Viel befahrene Bahnstrecken sind in der Regel längst elektrifiziert. Aber insgesamt – so bemängeln Verkehrsverbände – stockt der Ausbau.
Beim Bau von Oberleitungen für Bahnstrecken kommt der Bund laut Zahlen zweier Verkehrsverbände kaum voran. Rund 600 Kilometer Elektroleitungen müssten im Jahr eigentlich gebaut werden, damit bis 2030 wie geplant rund drei Viertel des Bundesschienennetzes elektrifiziert sind, wie die Allianz pro Schiene und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) mitteilten. In den vergangenen 13 Jahren kamen im Schnitt lediglich rund 80 Kilometer im Jahr hinzu. Der Bund müsste beim Ausbau fast achtmal schneller werden, um das 75-Prozent-Ziel zu erreichen.
„Das ist, so bedauerlich wir das finden, beim bisherigen Umsetzungsstand gänzlich unrealistisch“, kritisierte Allianz-Geschäftsführer Dirk Flege. Der VDV-Geschäftsführer für den Eisenbahnverkehr, Martin Henke, sagte: „Die Branche wünscht sich einen deutlich schnelleren Fortschritt. Wir halten ein Elektrifizierungsziel von 80 Prozent bis zum Jahr 2035 nicht nur für wünschenswert, sondern auch für realistisch.“
Den Daten zufolge waren im vergangenen Jahr mit 62 Prozent knapp zwei Drittel des Schienennetzes des Bundes mit Oberleitungen ausgestattet. Das war etwa das Niveau des Vorjahres. Weil besonders stark befahrene Strecken längst elektrifiziert sind, liegt der Anteil des Schienenverkehrs, der elektrisch erbracht wird, mit 90 Prozent deutlich höher.