Der Abwasch ist schon wieder nicht gemacht – und der Streit damit vorprogrammiert. Gelegentliche Konflikte sind in einer Beziehung völlig normal. Es kommt nur darauf an, wie wir mit ihnen umgehen. Paartherapeut John M. Gottmann weiß Antwort.
„Zwei Menschen lernen sich kennen. Sie lernen sich zu lieben. Und dann machen sie Fehler.“ So heißt es, etwas verkürzt, in einem Song der deutschen Band Provinz. Es ist ein Verlauf, den wohl jeder von uns kennt: Wenn die rosaroten Wolken der ersten Verliebtheitsphase so langsam pastellfarben werden, mischen sich gerne auch mal graue Wolken darunter. Liebe hat so unendlich viele schöne Seiten. Streit ist keine davon. Und trotzdem gehört er zu jeder Partnerschaft dazu – im Kleinen und im Großen.
Wenn es mal ordentlich kracht mit dem Liebsten, ist das also noch lange kein Grund zur Beunruhigung. Fragt man den amerikanischen Paartherapeut John M. Gottmann, ist ein gelegentliches Gewitter im siebten Himmel sogar wichtig. Er zählt zu den renommiertesten Psychiatern in seinem Bereich und schreibt gemeinsam mit seiner Ehefrau Julie Schwartz Gottmann immer wieder Bücher über die glückliche Liebe.
Gesundes Streiten kann man lernen
In ihrem aktuellen Werk geht es um die Konflikte, die wohl jedes Liebespaar von Zeit zu Zeit durchlebt. Gemeinsam zeigen sie auf, warum wir eigentlich immer über die gleichen Dinge streiten, wie ein Streit nicht sofort aus dem Ruder läuft und wie man einen Streit verarbeitet, der mitten ins Herz ging. Dabei machen sie selbst jenen unter uns Hoffnung auf ein Happy End, die sich ständig mit ihrem Liebsten in den Haaren haben. Denn laut Gottmann kommt es nicht darauf an, wie oft ein Paar streitet – sondern wie es mit den Konflikten umgeht. Und das kann zum Glück man lernen.
In der Bildergalerie stellen wir Ihnen die fünf größten Konflikte von Paaren laut den Gottmanns vor – und zeigen Wege aus dem Dauerkonflikt auf.
Und falls doch mal was schief geht, hilft vor allem Verständnis, denn niemand von uns ist perfekt. Gottmann schreibt dazu im Buch: „Wir sind Menschen, und jeder von uns schleppt sein eigenes schweres Gepäck mit – vom Leben, von unserer Kindheit, von früheren Beziehungen. Wir haben Trigger, die immer wieder ausgelöst werden. Große Emotionen, die uns an der Gurgel packen oder ins Herz oder in die Eingeweide treffen – wo immer Sie eine affektive Überflutung spüren mögen. Wir wissen oft nicht, was wir wollen oder brauchen, wir drücken uns nicht klar aus, wir missverstehen einander, wir sagen Dinge, die wir nicht meinen, wir sagen sie auf die denkbar schlechteste Weise.“