Lernen von den Stars: Taylor, das Wirtschaftswunder: Studieren wir bald „Swiftonomics“?

Mit ihrer Power kann sie ganze Volkswirtschaften beflügeln. Deshalb entdecken nun auch Ökonomen Taylor Swift. Sie ist nicht der einzige Superstar, der Studierende in die Hörsäle lockt. Auch Kayne Wests Alpträume, Beyoncés Tanzschritte oder Britney Spears‘ Vormundschaftsprozess sind Bildungsgut.

Das Erdbeben kündigt sich bereits an: Im Ruhrgebiet, in Hamburg und in München ziehen schon jetzt die Hotelpreise an, einige haben sich vervierfacht. Richtig rumpeln wird es jedoch erst im Juli, wenn Taylor Swift sieben Konzerte in Deutschland gibt. Der deutsche Hotel- und Gaststättenverband rechnet allein in Hamburg mit 100.000 Fans, die viel Geld in die Kassen von Hoteliers und Gastronomen spülen werden.

Ein Phänomen, das bereits einen eigenen Namen hat: Swiftonomics. Denn Taylor Swift, 34, hat mit ihrer „Eras“-Tournee 1,04 Milliarden-Dollar eingespielt, was sie zur erfolgreichsten Tournee aller Zeit macht – dabei ist gerade erst ein Drittel davon rum. Ihre Fans geben pro Kopf und Konzert im Schnitt 1300 Dollar aus. Was sich in den Geschäftsberichten vieler Firmen niederschlägt: Der Fahrdienstanbieter „Lyft“ verkündete, „ausverkaufte Stadion-Events wie die Taylor-Swift-Konzerte“ hätten zuletzt einen 35-prozentiges Umsatz-Plus ausgelöst.

Die Milliardenumsätze der Sängerin, die so groß sind wie die Wirtschaftsleistung von 35 der 50 US-Staaten zusammengerechnet, machten nun sogar die Ökonomen der US-Notenbank zu Swift-Fans – in einem Konjunkturbericht wiesen sie explizit auf ihre wirtschaftliche Power hin. Und auch die Betriebswirte an den Universitäten sind auf Taylor Swift gekommen: Harvard, Stanford und andere bieten neuerdings „Swiftonomics“-Kurse an.

Die US-Notenbank gab Taylor Swift gute Noten

So starten im Herbst die beiden Ökonomen Megan Wysocki and Mackenzie Shultz an der American University in Washington D.C. ihre Vorlesungen, die sich mit Swifts Geschäftseinfluss beschäftigen, wie etwa auf den Kartenverkäufer Ticketmaster und regionale Wirtschaften. Natürlich sind beide Swift-Fans. „Meine Hoffnung ist es, dass wir mehr Leute für Wirtschaftskurse interessieren, indem wir uns auf jemanden konzentrieren, der so populär ist wie Taylor Smith“, sagt Megan Wysocki. 
Swift ist allerdings nicht der erste Pop-Star, der zu akademischen Ehren kommt, auch andere fanden sich plötzlich als Vorlesungs-Thema wieder:

Alpträumen mit Kanye
Der Rapper und Professor Yassin Asalman lockte 2022 Studenten an die Concordia University von Montreal mit dem Thema „Kanye vs. Ye: Genius By Design“. Dabei ging es ihm aber nicht nur um Kanye West, sondern auch um „Gemeinschaft, Kreativität, Verantwortung, Rechenschaft, Ruhm und geistige Gesundheit, Träume und Alpträume“. Das möchte doch jeder studieren.

Gut und schlecht mit Miley
Miley Cyrus wurde 2014 an New Yorks Skidmore College zum Thema. Genauer: „Die Soziologie von Miley Cyrus: Rasse, Klasse, Geschlecht und Medien“. Wie die verantwortliche Professorin erklärte: „(Cyrus) verkompliziert die Repräsentation des weiblichen Körpers in der Pop-Kultur auf eine Weise, die zugleich gut, schlecht und hässlich ist“. Haben wir’s nicht immer gesagt?

Heldenverehrung mit Harry
Harry Stiles rückte 2022 an der Texas State University in San Marcos in den Focus der Aufmerksamkeit: An seiner Person untersuchten die Studierenden laut Kursbeschreibung die Heldenverehrung von Berühmtheiten, Fankultur, Internetkultur, Mode, Medien, Konsumismus. Die Heldenverehrung von Berühmtheiten in Studiengängen war jedoch kein Thema.

Behindertenrechte mit Britney
Britney Spears wurde 2021 an der William Patterson University in New Jersey Vorlesungsstoff: „#FreeBritney“ hieß der Kurs. Die Sängerin stand damals wegen ihres Vormundschaftsprozesses in den Schlagzeilen – ein Fallbeispiel, an dem sich der Umgang mit den Rechten von Behinderten in den USA studieren ließ, wie die Professorin befand.

Tanzschritte mit Rihanna und Beyoncé
Rihanna und Beyoncé tauchten im Vorlesungsverzeichnis der University Texas Austin gleich im Doppelpack auf: „Beyoncé Feminism, Rihanna Womanism“ nannte der Professor seinen Kurs, in dem er die beiden und ihre Bezüge zum afroamerikanischen Feminismus analysierte. Er hoffte damit, seine Studierenden zu mehr Kreativität anzuregen – „und vielleicht auch ein paar Dance-Moves, um ihnen mehr Ausdrucksmöglichkeiten zu geben, natürlich“.

Und jetzt also die „Swiftonomics“. Wie nachhaltig dieser Trend ist, muss sich allerdings noch zeigen, Experten sind da skeptisch. So erklärte der Ökonom Felix Herrmann, Chefvolkswirt des Vermögenverwalters Aramea, gegenüber „Capital“: Die Geldströme, die Swift hinter sich herziehe, seien nichts anderes als „Displacements Spendings“. Also ein Strohfeuer, das nur kurz und räumlich begrenzt aufflacker3 und letztlich bloß dazu führe, dass die Menschen danach wieder Geld sparen. „Diese zeitliche und regionale Umverlagerung von ökonomischen Effekten ist nichts, wo man als Ökonom drauf schaut und sagt: Oha, hier spielt sich etwas ganz Besonderes ab. Das ist allenfalls ein nettes Partythema.“ Oder eines für die nächste Vorlesung.

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