Immer wieder stoßen Vögel und Fledermäuse mit Windrädern zusammen. Die Folge sind Abschaltzeiten. Ein Forschungsprojekt am Rande der Schwäbischen Alb will das optimieren.
Sie untersuchen Fluglinien von Vögeln, Fledermäusen und Insekten und wollen damit Windkraftanlagen sicherer für Tiere und effizienter für Betreiber machen: Auf dem Windenergietestfeld zwischen Geislingen an der Steige und Donzdorf (Landkreis Göppingen) hat die zweite Phase der Naturschutzforschung „NatForWINSENT-II“ begonnen. Offiziell soll sie am Montag (13.00 Uhr) eröffnet werden.
„Jetzt kommt die spannende Phase“, sagt Frank Musiol, Leiter des Naturforschungsprojekts. Immer wieder kollidieren Vögel und Fledermäuse mit Windrädern. „Schlagopfer“ nennt Musiol das. Um ihre Zahl zu verringern, wird derzeit etwa mit bestimmten Abschaltzeiten von Windkraftanlagen reagiert, was sie weniger effizient macht. Auf dem Windenergietestfeld am Rande der Schwäbischen Alb sollen demnach Möglichkeiten gefunden werden, das zu optimieren.
Überprüft werde etwa die Hypothese, dass Windräder womöglich gar nicht ganz abgeschaltet werden müssen, wenn ein Vogel sich nähert. „Es gibt die Theorie, dass Vögel alles gut erkennen, das so im Geschwindigkeitsbereich ihres Lebens ist“, führt Musiol aus. Womöglich würde es schon reichen, wenn sich die Rotoren langsamer drehen. „Das wäre für Windenergiebetreiber eine wichtige Frage.“
Im Fokus der Naturschutzforschung steht laut Musiol der Rotmilan. Für die Untersuchungen wurden demnach schon einige der Greifvögel mit Sendern ausgestattet, um ihre Bewegungen aufzuzeichnen. Mit Wärmebildkameras würden außerdem die Flugrouten von Fledermäusen aufgezeichnet. Seit dem vergangenen Jahr habe man schon vergleichen können, ob sich das Verhalten durch das reine Aufstellen der Anlagen verändert. Einen messbaren Effekt habe das nicht gehabt, sagt Musiol. Inzwischen drehen sich die Rotorblätter. „Das ist das besonders Spannende: zu gucken, wie sich die Fluglinien verändern in Reaktion auf die Rotoren.“ Außerdem gebe es ein Insektenmonitoring, denn als Futter ziehen Insekten Fledermäuse an.
Das Testfeld „WINSENT“ (Wind Science and Engineering in Complex Terrain) soll nach eigenen Angaben Forschung zu Windkraft in bergigem Gelände ermöglichen. Eröffnet wurde es offiziell im vergangenen September. Dahinter steht das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW). Die Naturschutzforschung läuft demnach begleitend. Beteiligt daran demnach unter anderem die Schweizerische Vogelwarte und das Freiburger Institut für Angewandte Tierökologie.
Zu dem Testfeld gehören dem ZSW zufolge zwei baugleiche Anlagen, sodass Ergebnisse von Veränderungen an einer Anlage mit der anderen abgeglichen werden können. Messmasten vor und hinter den beiden Windkraftanlagen erfassen demnach weitere Daten etwa zum Wetter oder den Flugrouten der Tiere.
Website ZSW