Tennis-Olympiasieger Zverev macht in München einen selbstbewussten Eindruck. Er gibt sich überzeugt, seine hohen Ziele zu erreichen. Er trotzt sogar dem schlechten Wetter.
Als die schweren Tropfen auf den Münchner Center Court prasselten, eilte Alexander Zverev so schnell es ging ins Clubhaus. Mit seiner Flucht ins Trockene widerlegte Deutschlands bester Tennisspieler zumindest eine seiner – nicht ganz ernst gemeinten – eigenen Einschätzungen. „Ich werde langsam alt“, hatte Zverev vor dem Achtelfinale bei den BMW Open geflachst. Der Olympiasieger war nach seinem 27. Geburtstag am Samstag gefragt, damit aber freilich nicht ernsthaft geärgert worden.
Der Weltranglistenfünfte wirkte sehr selbstbewusst und locker, als er sich bei dem Sandplatzturnier im Münchner Norden den Journalisten präsentierte. Am Mittwoch wurde die gute Laune dann nur kurzzeitig etwas getrübt, als Zverevs Auftaktmatch gegen den Österreicher Jurij Rodionov gleich zweimal wegen Regens unterbrochen werden musste. Insgesamt mehr als drei Stunden Warten waren angesagt.
Wie befürchtet hatten die dunklen Wolken reichlich Regen und teils sogar Hagel auf die Anlage am Aumeisterweg geschüttet. Am Morgen hatte es in der bayerischen Landeshauptstadt sogar kurz geschneit – bei ungemütlichen Temperaturen um acht Grad hielt sich der Wohlfühlfaktor für Zverev auf dem Platz in Grenzen. Doch er blieb cool und kam durch ein 7:6 (7:3), 6:2 letztlich souverän weiter.
Und er hatte Spaß. Als er nach dem Matchball noch auf dem Platz gefragt wurde, was er von der guten Stimmung der verbliebenen Fans trotz des Wetters halte, antwortete er: „Ich hätte auch 16 Bier getrunken, wenn ich sechs Stunden Zeit gehabt hätte. Es war eine super Atmosphäre. Super, dass ihr alle da geblieben seid.“
Nach 2017 und 2018 will der gebürtige Hamburger zum dritten Mal in München gewinnen. Sein Blick geht aber weiter. „Ich bin überglücklich über das, was ich schon geschafft habe im Leben. Aber ich möchte hier nicht aufhören“, kündigte er an. Zwei große Ziele bleiben ihm noch, wie er betonte: Die Nummer eins der Welt werden und ein Grand-Slam-Sieg holen. „Ich glaube, dass ich auf dem richtigen Weg bin“, schätzte Zverev ein.
Er erinnerte daran, dass er 2022 ganz nah dran war an der Spitze der Weltrangliste, sich dann aber im Halbfinale der French Open verletzte und lange ausfiel. Im Endspiel der US Open 2020 fehlten ihm nur zwei Punkte, um das Turnier gegen den Österreicher Dominic Thiem zu gewinnen. Auch Thiem war in München am Start, erlebte nach einer langwierigen und nervenzehrenden Handgelenksverletzung beim Erstrunden-Aus aber den nächsten Dämpfer.
Vielleicht dachte Zverev auch an seinen Rivalen aus der Alpenrepublik, als er sagte: „Eine Profikarriere als Sportler muss man sehr schätzen. Je älter man wird, umso mehr versteht man, dass das nicht für immer anhalten wird, dass man nicht für immer dieses Leben führen wird. Manche genießen es, manche genießen es weniger. Ich liebe es. Ich schätze es mehr wert, je älter ich werde. Aber ich bin immer noch nicht alt.“ Dann grinste er breit.
Aus diesem Tennisjahr will Zverev viel Optimismus ziehen. Bei den Australian Open etwa erreichte er das Halbfinale, selbst das relativ frühe Aus zuletzt in Monte Carlo ließ ihn nicht frustriert zurück. „Ich bin mir relativ sicher, dass ich meine Form finden werde“, kündigte er im Hinblick auf die jüngst begonnene Sandplatzsaison mit dem Höhepunkt bei den French Open an.
Und im Sommer steht in Frankreichs Hauptstadt dann Olympia an. Dann will Zverev erneut gut gelaunt um Medaillen spielen – und muss sich zumindest um einstellige Temperaturen wie derzeit in München keine Sorgen machen.
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