent der deutschen Bevölkerung, die mindestens dreimal pro Woche und das über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten so schlecht schlafen, dass es ihr Leben beeinträchtigt. Sie fühlen sich gerädert, sind körperlich wie psychisch weniger leistungsfähig. Online-Programme, ob nun als App oder über Webseite, versprechen den Schlaflosen Hilfe. Mit Erfolg? Die Stiftung Warentest hat acht Online-Einschlafhilfen getestet.

Der Schlaf ist die Zeit, in der sich der Körper regeneriert, der Kopf aufgeräumt wird. Ist der Schlaf dauerhaft gestört, wirkt sich das auf die Gesundheit aus. „Schlafmangel spürt man sehr, sehr schnell“, erklärte Schlafforscherin Birgit Högl dem stern. „Schon nach einer schlaflosen Nacht kann man sehen, dass es zu Beeinträchtigungen in der Entscheidungsfähigkeit, im Arbeitsgedächtnis, im Sprachfluss und in der Emotionsregulation kommt“, sagt sie. Sie rät Menschen, die durch Schlaflosigkeit beeinträchtigt sind, sich früh Hilfe zu holen, da Schlafstörungen die unangenehme Eigenschaft hätten, sich zu chronifizieren. Langfristige Schlafstörungen erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel-Erkrankungen, das Immunsystem wird geschwächt, psychische Krankheiten wie Depressionen können befördert werden.IV Schlafforscherin Högl 09.19

Zwei Online-Einschlafhilfen überzeugen „rundum“

Viele Menschen setzen im Kampf gegen die Schlaflosigkeit auf Apps und andere Online-Programme. Aber taugen die wirklich etwas? Stiftung Warentest wollte es genauer wissen und hat vier Apps gegen Schlafprobleme und vier auf der Webseite abrufbare Programme, die auf der kognitiven Verhaltenstherapie basieren, getestet. Zwei psychologische Gutachter unterstützten bei der Prüfung und bezogen dabei auch Studien zur Wirksamkeit ein. Geachtet wurde bei der Wertung unter anderem auf zugrunde liegende psychologische Modelle und eingesetzte Methoden, die Qualifikation der Entwickler, Schutzmaßnahmen und Nutzungsfreundlichkeit.

Zwei Webseiten-Programme überzeugten „rundum“ und wurden mit „sehr gut“ bewertet. Testsieger sind die Webseiten-Programme von HelloBetter Schlafen und Somnio, die effektiv helfen. Beide sind auch als App verfügbar. Die Programme arbeiten auf Basis kognitiver Verhaltenstherapie. Billig sind die Einschlafhilfen allerdings nicht: HelloBetter kostet 249 Euro, Somnia 464 Euro im Jahr. Da es sich bei beiden Programmen aber um geprüfte digitale Gesundheitsanwendungen handelt, bekommen gesetzlich Versicherte, die eine Diagnose oder ein Rezept vorlegen können, die Programme kostenfrei. Energiekiller im Alltag 16.20

Apps mit „zweifelhafter Schlafanalyse“

Die getesteten Apps sind weit günstiger, kann man sich mit Blick auf die Testergebnisse aber trotzdem sparen. „Sie sind keine gute Hilfe bei Schlaf­problemen und schneiden höchs­tens ausreichend ab“, schreibt Warentest. Die App BetterSleep ist die schlechteste im Vergleich und fällt mit der Wertung „Mangelhaft“ durch. Zweifel hatten die Prüfer unter anderem an der „zweifelhaften Schlafanalyse“, die per Mikrofon-Aufnahme vorgenommen werde. „Wie auf diese Weise Schlafphasen erkannt werden sollen, ist uns ein Rätsel“, so Warentest.

Den kompletten Test können Sie gegen Gebühr auf test.de nachlesen.

Quelle: Analyse Barmer, RKI

Verwandte Beiträge