Was baut Tesla als Nächstes: ein günstiges Elektroauto oder ein selbstfahrendes Robotaxi? Firmenchef Musk scheint alles auf die Robotaxi-Karte zu setzen. Quartalszahlen könnten mehr Klarheit bringen.
Noch vor Kurzem schien Tesla kaum zu stoppen, jetzt steht der Elektroauto-Vorreiter unter Druck. Die Auslieferungen gingen im vergangenen Quartal erstmals seit Jahren zurück, Umsatz und Gewinn dürften folgen, günstigere Konkurrenz aus China ist auf dem Vormarsch. Wie reagiert Firmenchef Elon Musk? Bei der Vorlage frischer Quartalszahlen wird heute mehr Klarheit über die künftige Strategie erwartet.
Die vergangenen Wochen waren turbulent für Tesla. Nach dem Rückgang der Auslieferungen kündigte Musk den Abbau von mehr als jedem zehnten Arbeitsplatz an. Damit dürften mindestens 14.000 Jobs wegfallen – laut Medienberichten könnten es auch rund 20.000 werden. Eine Rückrufaktion beim neuen Pickup „Cybertruck“ enthüllte, dass von November bis April nur knapp 4000 Fahrzeuge des Modells gebaut wurden. Übers Wochenende senkte Tesla abermals die Preise für einige Varianten seiner Modelle.
Das alles zeigt Wirkung auf den Aktienkurs, mit dem auch Musks Vermögen schwankt. Die Aktie fiel am Montag auf den tiefsten Stand seit Januar 2023. Seit Jahresbeginn büßte sie mehr als 40 Prozent ihres Werts ein. Tesla war damit allerdings immer noch gut 450 Milliarden Dollar wert – etwa neun Mal mehr als die Autoriesen Ford und General Motors, die jeweils rund 50 Milliarden Dollar auf die Waage bringen.
Musk: Tesla nur „zwischen zwei Wachstumswellen“
Musk hatte vor einigen Monaten noch darauf beharrt, dass Tesla nur „zwischen zwei Wachstumswellen“ sei. Eine entscheidende Rolle sollte demnach einer neuen Fahrzeugplattform zukommen, mit der künftige Tesla-Autos viel effizienter produziert werden könnten.
Auf dieser Plattform stellte Musk ein deutlich günstigeres Modell in Aussicht – sowie ein selbstfahrendes Robotaxi ohne Lenkrad und Pedale. Jüngst kündigte er die Vorstellung des Robotaxis für Anfang August an – sagte dabei aber nichts zum günstigeren Wagen mit Menschen am Steuer, der einigen Marktbeobachtern als wichtigstes Produkt im Wettbewerb mit Elektroautos aus China gilt.
Zugleich vergehen bei Tesla zwischen der Präsentation eines neuen Modells und dem Produktionsstart meist mehrere Jahre. Und mit dem heutigen Stand der Technik beim Assistenzsystem „Autopilot“ erscheint es fraglich, wie schnell Tesla einen wirklich autonomen Wagen auf die Straße schicken könnte.
„Autopilot“ ja, aber nur als Assistenzsystem
Aktuell können Tesla-Fahrer in den USA testweise eine fortgeschrittene „Autopilot“-Version mit dem Namen „Full-Self-Driving“ (FSD, komplett selbstfahrend) nutzen. Anders als der Name es andeutet, macht FSD einen Tesla aber nicht zum selbstfahrenden Auto, sondern es ist weiterhin nur ein Assistenzsystem, bei dem der Fahrer jederzeit zum Eingreifen bereit sein muss, die Kontrolle zu übernehmen. Den Preis der FSD-Software senkte Tesla am Wochenende von 12.000 auf 8000 Dollar.
Der Finanzdienst Bloomberg berichtete zugleich am Wochenende, Tesla könnte die Innovationen aus den neuen Produktionsmethoden auch bei der Fertigung günstigerer Versionen der aktuellen Bestseller Model 3 und Model Y anwenden. Analysten dürften in der üblichen Telefonkonferenz nach Vorlage der Quartalszahlen dazu bei Musk nachbohren.